Eines ist sicher: Autor Cay Rademacher kennt die Provence wie seine Westentasche. Und an diesem Abend im Siebenpfeifferhaus in Homburg brachte er ein gutes Stück davon mit ins Saarland. Der Autor, der seit vielen Jahren mit seinen Krimis um Capitaine Roger Blanc seine Leser in den Bann zieht, sprach hier jedoch nicht nur über Verbrechen und Intrigen, sondern über eine ganz besondere Verbindung: die deutsch-französische Freundschaft. Und dafür wurde er an diesem Abend auch ausgezeichnet.
„Meine Frau ist Französin, wir sind schon ziemlich lange verheiratet, haben lange in Deutschland gelebt und leben jetzt seit über zehn Jahren in der Provence“, erzählt Rademacher, gemütlich sitzend in seinem Lesesessel auf der HomBuch-Bühne, und schaut vergnügt in die Runde. Es ist mehr als nur eine persönliche Anekdote. Rademacher lebt diese Verbindung tagtäglich, die sein Leben und das seiner Familie prägt. Ohne die Austauschprogramme zwischen Deutschland und Frankreich, so erklärt er, hätten sich er und seine Frau wohl nie kennengelernt. Diese Brücke zwischen den beiden Ländern, die er auch in seinen Büchern schlägt, machte ihn an diesem Abend zum würdigen Preisträger.
Die HomBuch, das Lesefest in Homburg, welches in diesem Jahr unter dem Motto “Besondere Begegnungen” stand, ist für solche besonderen Momente wie geschaffen. Der Deutsch-Französische Freundschaftspreis wird übrigens schon seit 2018 im Rahmen des Festivals verliehen, um Persönlichkeiten zu würdigen, die sich um das Verhältnis der beiden Nationen verdient gemacht haben. Im letzten Jahr z.B. ging der Preis an die mehrfach ausgezeichnete internationale Bestsellerautorin Nina George. Moderator Peter König stellte in seiner Rede klar: “Mit seinen Krimis wird Cay Rademacher auch zum Kulturvermittler.” Seine Geschichten über Capitaine Roger Blanc bieten nicht nur packende Spannung, sondern auch Einblicke in das tägliche Leben in der Provence. Ein Leben, das er selbst seit Jahren führt und auf authentische Weise in seine Romane einfließen lässt.
Rademachers jüngster Krimi “Unheilvolles Lançon” setzt diese Tradition fort. Das Buch erzählt von einem mysteriösen Mordfall auf einem renommierten Weingut in der Provence. Eine Drohne, die die Reben überwacht, erfasst zufällig eine leblose Frau in der Garrigue – doch als Capitaine Roger Blanc das Weingut erreicht, ist die Unbekannte spurlos verschwunden. Was folgt, ist ein dichtes Netz aus Geheimnissen und Intrigen, das nicht nur die Winzerfamilie betrifft, sondern tief in die Landschaft und Kultur der Provence hineinreicht. Für die Leser bedeutet das nicht nur Spannung von Anfang bis Ende, sondern auch eine kurzweilige Reise in die Seele Südfrankreichs.
Staatssekretär David Lindemann, der als Schirmherr der HomBuch die Preisverleihung vornahm, fand persönliche Worte für den Preisträger. Er betonte, wie sehr die Provence ein Sehnsuchtsort für viele Menschen im Saarland sei: “Wenn man die Saarländer fragt, was ihr liebster Ort zum Leben wäre, wenn es das Saarland nicht gäbe, würden viele sicher die Provence nennen.” Lindemann lobte Rademacher dafür, dass er in seinen Krimis die Schönheit und gleichzeitig die Herausforderungen des Lebens in der Provence aufzeigt. Mit mittlerweile elf Romanen hätte er sich Denkmäler gesetzt, es seien jedoch alles andere als “stumme Denkmäler”, sondern erzählten vom “freien Leben” und der oft harten Realität, die hinter der idyllischen Fassade stecke.
Für Staatssekretär Lindemann, der auch Bevollmächtigter für Europaangelegenheiten in der saarländischen Staatskanzlei ist, war dieser Abend weit mehr als nur eine literarische Würdigung, das ließ er mit jedem Satz seiner Rede durchblicken. Er unterstrich die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft, die gerade für das kleine Saarland von unschätzbarem Wert sei: “Unsere demokratischen Errungenschaften, unsere Werte im vereinigten Europa – all das kann nur bewahrt werden, wenn wir entschlossen zur deutsch-französischen Freundschaft stehen.” Der Preis für Cay Rademacher sei deshalb nicht nur eine Auszeichnung für seine Bücher, sondern auch ein “Baustein” für das wechselseitige Verständnis zwischen den beiden Ländern.
In seiner gewohnt humorvollen Art schlug Lindemann sogar vor, dass Capitaine Roger Blanc in seinen Büchern doch einmal ins Saarland kommen könne: “Vielleicht ermittelt Roger Blanc im nächsten Band ja in den Homburger Schlossberg-Höhlen.” Die Reaktion des Publikums war natürlich dementsprechend positiv. Lindemann lud Rademacher herzlich ein, das Saarland bei einem nächsten Besuch einmal näher kennenzulernen und vielleicht sogar als Inspiration für zukünftige Geschichten zu nutzen. Mal sehen, ob es funktioniert.
Im Anschluss überreichten David Lindemann und Vera Backes von Dr. Theiss Naturwaren, dem Hauptsponsor der HomBuch, zusammen mit HomBuch-Chef Hans-Joachim Burgardt, Rademacher den Deutsch-Französischen Freundschaftspreis. Ein Moment und eine Ehrung, welche die literarischen Leistungen des Autors würdigten. Aber natürlich auch seine Rolle als Brückenbauer zwischen zwei Kulturen. Rademacher in seinem Statement: “Uns ist natürlich bewusst, dass es zwei verschiedene Kulturen sind, dass die Sprache eine Barriere ist, man versteht sich nicht so leicht. Also man muss schon dafür was tun, wie überall in Europa, dass es auch weiter so entspannt und so toll bleibt, denn sonst kann das natürlich auch sehr schnell wieder in Gleichgültigkeit oder sogar in Misstrauen versinken. Insofern muss man auch immer was tun. Insofern ist auch so ein Preis wie der jetzt im Saarland sehr, sehr gut und ich glaube, es muss auch noch sehr viele andere Initiativen geben, gerade auch für Kinder und Jugendliche und Studenten und Leute in der Ausbildung, die es ermöglichen, beide Länder weiterhin kennenzulernen.”
Weiter ging der Abend mit vielen interessanten Informationen über sein neuestes Buch, woraus Rademacher auch eine gute Zeit lang vorlies. Die Atmosphäre im Siebenpfeifferhaus war entspannt, fast familiär. Man spürte, dass dieser Abend mehr transportierte als “nur” eine weitere Lesung – es ging um Begegnungen, um Geschichten, die Brücken schlagen, und um das, was Kultur wirklich ausmacht: das Miteinander. A l’amitié franco-allemande!