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Bundesverkehrsminister Wissing zeichnet heute in Berlin im Rahmen des ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 zahlreiche deutsche Städte aus. 245.000 Radfahrer hatten im vergangenen Jahr bundesweit über die Fahrradfreundlichkeit von 1.114 Städten abgestimmt. Das Saarland verzeichnet mit etwa 2405 Teilnehmern (1.017 in 2018, 1.780 in 2020) und 15 Städten und Gemeinden (7 in 2018, 11 in 2020), die in die Wertung kamen, erneut eine Rekordbeteiligung.

Die saarländischen Kommunen schneiden allerdings nach Angaben des ADFC Saar zum Teil sehr schlecht ab, so landen vor allem die Mittelstädte Homburg, St. Ingbert, Merzig, Saarlouis und St. Wendel ganz am Ende der Rangliste. Jedoch gibt es auch einen Lichtblick: Kirkel belegt unter 474 Kommunen in der Gruppe der Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern einen beachtlichen 41. Rang (54. von 418 in 2020).

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Eckpunkte:

  • Die stetig steigenden Teilnehmerzahlen im Saarland zeigen, dass den Menschen das Thema „Radfahren“ immer wichtiger wird.
  • Die Zufriedenheit der Radfahrenden bleibt im Saarland fast überall sehr niedrig und liegt deutlich hinter den bundesweiten Durchschnittszahlen. Nur ganz selten gelingt es saarländischen Kommunen, bei einzelnen Fragen besser als der Bundesdurchschnitt zu sein. Ausnahme ist wiederum Kirkel.
  • Sehr viele Menschen fühlen sich beim Radfahren im Saarland nicht sicher.
  • Der Fahrradboom schlägt sich im Saarland oft nur sehr langsam in verbesserter Infrastruktur nieder.

Der ADFC Saar ruft die Kommunen auf, energisch und kontinuierlich für den Ausbau flächendeckender Radwegenetze zu sorgen. Diese seien die Basis des Radverkehrs. Die Landesregierung und der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) müssten ihre Anstrengungen fortsetzen und ausbauen. Verbesserungswürdig sei auch die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und dem LfS.

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Für die beiden Landesvorsitzenden Ute Kirchhoff und Thomas Fläschner sind die schlechten Noten für die meisten saarländischen Kommunen die Quittung für eine jahrelang äußerst schleppende Radverkehrsförderung. Die sehr zu lobende gute Beteiligung an Mitmachaktionen wie „Stadtradeln“ dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass in vielen Orten der Infrastrukturausbau nach wie vor sträflich vernachlässigt werde. Sie betonen: „Gute Wege, auf denen die Menschen sicher, zügig und komfortabel radeln können, sind einfach die Basis.“.

Kirchhoff berichtet von zahlreichen Kontakten des ADFC zu Radfahrenden: „Wir bekommen sehr oft erzählt, dass die Menschen es als gefährlich empfinden, mit dem Rad zu fahren. Die vielen schmalen, gerade einmal in Mindestbreite angelegten Schutzstreifen werden kaum als Verbesserung empfunden. Die Wegebreite ist durchgängig als sehr schlecht bewertet worden. Die Radfahrenden sehen sich nach wie vor nicht als gleichwertige Verkehrsteilnehmer von der Politik wahrgenommen.“

Auch im Saarland boome das Fahrrad und insbesondere E-Bikes. Für den ADFC zeigt dies, dass die Menschen mehr Radfahren wollten. Wenn nun nicht zügig gute und breite Radwege angelegt würden, drohe diese positive Entwicklung zu verpuffen. Enorm wichtig sei, dass flächendeckende Radwegenetze ohne Lücken entstünden. Geld stehe ausreichend zur Verfügung. Die vorhandenen Wege müssten zudem entschiedener von Falschparkern freigehalten werden, dies zeigten die überall sehr schlechten Noten in dieser Frage, so Fläschner.

Das Positivbeispiel Kirkel zeige, wie es gehen könne. Dort gebe es einen engagierten Radverkehrsbeauftragten, der die Rückendeckung seines Bürgermeisters besitze, sowie Ortsvorsteher, die den Radverkehr fördern wollten. Auch würden die Bürger in die Planungen einbezogen. Die neue Fahrrad-Zone in Limbach spiegele sich in den verbesserten Umfrage-Ergebnissen wider. Auch Neunkirchen habe sich verbessert, was zeige, dass die Teilnehmer am Fahrradklima-Test die mittlerweile auf den Straßen sichtbaren Anstrengungen einer Stadt sehr wohl zu würdigen wüssten.

In den meisten Kommunen sei viel zu wenig Aktivität zu verzeichnen, selbst kleine Verbesserungsmaßnahmen müssten in zähem Ringen mit der Verwaltung erstritten werden.

Die Landeshauptstadt Saarbrücken ist im Vergleich zum vorhergehenden Fahrradklima-Test (2018) leicht nach hinten gerutscht. Besonders schlechte Noten erhielt sie nach wie vor für die als völlig ungenügend eingeschätzte Falschparkerkontrolle und die wenig fahrradfreundlichen Ampelschaltungen. Sehr gute Noten gab es für die zahlreichen freigegebenen Einbahnstraßen.

Der ADFC erhofft sich für die Zeit bis zur nächsten Umfrage insbesondere die beherzte und kontinuierliche Umsetzung der zahlreichen durch die Landesregierung geförderten Radverkehrskonzepte. Allerdings müsse auch die Zusammenarbeit zwischen dem Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) und den Kommunen verbessert werden, so die beiden ADFC-Vorsitzenden. Es dürfe keinesfalls noch einmal wie in den 1990er Jahren geschehen, dass die erstellten Konzepte in den Schubläden der Verwaltungen verschwänden. Dafür will auch der ADFC Saar zusammen mit anderen Verbänden und Initiativen sorgen. Für den nötigen „Druck der Straße“ sollen unter anderem am 6. Mai mehrere bunte Fahrrad-Demonstrationen sorgen. Sie starten um 15 Uhr in Saarbrücken auf dem Landwehrplatz, in Saarlouis auf dem Kleinen Markt und in Homburg auf dem Christian-Weber-Platz.

Rekord: Rund 245.000 Teilnahmen, 1.114 Städte in der Wertung

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Rund 245.000 Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, davon nur 16 Prozent ADFC-Mitglieder. 1.114 Städte kamen in die Wertung, mehr als jemals zuvor. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie viel die eigene Kommune für die Fahrradförderung tut. 5 Zusatzfragen drehten sich dieses Mal um das Radfahren im ländlichen Raum. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.

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