Es gibt Abende, die bleiben hängen. Nicht, weil sie laut oder spektakulär sind, sondern weil sie tief berühren. Der Auftritt von Ute Lemper bei der diesjährigen HomBuch im Homburger Kulturzentrum Saalbau war genau so ein Abend.
Vor einem fast vollbesetzten Saal nahm die Ausnahmekünstlerin das Publikum mit auf eine intime Zeitreise durch ihr Leben, ihre Musik und ihre Erinnerungen. „Ich werde euch mitnehmen auf eine Reise durch mein Leben, Erinnerungen, eine Retrospektive“, hatte Lemper im Vorfeld versprochen – und genau das tat sie, auf eine Art, die tief bewegte.
Die Bühne im Saalbau war schlicht und elegant gehalten. Im Mittelpunkt stand Lemper, begleitet von ihrem Trio aus Pianist, Kontrabassist und Schlagzeuger. Es war eine Inszenierung ohne großen Pomp, die den Fokus auf die Musik und die Geschichten legte, die Ute Lemper zu erzählen hatte. Ihr schwarzes Kleid und die meist warme, gezielte Beleuchtung verstärkten die intime Atmosphäre, während die Musik und ihre Erzählungen das Homburger Publikum direkt ins Herz trafen. Der Applaus sprach für sich.
Im Zentrum des Abends stand ihr aktuelles Album Time Traveler, das Lemper als sehr persönliches Werk beschreibt. Es vereint Songs, die sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten erstrecken, ohne dass diese zeitliche Distanz spürbar wird. „Die Gegenwart in der Vergangenheit und die Vergangenheit in der Gegenwart gehen eine Osmose ein“, heißt es in der offiziellen Beschreibung des Albums, und genau das spiegelte der Abend wider. Die musikalischen Genres vermischten sich mühelos – mal klangen Jazz, dann wieder Chanson, Pop oder Soul durch. Es war ein breites Spektrum, das Lemper mit voller Leidenschaft präsentierte, inspiriert von Künstlern wie Joni Mitchell, John Legend, Erykah Badu und Annie Lennox.
Dabei ging es Lemper nicht darum, Erwartungen zu erfüllen. Sie präsentierte ihre Lieblingslieder und eigene Kompositionen mit einer solchen Authentizität, dass sich kein Augenblick erzwungen anfühlte. Stattdessen war es eine stetige und aus der tiefsten Seele kommende künstlerische Befreiung, die das Publikum spürte.
Neben der Musik gab es auch poetische und nachdenkliche Momente, in denen Lemper aus ihrer Autobiografie “Die Zeitreisende” vorlas. Sie sprach über prägende Erlebnisse, die sie zum Lachen und Weinen brachten, und teilte diese mit einer solchen Offenheit, dass der Saal merklich auf ihre Worte reagierte. Homburg erfuhr eine Atmosphäre, die sowohl melancholisch als auch hoffnungsvoll war.
Als der Abend endete, war es nicht nur die Musik, die nachhallte, sondern es waren auch die persönlichen Einblicke, die Lemper ihrem dankbaren Publikum gewährt hatte. Viele der Anwesenden verließen den Saal sicherlich mit dem Gefühl, nicht nur einen einzigartigen musikalischen Abend erlebt zu haben, sondern auch einen Menschen ein wenig besser kennengelernt zu haben, der auf den Bühnen dieser Welt zu Hause ist. Glamour-Feeling in Homburg, auch das schafft das Lesefest HomBuch in faszinierender Art und Weise.