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Mit einem Inzidenzwert von über 1600 bei den Corona-Neuinfektionen liegt das Saarland derzeit bundesweit an der Spitze. Da sich nun auch die Intensivstationen immer mehr fühlen, hat sich Gesundheitsminister Magnus Jung mit einem Appell an die Bürger gewandt. So soll unter anderem wieder verstärkt Maske getragen werden – ansonsten könnten in den kommenden Wochen wieder Zwangsmaßnahmen angewandt werden.

Nur noch selten sieht man in den Geschäften und öffentlichen Gebäuden Menschen, die eine Maske tragen. Und auch getestet wird vor einer Familienfeier oder dem Kinobesuch nur noch von den Wenigsten. Wenn es nach Gesundheitsminister Magnus Jung soll damit nun aber Schluss sein. In einer Pressekonferenz hat er sich an die Saarländer gewandt und zu größerer Corona-Vorsicht aufgerufen.

Nicht zuletzt deshalb, weil sich an den Corona-Zahlen ein Wiederaufflammen der Pandemie nachvollziehen lässt. So liegt die Corona-Inzidenz mittlerweile bei über 1600 Fällen pro 100.000 Einwohner in einer Woche. Dieser Anstieg spiegelt sich auch auf den Intensivstationen, wo mittlerweile saarlandweit über 60 Patienten mit oder wegen Corona hospitalisiert sind. Dabei sind jedoch weniger die Betten an sich das Problem, wie der Vorsitzende der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, Christian Braun, auf der Pressekonferenz erklärte. „Die Zahl der Menschen, die die Patienten versorgen können, das ist die kritische Größe.“ Gerade hier seien die Reserven bereits aufgebraucht. „Uns droht wieder eine Einschränkung planbarer Maßnahmen.“

So weit ist es aber noch nicht, derzeit können die Menschen im Saarland noch vollumfänglich medizinisch versorgt werden. „Es ist noch nicht so dringend, dass wir sofort die juristische Reißleine ziehen können“, sagt Gesundheitsminister Jung. Denn bevor tatsächlich wieder eine Verschärfung der Corona-Verordnung und so beispielsweise eine Einführung der Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden umgesetzt werden kann, müssen zunächst alle milderen Maßnahmen eingesetzt worden sein. Das schreibt das Bundesinfektionsschutzgesetz vor, das vor einige Monaten beschlossen wurde.

So beschränkt sich Jung zunächst auf einen Appell an die Saarländer. „Die Bürger haben es ein gutes Stück selbst in der Hand, wie die Entwicklung der Pandemie in den nächsten Wochen verläuft.“ Ein ganz entscheidendes Instrument sei dabei das Tragen von Masken in Innenräumen, wo Menschen zusammenkommen. „Außerdem ist es wichtig, die Testmöglichkeiten zu nutzen, wenn man beispielsweise eine Veranstaltung besucht.“ Zum Dritten forderte er die Menschen auf, sich impfen zu lassen. Den Arbeitgebern legte er nahe, verstärkt wieder Home-Office einzusetzen. „Oberstes Ziel bleibt, die Handlungsfähigkeit des Gesundheitssystems zu garantieren“, betonte Jung.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die Kontakte um 20% reduziert werden. Das legen zumindest Simulationen nahe, die Pharmazie-Professor Thorsten Lehr von der Saar-Uni bei der Pressekonferenz präsentierte. „Bei diesem Wert schaffen wir eine Stabilisierung in einem handhabbaren Bereich“, so Lehr. Wenn Kontakte jedoch gar nicht reduziert würden, prognostizieren die Berechnungen von Lehr in einigen Wochen eine Inzidenz von 4000 und eine Normalbettenbelegung mit 1500 Patienten, die mit oder wegen Corona ins Krankenhaus kommen. Sollte sich diese Entwicklung in den nächsten Tagen abzeichnen, könnte es tatsächlich zu verpflichtenden Maßnahmen kommen, wie Gesundheitsminister Jung unterstrich. „Wir sind dann auch bereit, die Corona-Verordnung zu ändern und auch wieder eine Maskenpflicht vorzuschreiben.“

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