Sie sind derzeit in aller Munde: die Pflegekräfte. Nicht selten wird dabei ein negatives Bild gezeichnet. Der Tenor: Schlechte Bezahlung und anstrengende Tätigkeiten schreckten Bewerber ab. Auch an der Pflegeschule der Uni-Klinik Homburg muss man um den Nachwuchs kämpfen. Doch vor allem aus einem anderen Grund, wie eine HOMBURG1-Anfrage zeigt.
Hat die Corona-Pandemie vielleicht doch etwas Positives? Zumindest was das Berufsfeld Pflege angeht, könnte man bei den folgenden Zahlen auf diesen Gedanken kommen. Gab es im vergangenen Jahr für den April-Kurs „Pflegefachmann“ an der UKS-Pflegeschule nur 140 Bewerbungen, so waren es in diesem Jahr mehr als 200. Ein deutlicher Anstieg also, dessen Erklärung noch im Dunkeln liegt. Ob es vielleicht an der höheren medialen Aufmerksamkeit liegt?
Die ist infolge der Corona-Pandemie schließlich so groß wie nie zuvor. Im Fernsehen werden Pflegekräfte bei ihrer Arbeit begleitet, in den sozialen Netzwerken beschweren sich Pfleger über die Arbeitsbedingungen auf den Stationen. Doch für den Direktor des UKS-Schulzentrums, Ulrich Wirth, ist gerade die mediale Berichterstattung zumindest ein Grund dafür, dass die Nachfrage insgesamt seit Jahren sinkt. „Pflegende werden immer als gestresst, überarbeitet und unterbezahlt portraitiert und das hat Auswirkungen. Es gibt heute weniger qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber als beispielsweise noch vor 5 oder 10 Jahren.“
Doch den Hauptgrund für diese Entwicklung sieht Wirth woanders. Schließlich sei es generell schwer, Nachwuchs zu finden. „Das liegt vor allem an der demografischen Entwicklung, also daran, dass die Zahl junger Menschen sinkt und gleichzeitig die Zahl älterer Menschen steigt. Gerade unser Bundesland ist hiervon stark betroffen.“
Laut Wirth ist es also eine Mischung aus Demographie und Darstellung, die es dem Schulzentrum schwer macht, geeignete Bewerber zu finden. Ein Aspekt, der diesbezüglich gerade heutzutage immer wichtiger wird, ist die richtige Ansprache der oft noch jungen Berufseinsteiger. Eine große Rolle spielt dabei natürlich das Digitale.
Wirth weist darauf hin, dass man am Schulzentrum über einen bloßen Internetauftritt hinausgehe. „Auch andere digitale Angebote kommen bei uns verstärkt zum Tragen, so planen wir gerade eine virtuelle Ausbildungsmesse.“ Auch in den sozialen Medien sei man aktiv. Dies betreffe auch den Unterricht selbst, wo E-Learning eine wichtige Rolle spiele. „Zusätzlich knüpfen wir beispielsweise mit der Präsentation von Unterrichtsergebnissen auf Instagram an das Mediennutzungsverhalten der jungen Menschen an“, verrät der Leiter des Schulzentrums.
Aber nicht jeder Interessierte gibt sich mit digitalen Informationsangeboten zufrieden. Für viele dürfte es auch wichtig sein, sich vor Ort selbst ein Bild von der Arbeit zu machen. Dafür gibt es am Schulzentrum neben dem Tag der offenen Tür auch die Möglichkeit, ein Praktikum oder ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren.
Für Wirth sind gerade diese Angebote ein Grund dafür, wieso die Abbrecherquote an der Pflegeschule verhältnismäßig gering ist. Diese liege bei 18% – deutschlandweit werden laut Bildungsbericht 2020 mehr als ein Viertel der Ausbildungsverträge aufgelöst. „In der Regel beginnt kaum jemand die Ausbildung, ohne zuvor den Einblick in den Berufsalltag gehabt zu haben, die Auszubildenden kennen also die Arbeitsanforderungen von Pflegefachkräften, haben sich aber aktiv dazu entschieden, ihre Ausbildung in diesem Berufsfeld zu absolvieren.“
So seien die Kündigungen, laut Wirth, nicht auf Unzufriedenheit zurückzuführen, sondern auf persönliche Gründe. Vereinzelt gebe es aber auch die Situation, dass das UKS Schülern kündigen müsse, da die Leistungen der Auszubildenden nicht ausreichten. Unter anderem deshalb liege die Auslastung mit insgesamt 270 angehenden Pflegern auch lediglich bei 80%. Es bleibt also durchaus noch Luft nach oben – und so verwundert es nicht, dass Wirth auch noch darauf hinweist, dass für den Oktober-Kurs Bewerbungen weiterhin möglich sind.