Bild: Bill Titze
Anzeige

Der Wahl-O-Mat erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit, Millionen Bürger bearbeiten vor jeder Wahl fleißig den politischen Thesenkatalog. Und sind dann mehr oder weniger überrascht mit welcher Partei sie die meisten Übereinstimmungen haben. So ging es vielleicht auch dem ein oder anderen Schüler, der an der Diskussionsveranstaltung „Wahlomat – Du Hast die Wahl“ im Blieskasteler Von der Leyen-Gymnasium teilnahm.

Lange musste man die Jugendlichen nicht bitten. Kaum war die Fragerunde eröffnet, schossen auch schon die ersten Finger in die Höhe. „Was soll denn bei der Digitalisierung der Schulen passieren?“ war die erste Frage, die aus dem Publikum kam. Eine klassische Schüler-Frage an die Politik. Doch es ging an diesem Morgen in der sonnendurchfluteten Aula des Blieskasteler Von der Leyen-Gymnasiums durchaus auch um Themen, die in den vergangenen Jahren vermutlich nicht unbedingt in Schülerköpfen herumkreisten.

Anzeige

Hintergrund war natürlich der Ukraine-Krieg und seine Konsequenzen, die auch die Jugendlichen offensichtlich stark beschäftigen. So spielte die Energiepolitik bei der Diskussionsveranstaltung anlässlich der saarländischen Landtagswahl eine wichtige Rolle. Ein Schüler äußerte Sorge über die massiv angestiegenen Spritpreise, die aus seiner Sicht zu einer sozialen Verwerfungen führen könnten. Es war einer der wenigen Momente, bei denen sich wirklich alle eingeladenen Politiker einig waren. „Hier muss was passieren“, so der Tenor. Während die Vertreter der Ampel-Parteien in ihren Antworten keine konkreten Maßnahmen in den Vordergrund rückten, forderten Linken-Politiker Florian Spaniol und CDU-Landtagskandidat Christopher Salm in selten gekannter Eintracht die Senkung der Mehrwertsteuer für Kraftstoff.

Bild: Bill Titze

Es waren gerade diese, für den ein oder anderen Schüler vielleicht etwas überraschenden Momente, die den Reiz der Veranstaltungen ausmachten. So zum Beispiel auch, als zum Erstaunen der Schüler sich fast alle Politiker skeptisch gegenüber einer allgemeinen Impfpflicht zeigten. Durchaus nicht nur aus Sicht der jeweiligen Partei, sondern aufgrund persönlicher Abwägung. „Lange Zeit war ich für die Impflicht, aber ich bin jetzt selbst am Hinterfragen, ob das bei der Omikron-Variante noch Sinn macht“, erklärte die Grünen-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, Lisa Becker. Aber nicht nur aus gesundheitlicher Sicht wurde die Impfpflicht infrage gestellt. „Als Jurist mache ich hinter der Impfpflicht ein ganz großes Fragezeichen“, bemerkte etwa CDU-Mann Salm. Und Marcel Mucker von der FDP, zeigte sich skeptisch hinsichtlich der Umsetzung. „Die Gesundheitsämter sind ja jetzt schon überlastet.“

Anzeige
Christoph Schaufert (AfD), Florian Spaniol (Linke), Marcel Mucker (FDP), Pascal Conigliaro (SPD), Lisa Becker (Grüne) und Christopher Salm (CDU) diskutierte in der Aula des Blieskasteler Von der Leyen-Gymnasiums. Bild: Bill Titze

Deutlich kontroverser wurde schließlich das Thema Solarenergie diskutiert. Kernfrage dabei: „Sollte es eine Pflicht für Photovoltaikanlage auf Neubauten geben?“ Zuvor hatte ein Schüler die daraus entstehenden Kosten für Häuslebauer moniert. AfD-Landtagskandidat Christoph Schaufert sprach sich gegen eine solche Pflicht aus. „Eine Pflicht ist immer schlecht, egal wo. Jeder sollte das für sich entscheiden können.“ Grundsätzlich müsse man anerkennen, dass Solar- und Windenergie nicht grundlastfähig seien. „Ohne Kern- und Kohlekraft wird es die nächsten Jahre wohl nicht gehen.“

Widerspruch kam da erwartungsgemäß von Grünen-Frau Becker, die sich für eine Solarpflicht bei Neubauten aussprach. „ Wenn man heute neu baut, dann baut man sich ganz oft Wärmepumpe ins Haus, die durch eine Photovoltaikanlage gespeist werden kann. Dadurch amortisiert sich das später.“ Auch FDP-Mann Mucker sprach davon, dass sich eine solche Maßnahme langfristig amortisiere. „Aber nicht jeder hat am Anfang das Geld, um eine solche Investition zu tätigen. Deshalb soll es jeder selbst entscheiden können.“ Während für Privathaushalte also kein Konsens gefunden wurde, sprachen sich alle Kandidaten dafür aus, bei öffentlichen Gebäuden mehr zu tun. Wir„ haben öffentliche Liegenschaften, wo Photovoltaikanlagen noch nicht flächendeckend auf den Dächern sind. Da muss jetzt was passieren.“

Einen Satz, den beim Thema Digitalisierung nicht nur viele Schüler schon oft gehört haben dürften. Passiert scheint zumindest am Von der Leyen-Gymnasium jedoch nicht viel zu sein, wenn man einer Schülerin Glauben schenkt, die gleich zu Beginn der Diskussionsrunde auf die Mängel in Blieskastel hinwies. „Die Computer funktionieren hier größtenteils nicht, auch eine bessere Internetverbindung wäre wichtig.“ Ein gefundenes Fressen für die Vertreter der Opposition, die die Vorlage gerne aufnahmen. „Ein Tablet in die Hand zu drücken reicht einfach nicht“, erklärte Florian Spaniol von der Linkspartei mit Blick auf die zuletzt erfolgte Ausstattung der Schulen mit digitalen Endgeräten. „Generell brauchen wir unbedingt eine bessere Ausrüstung, wie zum Beispiel Beamer. Auch der Breitbandausbau ist längst überfällig.“ Zustimmung gab es für diese Position sowohl bei den Politikern von FDP, AfD und den Grünen.

Bild: Bill Titze

So war es schließlich SPD-Mann Conigliaro, der für die Regierung in die Bresche sprang. „Nach einer ersten Pilotphase mit den Tablets, wollen wir in der nächsten Legislatur in einem zweiten Schritt dann auch die technischen Mittel ausbauen.“ Auch die Lehrer müssten „noch einige Schritte gehen lernen“. Das scheint auch der Eindruck der Schüler in Blieskastel zu sein. Zumindest legt das die Reaktion im Publikum auf einen Satz von Linken-Politiker Spaniol nahe. „Seien wir doch ehrlich: Letztlich erklärt ihr doch euren Lehrern, wie das funktioniert und nicht umgekehrt.“ Viel zustimmendes Gemurmel war da zu vernehmen.

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein