Eine Meinung von Daniel von Hofen
Die Diskussionen um das Tragen von Masken artet nicht erst seit den Debatten und Aktionen dieser Woche aus und überschreitet den Rand des Erträglichen. Oftmals springen Populisten mit Anlauf und Karacho über diesen Rand – um dann zu erklären, es wäre alles nur halb so wild und überhaupt auch gar nicht so gemeint gewesen.
Da werden aber auch gerne mal pauschale Halbwahrheiten rausgehauen, um sich selbst abzufeiern. Kleine Facebook-Videos veröffentlicht, bei denen man sich als unmaskierter Held verkauft. Oder Vergleiche mit Opfern des Nationalsozialismus gezogen, die jede Deutsche und jeden Deutschen vor Scham in den Boden versinken lassen (müssten). Hier zeigen sich Lücken im Bildungssystem der Bundesrepublik. Anscheinend müssen wir für die nächste Pandemie vorsorgen und den Geschichtsunterricht im Stundenplan stärken. Leider verfangen sich viel zu viele Bürgerinnen und Bürger in diesen unzureichenden Erklärungen, Behauptungen und Gerüchten, und bisweilen wird die Realität auch zurechtgebogen, bis es zur eigenen Geschichte passt.
Dabei geht es für einen Großteil von uns – im Gegenteil zu Wirtschaftsbranchen die wirklich unter den Maßnahmen leiden müssen – in erster Linie doch lediglich um das Tragen eines Mund-Nasen-Schutz in manchen Situationen. Eine einfache Regel, die sich in der Corona-Pandemie neben persönlichen Hygienemaßnahmen, wie Hände waschen und Abstand halten, als absolut wirksames Mittel erwiesen hat. Dass genau der vielfach in anderen Bereichen des Lebens, wie zum Beispiel der Flüchtlingskrise, geforderte Rechtsstaat durch das Ignorieren und Umgehen von Regelungen, Gesetzen, Verordnungen und auch gesellschaftlichem Konsens durch eben jene „Verfechter von Rechtsstaatlichkeit“ mit Füßen getreten wird, muss man wohl in die Ablage „Humor“ einordnen.
Es gibt übrigens durchaus Menschen, die aus medizinisch notwendigen Gründen keine Maske tragen können. All diesen Menschen kann man nur “Bleibt Gesund!” wünschen und hoffen, dass sie sich nicht mit dem Corona-Virus oder einer anderen Krankheit infizieren. Nur gut, dass sich die überragende Mehrheit der Deutschen solidarisch zeigt, und auch diese Gruppe durch das Tragen von Masken schützt! Doch die „Wir sind das Volk“-Schreier scheinen sich nur wenig für “ihr Volk”, eben jene kranken Mitmenschen, die Risikogruppen und Alten und Schwachen zu interessieren. Im Gegenteil: Durch die Verweigerung einfache Regeln einzuhalten, zeigen sie nur zu deutlich, was sie von ihren gefährdeten Mitbürgern halten: anscheinend wenig bis nichts!
Und so inflationär all die Maskenverweigerer mit irgendwelchen obskuren Nachweisen ihrer Berechtigung für eine Maskenbefreiung um sich werfen, scheinen “Atteste” in Zeiten von Corona die Beilage einer Wochenzeitschrift gewesen zu sein. Anders kann man den Anstieg an schweren Lungenkrankheiten, massiven Atemwegsproblemen und psychischen Problemen, die eine Befreiung von der Maskenpflicht berechtigen, nicht erklären. Es ist unsolidarisch den Menschen gegenüber, die krankheitsbedingt keine Maske tragen können. Wenn allerdings all die Atteste nachweislich richtig sind, kann man nur sagen: Gute Nacht, Gesundheitswesen! Da kommen Kosten auf uns zu, die die Kosten der Flüchtlingskrise wie Kerwegeld aussehen lassen.
Kann man den Atteste-Hamstern das Gegenteil beweisen? Sicherlich nicht! Anscheinend hat ja ein Arzt nach ausführlicher Untersuchung und entsprechendem Befund auch nach medizinischen Kriterien diagnostiziert und das Attest ausgestellt. Aber es stellt sich die Frage, warum all die attestierten Krankheiten überwiegend nur bei einem bestimmten (politischen) Teil der Bevölkerung auftreten. Und ob die “negativen Auswirkungen” des Maske tragens wirklich so gesundheitlich dramatisch sind, dass man sich nicht mal für einen Einkauf seinen Mitmenschen gegenüber solidarisch zeigen kann. Es gibt genug Punkte, die man an den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie kritisch sehen kann, darf und sollte – und auch ablehnen kann! Darüber muss öffentlich und sachlich diskutiert werden.
Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutz gehört meiner Meinung nach nicht dazu.
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