Bild: Bill Titze.

Das Zentrum für Digitale Neurotechnologie wurde zu Beginn des Jahres gegründet, nun war Wirtschaftsminister Jürgen Barke zu Gast, um sich über die dort geleistete Arbeit zu informieren. Dabei wurden drei fast schon surreal anmutende Projekte vorgestellt, die den Minister sichtlich beindruckten.

Digitale Neurotechnologien – das hört sich hochkomplex an. Und um ehrlich zu sein, ist es das auch. So machte der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke beim Besuch des neuen Zentrums für eben jene Technologien gar keinen Hehl aus seiner Ahnungslosigkeit. „Ich habe zur Vorbereitung auf den Termin einige Abschnitte zum Thema Digitale Neurotechnologien gelesen“, sagte Barke im Hörsaalgebäude der Homburger Uniklinik. „Verstanden habe ich nicht viel.“

Und so ist es durchaus sinnvoll, sich dem Thema nicht (nur) durch theoretische Vorträge zu nähern, sondern durch das praktische Erleben. Das dachten sich auch die Verantwortlichen des im Januar 2022 eingerichteten Zentrums für Digitale Neurotechnologien und präsentierten dem Minister noch vor den offiziellen Grußworten eine besonders spektakuläre Forschungsarbeit, an der gerade getüftelt wird. Und was könnte sich im Saarland da besser eignen, als die Thematik Auto? Konkret ging es um das Projekt „Kinesymbiosis“, das über berührungslose Sensorik erforschen soll, wie sich menschliche Tätigkeiten im Auto auf Reisekrankheiten auswirken. Letztlich geht es bei der Digitalen Neurotechnologie nämlich genau um diesen Ansatz. „Das sind Technologien, die uns helfen, den Menschen zu lesen und zu verstehen“, erklärte der Leiter des Zentrums, Professor Daniel Strauss.

Dafür haben sich Akteure aus Medizin, Informatik und Wirtschaft zusammengeschlossen. Aus der Wirtschaft deshalb, weil nicht zuletzt auch der Wirtschaftsstandort Saarland von dem Zentrum profitieren soll, weshalb das Zentrum unter anderem durch Gelder des Wirtschaftsministeriums gefördert wird. „Wenn unser Standort zukunftsfähig bleiben soll, dann werden wir unsere Forschungsergebnisse in die Wirtschaft transferieren müssen”, begründete Barke dieses Engagement. Nirgendwo könne deutlicher gemacht werden, welche Bedeutung die Forschung für die Wirtschaft haben könne als in der Neurotechnologie. So wie bei der Erforschung von Reisekrankheiten im Auto, möchte man hinzufügen.

Doch natürlich geht es beim Zentrum für Neurotechnologie nicht nur darum, Grundlagen für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des Saarlands zu legen. In erster Linie geht es schließlich um den Menschen an sich, dem durch die Erforschung von Gehirnaktivitäten geholfen werden soll. Ganz besonders deutlich wurde das bei der Vorstellung des Projekts „Multi-Immerse“, das schwer erkrankten Kindern am UKS virtuelle Besuche von Angehörigen ermöglichen soll. Aber das nicht nur über einen Computerbildschirm, sondern ebenso über das Hören und Fühlen von Eltern und Geschwistern. Dies soll durch Technologien funktionieren, die die Personen gemeinsam in eine virtuelle Welt eintauchen lassen.

„Das, was hier passiert, ist die direkte Begegnung zwischen den Menschen und den Sensoriktechnologien“, schwärmte der Professor der Kinderheilkunde am UKS, Michael Zemlin. „Diese Forschung kommt direkt den Menschen zugute.“ Auch Wirtschaftsminister Barke zeigte sich begeistert von dem Projekt. „Ich glaube, man braucht keine große Fantasie, um feststellen zu können, welchen Mehrwert die Neurotechnologie an diesem Punkt liefern kann.“

Einen Mehrwert könnte solchen Technologien schließlich auch im Operationssaal schaffen. So stellten Forscher dem Minister das Projekt „Digital Scrubs“ vor. Dieses soll dabei helfen, die bei Operationen handelnden Menschen digital zu verknüpfen. Beispielweise über Sensoren in der Kleidung. Ziel ist es unter anderem, Informationen über die kognitive und emotionale Verfassung des Ärzteteams weiterzugeben. Hört sich komplex an. Und ist es ohne Frage auch.

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