Besucher und Passanten haben sich vielleicht in den vergangenen Tagen über den ungewöhnlichen Anblick vor dem Haus des Bürgers gewundert, dort steht seit kurzem ein etwa zwei Meter hohes Gebilde. Es handelt es sich dabei um einen öffentlichen Bücherschrank.
Die auch als Tauschbibliothek oder Tauschbücherei bezeichnete wetterfeste Einrichtung ist schlichtweg genial und funktioniert ganz einfach: Interessierte Buchfreunde, die ein Exemplar entnehmen möchten, deponieren dafür einfach ein anderes Buch. So kann jeder Bürger, kostenlos, anonym, unabhängig von Öffnungszeiten und ohne jegliche Formalitäten, quasi rund um die Uhr, Bücher tauschen oder zur Mitnahme anbieten. Ob man die gefundenen Schätze dann behält oder wiederum gegen „neue“ Werke austauscht, bleibt jedem überlassen. Selbstverständlich werden gerne auch Bücherspenden angenommen. Wer zuhause seinen Bestand reduzieren und einige Exemplare loswerden möchte, darf sicher sein, dass sie über die Straßenbibliothek neue dankbare Leser und Besitzer finden. Das Austauschprinzip ist auch für sozial schwächer gestellte Leseratten eine ideale Möglichkeit, um nahezu kostenfrei an Buchmaterial zu gelangen – mit nur einem Startexemplar lässt sich immer wieder für den gewünschten Nachschub an Lesestoff sorgen.
Die Idee zur Unterstützung des Austauschs von Literatur hat ihren Ursprung bereits in den 90ern. Seitdem wurden in vielen Städten und an zahlreichen Standpunkten Bücherschränke zur Verfügung gestellt, teilweise in interessanten Variationen. In Hamburg hat man sogar welche in Linienbussen etabliert. Einige Stadtbüchereien gehen inzwischen teilweise dazu über, nicht mehr benötigte Exemplare in den Tauschbibliotheken zur Verfügung zu stellen.
Das Modell könnte Schule machen – vielleicht werden irgendwann dann auch CDs und sonstige Informationsquellen auf diesem Wege angeboten. Es setzt allerdings auch voraus, dass die Bürger darauf sensibilisiert werden und ein wachsames Auge darauf haben, nicht zuletzt um Vandalismus vorzubeugen.
Der Blieskasteler Bücherschrank, initiiert auf Wunsch und Initiative der Bürgermeisterin, wurde konzipiert und gebaut von der der ZBB gGmbH, Zentrum für Bildung und Beruf Saar gGmbH. Die angefallenen Materialkosten wurden von der Stadtverwaltung getragen. Mit dem Haus des Bürgers am Luitpoldplatz wurde für diesen ersten öffentlichen Bücherschrank in Blieskastel eine zentral gelegene, gut frequentierte Örtlichkeit gefunden, problemlos erreichbar und für jedermann zugänglich. Interessierte Bücherfreunde sind nun herzlich eingeladen, das „Eins-gegen-Eins-Prinzip“ zu leben und nach Herzenslust zu stöbern und zu tauschen.
Uwe Brengel
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