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Das Saarland ist dem Bundestrend gefolgt und hat mehrheitlich die SPD gewählt. Sowohl bei der Erst- als auch Zweitstimme lagen die Sozialdemokraten teils deutlich vor der CDU. Insgesamt werden künftig neun Saarländerinnen und Saarländer dem neuen deutschen Bundestag angehören. Einer davon ist künftig Esra Limbacher (SPD), der den hiesigen Wahlkreis 299 mit deutlichem Vorsprung für sich entscheiden konnte.

Wie im Wahlkreis 299 gingen auch die weiteren drei Direktmandate an die SPD: Im Wahlkreis 296 Saarbrücken verwies Josephine Ortlieb die ehemalige Ministerpräsidentin des Saarlandes und aktuelle Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit 36,9% der Stimmen deutlich auf Platz 2. Lediglich 25,1% der Wähler gaben „AKK“ ihr Vertrauen. Ein ähnliches Bild gab es im Wahlkreis 297 Saarlouis: Hier trafen mit Außenminister Heiko Maas (SPD) auf Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zwei bundespolitische Schwergewichte aufeinander. Das Rennen konnte Maas für sich entscheiden: der SPD-Politiker holte 36,7% der Stimmen, Altmaier konnte lediglich 28,0% Wähler überzeugen. 

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Wahlkreis 298 St.Wendel ging an Christian Petry (SPD). Mit 35,1% der Erststimmen setzte er sich gegen Nadine Schön (CDU) durch. Die CDU-Kandidatin kam dabei auf 32,1% der Stimmen und lieferte sich saarlandweit noch den engsten Kampf um das Direktmandat – gleichzeitig auch das beste Ergebnis aller CDU-Kandidaten im Saarland. Ein mehr als deutliches Votum gab es dann wieder im Wahlkreis 299 Homburg: Nach seiner knappen Niederlage bei den Wahlen 2017 triumphierte bei den aktuellen Wahlen Esra Limbacher und deklassierte Mandatsinhaber Markus Uhl mit 10,5% Stimmen Vorsprung. 36,6% der Wähler gaben Limbacher das Vertrauen, Markus Uhl kam hier lediglich auf 25,1% der Stimmen.

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Der bisherige CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Homburg, Markus Uhl, hat den Verlust seines Direktmandats im HOMBURG1-Gespräch am gestrigen Abend eingeräumt. Es sei eine „sehr schmerzliche“ Niederlage. Er gratuliere Esra Limbacher herzlich zu dessen Wahlsieg. Ausschlaggebend seien seiner Meinung nach drei Aspekte gewesen. „Zum Einen ist der Großteil des grünen Wählerpotentials vermutlich an die SPD abgewandert.“ Außerdem habe die SPD vom Wahlaufruf des Linken-Fraktionschefs im saarländischen Landtag, Oskar Lafontaine, profitiert. Dieser hatte vor der Wahl dazu aufgerufen, seine Partei im Saarland nicht zu wählen. „Drittens kam natürlich der Bundestrend dazu, der es nicht möglich machte, den Wahlkreis zu gewinnen.“ Uhl möchte jedoch weiterhin politisch tätig bleiben. „Ich bleibe ja weiterhin Ortsvertrauensmann in Erbach-West.“ Wie es darüber hinaus weitergehe, müsse nun in Ruhe überlegt werden. In Bezug auf das schwache Abschneiden der CDU auf Bundesebene sprach Uhl davon, dass die CDU nicht geschlossen genug gewesen sei. „Wir haben es einfach nicht geschafft mit unseren Inhalten durchzudringen.“

[Klick] Das komplette Statement von MdB Esra Limbacher zu seinem Sieg im Wahlkreis 299

Anscheinend hat es die SPD im Wahlkampf hier besser gemacht. In einer ersten Reaktion von Esra Limbacher (SPD) zeigte sich der künftige Bundestagsabgeordnete zufrieden: „Ich glaube das ist ein starkes Ergebnis für die SPD und gibt uns allen jetzt Rückenwind. Es ist klar geworden, die Mehrheit in unserem Land wünscht sich Olaf Scholz als Bundeskanzler.” Mit Rückblick auf die vergangenen Wochen war Esra Limbacher schon zu Beginn des Wahlabends optimistisch: “Ich habe unglaublich viele positive Rückmeldung bekommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir ein gutes Ergebnis einfahren können.“ Diese Vorahnung hat sich schlussendlich auch mehr als bestätigt. Künftig wird also der 32-jährige Jurist die Interessen der Menschen aus dem Wahlkreis in Berlin vertreten.

SPD-Kandidat Limbacher: “Wir müssen für die Arbeitsplätze in der Industrie kämpfen”

Und zeigt sich sichtlich stolz auf das ihm entgegengebrachte Vertrauen: “Die Wählerinnen und Wähler haben mir mit beeindruckender Mehrheit das Vertrauen geschenkt, unseren Wahlkreis in den nächsten 4 Jahren in Berlin zu vertreten. Dafür will ich mich von ganzem Herzen bedanken. Als ich in den Wahlkampf gestartet bin lag die SPD weit zurück, viele haben gesagt „Du wirst das nie schaffen“. Mir ging es damals wie heute um mehr als Umfragen: ich will was bewegen und ein „weiter so“ nicht einfach akzeptieren. Was wir dann in den letzten Monaten erreicht haben war und ist überwältigend. Vor über 15 Jahren hat die SPD es zuletzt geschafft unseren Wahlkreis direkt zu gewinnen. Heute haben Sie mir beeindruckend ihre Unterstützung zugesichert und mich für die kommenden Jahre als Ihren Abgeordneten direkt gewählt.”

Diese Aufgabe geht Limbacher auch direkt an, macht sich in den nächsten Stunden auf den Weg nach Berlin. Denn schon am Dienstag wartet die erste Fraktionssitzung auf das frisch gebackene neue Mitglied des Bundestags. Neben dem politischen Tagesgeschäft warten in den kommenden Tagen und Wochen sicherlich auch viele Gespäche rund um die Koalitionsverhandlungen. Der Stellenwert des Amtes ist sich Limbacher bewusst: “Damit übernehme ich hohe Verantwortung. Nicht nur für diejenigen, die mich gewählt haben, sondern für alle in meinem Wahlkreis will ich in den kommenden, für unsere Zukunft sehr wichtigen Jahren, etwas bewegen. Meine Ziele sind genau die, die ich ihnen in den vergangenen Wochen und Monaten auf Plakaten, in Reden und vielen Gesprächen oder auf digitalen Kanälen versprochen habe: Wir müssen unser öffentliches Gesundheitssystem verteidigen und endlich richtig in die Pflege investieren. Den Klimawandel weltweit, wie vor Ort ernst nehmen und konsequent handeln. Die Entwicklung und Produktion von zukunftsweisenden Technologien bei uns fördern, um unsere Jobs in der Industrie zu erhalten!”

Die beiden Bundespolitiker Peter Altmaier und Annegret Kramp-Karrenbauer werden aber weiterhin ihren Platz in Berlin haben. Über die CDU-Landesliste ziehen beide in den Bundestag ein. Komplettiert wird über das Zweitstimmen-Ergebnis die saarländische Riege der Bundespolitik von Oliver Luksic (FDP), Dr.Christian Wirth (AfD) und Thomas Lutze (LINKE), die ebenfalls über die Landesliste in den Bundestag einziehen.

Bei den Zweitstimmen spiegelt sich das Ergebnis der Erststimmen wieder. Alle vier Wahlkreise gehen an die Sozialdemokraten, die bei einer Wahlbeteiligung von 77,3%, im Vergleich zur letzten Bundestagswahl starke 10,1% Zuwachs erzielen und unter dem Strich auf 37,3% aller Zweitstimmen kommen. Die CDU hingegen muss schmerzliche -8,8% Verluste verkraften und kommt beim vorläufigen amtlichen Endergebnis im Saarland auf 23,6%. Ein Wahldebakel, dessen Ursache eher in Berlin zu verorten ist, wie HOMBURG1-Redakteur Bill Titze in einem Kommentar zur Wahl erörtert.

Was das Ergebnis besonders interessant macht: im Frühjahr 2022 sind die Saarländer erneut zum Gang an die Wahlurne aufgerufen. Am 27.03.2022 finden die Wahlen zum nächsten saarländischen Landtag statt. Ob die SPD ihre guten Ergebnisse des gestrigen Tages auch im neuen Jahr bestätigen kann? Die CDU dürfte sicherlich aus dem vergangenen Wahlkampf ihre Lehren ziehen…

Dieses Direktmandat wurde nicht in der Saarpfalz gewonnen – sondern in Berlin verloren. Ein Kommentar

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1 Kommentar

  1. Auch in meiner Region gab es Wahlkreise in denen die Bewohner außer CDU keine andere Partei kennen. Dessen ungeachtet hat die SPD ihr Rennen gemacht, was ist Herr Laschet für einer? Hat verloren, Volk will nicht von ihm regiert werden, er will es gegen den Willen des Volkes.

    Wir werden sehen was sich nun ergibt. Warum sollte eigentlich die SPD nicht einfach mal für vier Jahre in die Opposition gehen, bei der nächsten Bundestagswahl könnte ihr Vorsprung noch größer sein, außer es findet sich ein Laschet Nachfolger der mit Wumms, wovon ich nicht ausgehe.

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