Nach dem gestrigen Pokalfight wird wohl jeder der über 12.000 Zuschauer anerkennen, das St.Pauli verdient in das DFB-Pokal-Viertelfinale eingezogen ist – die Hausherren des FC 08 Homburg ihr Herz aber in die Hand genommen haben und mindestens über 60 Minuten eine herausragende Defensivvorstellung boten.
Das zeigt sich auch an der Qualität der Chancen: so richtig gefährlich wurde es im Strafraum von Keeper Tom Kretzschmar an diesem Abend eigentlich nie, die besten Möglichkeiten münzten die Kiezkicker dagegen mehr oder weniger direkt in Tore um – was aber auch für die erstligareifen Anlagen der Gäste spricht. Geduldig die Lücken suchen und die Fehler der Gastgeber eiskalt bestrafen.
Im Vorfeld war aber auch klar, das Grün-Weiß das nötige Match-Glück haben muss, um für eine weitere Sensation zu sorgen. Und das war den Hausherren beim Ausgleich auch hold: einen Freistoß an der linken Strafraumseite will Abwehrspieler kurz zu seinem Torhüter Sascha Burchert ausführen, aber just vor der Ballannahme springt der Ball durch eine Bodenunebenheit auf und der anlaufende Homburger Kapitän Markus Mendler kann zum lautstark umjubelten Ausgleich einschieben. Und auch wenn dieses Tor wahrscheinlich Einzug in diverse Jahresrückblicke halten wird: einen Vorwurf kann man Burchert dabei nicht wirklich machen.
Aus Sicht des FCH eine Schlüsselszene war sicherlich in der 42.Minute, als Lars Ritzka beim Versuch einen Homburger Konter zu verhindern mit zwei gestreckten Füßen in Markus Mendler reinrutscht und lediglich den gelben Karton sieht. Sicherlich findet sich irgendwo eine nachvollziehbare Erklärung für die Verwarnung, aber bei einem Platzverweis hätte es wohl kaum Proteste seitens der Kiezkicker gegeben. Mit einem Mann mehr hätte der FCH bei seinen wenigen offensiven Umschaltmomente mehr Platz gehabt und für Gefahr in Richtung gegnerischen Strafraum sorgen können. So wurden die seltenen Offensivaktionen professionell und stark von den Hanseaten wegverteidigt.
Auch im zweiten Abschnitt bleibt Pauli spielbestimmend, weiß aus seinem Ballbesitz heraus aber weiterhin keine gefährliche Chancen zu kreieren, beißt sich an der hochkonzentriert arbeitenden Defensive die Zähne aus. Bis zur 64.Minute: mit einem schönen Heber in den Strafraum hebelt Eric Smith die Homburger Kette aus, die Abseitsfalle schnappt einen Bruchteil zu spät zu und der zur Pause eingewechselte Elias Saad schiebt alleine vor Kretzschmar zur verdienten erneuten Führung ein. Nur fünf Zeigerumdrehungen später sorgt Marcel Hertel mit einem wunderschönen Treffer in den linken Winkel für das 3:1, das Spiel damit mehr oder weniger damit entschieden. Johannes Eggstein ist es vorbehalten, in der 73.Minute mit einem Abschluss zentral vor dem Homburger Gehäuse aus 16 Metern den 4:1-Schlusspunkt zu setzen.
Ärgern werden sich die Homburger sicherlich, dass die Entscheidung zu Gunsten der Gäste innerhalb von 9 Minuten gefallen ist, hat man doch davor einen leidenschaftlichen Auftritt hingelegt. So steht am Ende ein deutliches 4:1, ein Ergebnis, das vielleicht ein Tor zu hoch ausgefallen sein mag. Unter dem Strich hatte man aber der Dominanz der Hanseaten nichts entgegen zu setzen, die im Gegensatz zu Darmstadt und Fürth eben auch Defensiv den Grün-Weißen keine Chance ließen. Dennoch kann der FCH am Ende seiner Pokalreise mit erhobenen Haupt die Bühne DFB-Pokal verlassen. Mit ihren leidenschaftlichen Auftritten hat die Mannschaft von Trainer Danny Schwarz den Verein und die Stadt auf bundesweiter Ebene würdig vertreten und für unvergessliche Momente im altehrwürdigen Waldstadion gesorgt.
Nun liegt der Fokus wieder komplett auf der Liga und dem möglichen Aufstieg in die 3.Liga. Dazu bedarf es im letzten Heimspiel am kommenden Sonntag aber unbedingt einen Sieg – und auch in der Liga ein begeistertes Publikum. Da der Eintritt auf die Stehränge kostenlos ist, wird aber vielleicht der ein oder andere Zuschauer von Dienstag die guten Leistungen aus dem Pokalspiel auch mit einem Besuch in der Liga honorieren. Verdient hätte es sich der FCH auf jeden Fall!