Hermann Scharf, behindertenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und zugleich seit drei Jahrzehnten Geschäftsführer der Lebenshilfe St. Wendel, reagiert auf die Vorwürfe des Bündnisses für Inklusion: 

„Die vielen Gespräche, die wir mit Eltern von Kindern mit Behinderung führen, zeigen uns deutlich, dass das bestehende System für die betroffenen Kinder das richtige ist. Der Elternwille und das Wohl der Kinder stehen für uns im Mittelpunkt. Den Weg zu neuen Förderschulen einzuschlagen, wurde bundesweit von Bildungsexperten durchweg positiv bewertet. Wo Kinder sich in Regelschulen inkludieren lassen, soll dies natürlich auch weiterhin so geschehen, jedoch steht bei uns der Mensch im Mittelpunkt und wir wollen diesen Kindern die größtmögliche Aufmerksamkeit widmen, die sie verdienen und ihnen nicht durch fehlgeleitete Ideologie Chancen auf die bestmögliche Bildung zu verbauen.

Genau deshalb ist aus unserer Sicht auch die frühzeitige, fachkundige Diagnostik nach höchsten Standards unumgänglich. Wir wollen sicherstellen, dass Kindern mit Behinderung ein passgenauer Übergang in die für sie jeweils geeignete Schulform ermöglicht wird.“

DIE LINKE im Saarländischen Landtag unterstützt hingegen die Kritik des Bündnisses für inklusive Bildung an der Umsetzung der Inklusion im Saarland. „Es stimmt leider: Inklusion ist immer noch viel zu viel Rhetorik und viel zu wenig gelebte Praxis an den Schulen, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen“, sagt die bildungspolitische Sprecherin Barbara Spaniol. „Das grundsätzliche Ziel, allen Schülerinnen und Schülern einen gleichberechtigten und ungehinderten Zugang zu den Regelschulen zu geben, ist richtig – aber mit diesem Recht alleine ist es nicht getan. Denn damit die Inklusion gelingt, braucht es auch entsprechende Fachkräfte an allen Regelschulen.

Also neben Lehrkräften, sonder- und inklusionspädagogisches Personal, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. Das von CDU und SPD versprochene ‚Kollegium der Zukunft‘ bleibt aber Zukunftsmusik. Es bräuchte auch eine entsprechende Beratung und Unterstützung der Familien. Und außerdem muss Inklusion in der Lehrerausbildung stärker thematisiert werden. Es ist eine Bereicherung für unsere Schulen, wenn Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen – wenn denn die Voraussetzungen stimmen. Zum Nulltarif, also mit dem derzeitigen Personalstand, wird das aber kaum gelingen.“

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