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Was ebenfalls zur massiven Kritik beigetragen hat, ist die Absicht von Fiege, die Logistikfläche mit einer vollwertigen Ampel an die B423 anzuschließen, so dass der Lastverkehr in beide Richtungen fließen kann. Nach dem seit 2010 gültigen Bebauungsplan sollte Verkehr von der Autobahn nach rechts auf den Zunderbaum und von dort wieder nach rechts in Richtung Innenstadt fließen können. Das fand das Unternehmen nicht für ausreichend. In Absprache mit dem Landesbetrieb für Straßenbau wurde dann eine vollwertige Ampelanlage favorisiert. Das wiederum wird nun von der Homburger Politik und der Stadtverwaltung kritisch gesehen. „Im Prinzip ist jeder im Stadtrat gegen eine Ampel“, versicherte der Stadtrat Jürgen Portugall (CDU). Befürchtet wird eine noch stärkere Belastung der B423 und mehr Staus wegen der zwischengeschalteten zusätzlichen Ampelanlage. Eine solche Lösung wird also zurzeit von den Verantwortlichen in Homburg abgelehnt.

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Aus Sicht von Fiege stellt sich die Situation anders dar: „Alle bisherigen Auswertungen stellen aber die signalisierte Kreuzung weiterhin als die beste Alternative heraus. Dennoch prüfen wir mögliche Alternativen – um nichts unberücksichtigt beziehungsweise ungeprüft zu lassen.“ Die von der Stadt Homburg favorisierte Möglichkeit, statt einer Ampel die Notzufahrt zu öffnen, scheint vom Tisch. Kirkel mache da nicht mit, sagte Bürgermeister Michael Forster. Er wolle dennoch versuchen, Kirkel weiterhin zum Umdenken zu bewegen und hofft auf die Rückendeckung des Stadtrates. Ein solches Einlenken der Nachbarkommune hält die Stadträtin Katrin Lauer indes für illussorisch, sagte sie in Erbach. Vor wenigen Monaten erst – das berichteten wir – waren entsprechende Gespräche zwischen Forster und Bürgermeister Frank John erneut gescheitert. Eine Ampel als Alternative ist für Forster hingegen auch keine Lösung, jetzt, wo der Verkehr wieder normal auf der B423 fließt.

Bei der Informationsveranstaltung auf Einladung der BI Zunderbaum sehen die Kritiker genau hier einen Hebel, an dem man ansetzen könnte, um das Vorhaben zu verzögern und möglicherweise zu kippen. Eine vollwertige Ampel bedarf einer Änderung des Bebauungsplanes, der ja nur eine einfache Lichtsignalanlage vorsieht. Dieser Planänderung bräuchte der Stadtrat einfach nicht zuzustimmen, wurde als eine Option bei der Versammlung diskutiert.

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Die aus der Versammlung vorgeschlagene Rückabwicklung des gesamten Flächenverkaufes kommt aus Sicht der Stadtverwaltung und der Politik wohl nicht in Frage, da sich das Land als Eigentümer und Verkäufer der Fläche und Fiege als künftiger Nutzer ja handelseinig waren. Es bliebe natürlich die Option, dass Fiege selbst einen Käufer findet. Im Falle dessen, dass die Fläche einen anderen Besitzer bekommt, schlug der Ortsvertrauensmann von Erbach-West und Bundestagsabgeordneter Markus Uhl CDU) vor: „Man sollte dann zusehen, dass was anderes kommen könnte.“ Sprich: kein zusätzlicher Logistiker in Homburg. Das eben kritisieren der Nabu, die BI Zunderbaum, Grüne und Linke in Homburg vehement seit langem. Logistik bedeutet aus ihrer Sicht mehr Verkehr, mehr Umweltbelastung und nur wenige, aber prekäre Arbeitsplätze. Am Zunderbaum gebe es bereits genügend Logistik. Andere Stadträte sind gemäßigter, wissen, dass ohne Logistik nichts funktioniert.

Foto: Stephan Bonaventura

In den Diskussionen kristalliserten sich zwei Vorgehensweisen zur Verhinderung der Ansiedlung heraus: Die genaue und kritische Betrachtung der Grundwasserproblematik zum einen und die mögliche Aufhebung des bestehenden Bebauungsplanes. Die BI Zunderbaum sammelt zurzeit eifrig Spendengelder, um einen Fachanwalt in Frankfurt zu beauftragen, der diese Möglichkeit aus juristischer Sicht prüfen soll. Nicht ganz unerheblich dabei ist sicherlich das, was das frühere FDP-Stadtratsmitglied Peter Müller in die Runde gab: „Der Stadtrat müsste einen Beschluss fassen, der besagt: „Wir haben uns geirrt.“ Den aktuellen Räten und Aktivisten gab er mit auf den Weg: „Macht Druck. Sagt, ihr seid hier nicht willkommen.“ Das entspricht klar auch dem Wunsch des Nabu Homburg, wie Winfried Anslinger, gleichzeitig Grüne-Vorstand, verdeutlichte: „Alle Fraktionen sollten beschließen, dass wir Fiege nicht wollen.“

Das gesamte künftige Verfahren für Fiege so unattraktiv wie nur möglich zu machen, gab er als weitere Option in die Runde. Der Vorschlag der BI Sprecher Birgit Schmitz, Axel Wagner und Gerd Braun zur Einrichtung eines Runden Tisches wurde begrüßt, nicht aber der Vorschlag des Ortsvertrauensmannes Uhl, dass er zu diesem ja einladen könnte.

Allenfalls beruhigend an dem Abend der Hinweis des Verwaltungschefs, dass es bislang noch keine Bauanfrage von Fiege gibt, sondern dass es sich bisher lediglich um Gespräche im Rahmen der Vorplanung handelt.

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