Die Gemeinde Kirkel. - Bild: Stephan Bonaventura
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Die Pläne der MEG-Gruppe für die Bohrung eines neuen, zusätzlichen Trinkwasser-Brunnens sorgte in Kirkel für große Aufregung. Heftige Gegenwehr von verschiedenen Organisationen und Parteien war die Folge. Nun bestätigt die Mitteldeutsche Erfrischungs GmbH (MEG) auf HOMBURG1-Anfrage: Das Vorhaben wird nicht weiterverfolgt. Bei Parteien und dem Bürgermeister der Gemeinde sorgt das für Erleichterung.

Vier Brunnen betreibt die MEG bereits im Kirkeler Taubental. Das hier geförderte Trinkwasser wird in Lidl- und Kaufland-Filialen unter dem Marken-Namen „Saskia“ in Deutschland verkauft. Ein fünfter wird, trotz des Vorhabens der Gruppe einen neuen Trinkwasser-Brunnen zu bohren, nicht dazukommen. Denn das Unternehmen nimmt von dem umstrittenen Vorhaben Abstand, wie es auf unsere Anfrage offiziell bestätigt.

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„Die MEG verzichtet darauf, das Brunnenprojekt weiter voranzutreiben und wird keinen entsprechenden Antrag beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz in Saarbrücken stellen.“ Und das, obwohl man betont, dass eine Probebohrung Anfang 2020 ergeben habe, dass durch den neuen Brunnen die regionale Trinkwasserversorgung und die Vegetation nicht beeinträchtigt werden würde. Wieso genau das Unternehmen auf die Bohrung verzichtet, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

Womöglich war schlicht der öffentliche Druck zu groß, denn das Projekt war vor Ort nicht unbedingt beliebt. Das vermutet zumindest Barbara Spaniol, die Vorsitzende der Linkspartei Saarpfalz, die die Aufgabe der Pläne „mit Nachdruck“ begrüßt. “Der öffentliche Druck und Widerstand gegen einen solchen Trinkwasser-Raubbau mit vielen Resolutionen und Anträgen in den Räten im Saarpfalz-Kreis sowie der Unterstützung einer Bürgerinitiative hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass der Bau eines weiteren Brunnens im Kirkeler Wald und damit kommerzielle Interessen zu Lasten des Trinkwasserschutzes gestoppt werden konnten.” Wasser sei Grundrecht und eine Trinkwasserförderung für kommerzielle Zwecke widerspreche in der heutigen Zeit mit langen Dürreperioden dem Ziel von Grundwasser- und Klimaschutz.

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Auch die Grünen Saarpfalz betonen, dass der öffentliche Druck Wirkung gezeigt habe. Der Rückzug der MEG zeige, was Bürgerengagement bewirken könne. „Die Folgen einer Ausweitung der kommerziellen Trinkwasserförderung für Mensch und Natur in unserer Region wären unter ökologischen Aspekten katastrophal gewesen“, findet deren Vorsitzender Rainer Keller. „Die geplante Mehrförderung hätte in etwa dem Verbrauch einer zusätzlichen Stadt in der Größe Blieskastels entsprochen.“

Ebenso begrüßt Esra Limbacher, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Saarpfalz, den Rückzug der MEG. Dies sei eine „gute Nachricht“ für alle, die sich für das Grundwasser in der Saarpfalz eingesetzt hätten. „Die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und der Grundwasserschutz haben oberste Priorität.“ Gerade in Zeiten des Klimawandels und nachgewiesenen Niederschlagsdefiziten sei auf die Sicherstellung der Grundwasservorräte besonders zu achten. „Deswegen werden wir auch in Zukunft darauf dringen, dass die angestrebten Gutachten zusammen mit den betroffenen Städten und Gemeinden, Verbänden, Trinkwasserversorgern und dem Umweltministerium tatsächlich durchgeführt werden.“

„Positiv“ beurteilt der Bürgermeister der Gemeinde, Frank John (SPD), den Beschluss. Und findet zumindest etwas Gutes an der ganzen Episode. „Das jetzt nicht durchgeführte Vorhaben hat die Themen Grundwasser, Trinkwasserförderung und Wasser als Grundnahrungsmittel nochmals in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.“

Interessant dürfte außerden sein, ob die MEG möglicherweise stattdessen eine höhere Fördermenge an den bereits bestehenden Brunnen plant. Dazu äußert sich die Unternehmensgruppe zurückhaltend. Man werde auf Basis der bestehenden Brunnen und der bisher behördlich genehmigten Wasserrechte weiterhin Getränke für die Region und das Umland produzieren. „Grundlage dafür war und ist, dass wir nur so viel Wasser entnehmen, wie sich auch wieder neu bildet. Das werden wir selbstverständlich auch in Zukunft in enger Zusammenarbeit mit den Umweltbehörden sicherstellen.“

Bürgermeister John weist in diesem Zusammenhang ebenfalls darauf hin, dass eine Ausweitung der Wasserförderung an bestehenden Brunnen nur im Rahmen der für diese Brunnen bestehenden genehmigten Fördermengen möglich sei. „Eine weitere Ausweitung dieser Fördermengen halte ich nicht für zielführend und lehne sie daher ab.”

 

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