Auge mit zwei implantierten intracornealen Ringsegmenten (ICRS) - Bild: Klinik für Augenheilkunde Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS)

In dieser Woche feierte die Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg den 10. Jahrestag des Homburger Keratoconuscenters (HKC).

Hier werden im biologischen Labor und in der Klinik besonders die Ursachen, die Frühestdiagnose und die individuelle, stadiengerechte Therapie des Keratokonus im Langzeitverlauf erforscht.

Der Keratokonus ist eine schwerwiegende Erkrankung der Hornhaut, die typischerweise in der Pubertät beginnt und mit einer Ausdünnung und Wölbung nach vorne einhergeht. Oft macht sich die Erkrankung durch eine Sehverschlechterung bemerkbar.

Das Homburger Keratokonuscenter HKC

Vor 10 Jahren wurde das Homburger Keratokonuscenter (HKC) ins Leben gerufen, dessen primäres Ziel darin besteht, alle an Keratokonus erkrankte Patienten standardisiert zu untersuchen und Langzeitverläufe zu dokumentieren. Weiterhin werden Patienten mit Schilddrüsendysfunktion eingeschlossen und den gleichen Untersuchungen zur Keratokonusdiagnostik unterzogen, um die Wechselwirkung beider Erkrankungen zu evaluieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Untersuchung des potenziellen Zusammenhangs von Hypothyreose und Keratokonus, insbesondere auch bei Patienten mit Down-Syndrom, sowie dem Einfluss des Kontaktlinsentragens auf die Progression der Erkrankung.

Nach einem schriftlichen Einverständnis kann der Patient in das HKC aufgenommen werden. Neben einer Visuserhebung ohne und mit Korrektur und der biomikroskopischen Untersuchung erfolgen Untersuchungen des gesamten vorderen Augenabschnittes mittels PentacamHR, TMS-5, Vorderabschnitts-OCT CASIA2 und IOL-Master. Seit September 2017 berücksichtigt man auch die biomechanischen Parameter des CORVIS. Zurvor stand der Keratoconus Match Index KMI des Ocular Response Analyzers ORA zur Verfügung. Weiterhin werden der Skiaskopiereflex und die objektive Refraktion erhoben.

Die Patienten füllen einen Fragebogen zu allgemeinen und ophthalmologischen Vorerkrankungen, Medikamenten und alltäglichen Gewohnheiten (z.B. Rauchen, Augenreiben, Kontaktlinsentragen) aus und unterziehen sich einer Blutentnahme zur Bestimmung des Schilddrüsenstatus (TSH, T3, T4, TPO-AK, IgE). Bisher wurden fast 1900 Patienten in einer zusammen mit dem Institut für Experimentelle Ophthalmologie der Universität des Saarlandes (Leiter: Herr Prof. Dr. Achim Langenbucher) entwickelten relationalen Datenbank erfasst.

Derzeit erarbeitet man – nach ausführlichen Reproduzierbarkeitsstudien – mit einer biomechanischen Stadieneinteilung des Keratokonus, die eng an das ABCD-Grading-System nach Belin und Duncan angelehnt ist. Die Patienten stellen sich zunächst halbjährlich in unserer Hornhautsprechstunde vor, bei stabilem Befund jährlich (3 Patienten kamen schon 15x zur Kontrolle). Seit Oktober 2020 arbeitet man mit dem Keratoconus International Consortium (KIC) in Melbourne, Australien zusammen.

Hintergrund:

Der Keratokonus ist eine schwerwiegende Erkrankung der Hornhaut, die typischerweise in der Pubertät beginnt und mit einer Ausdünnung und Wölbung nach vorne einhergeht. Oft macht sich die Erkrankung durch eine Sehverschlechterung bemerkbar. Etwa 1 von 2000 aus der Bevölkerung sind in Europa von der Erkrankung betroffen (in fernöstlichen und südasiatischen Raum ist die Inzidenz deutlich höher). Das Durchschnittsalter der Diagnose in Europa liegt bei etwa 28 Jahren, davon sind ca. 60 % der Männer betroffen. In der Regel tritt die Erkrankung an beiden Augen auf und schreitet bis zum 3. oder 4. Lebensjahrzehnt fort, wonach oft ein Stillstand eintritt. Die Behandlung erfolgt zunächst mit harten Kontaktlinsen, um die nachlassende Sehschärfe auszugleichen. Für einige Patienten kommen das Riboflavin-Crosslinking oder die Implantation intrakornealer Ringsegmente als Behandlungsmethode in Frage, um die Progression der Erkrankung zu stoppen. Für andere Patienten bleibt nur noch die lamelläre (DALK) oder perforierende (PKP) Hornhauttransplantation, um die Sehschärfe zu verbessern. Sowohl bei DALK als auch bei PKP erfolgt die Schnittführung in Homburg routinemäßig kontaktfrei Excimerlaser-assistiert ohne Kompression und Distorsion.

 

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