Symbolbild

Geschlossene Schulen, erschwerte Unterrichtsbedingungen, HomeSchooling: auch im Bildungsbereich sorgen die Corona-Maßnahmen für erschwerte Bedingungen – teils hausgemacht, teils in den notwendigen Maßnahmen begründet. Und so stellt sich auch die Frage, wie man die Versetzung der Schülerinnen und Schüler regeln soll. Einer pauschalen Versetzung steht die CDU kritisch entgegen, während die LINKE ein Sitzenbleiben vermeiden möchte.

Frank Wagner (CDU), Quelle: www.landtag-saar.de

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Frank Wagner spricht sich gegen ein erneutes pauschales Aussetzen der Versetzung aller Schülerinnen und Schüler aus: „Eine erneute generelle Versetzung aller Schülerinnen und Schüler in die nächste Klassenstufe, ungeachtet ihrer Noten und ihres Wissensstandes, wäre das Vorspielen falscher Tatsachen. Wir müssen den Lehrkräften die Kompetenzen zugestehen, in der Zeugniskonferenz zu entscheiden, welche Schüler versetzt werden können und welche nicht.” Hier gebe es in der Zeugnis- und Versetzungsordnung bereits verschiedene Möglichkeiten, wie die Berücksichtigung besonderer Umstände eines Schülers oder auch die freiwillige Wiederholung eines Schuljahres. An den Gymnasien werden diese Regelungen bei Grenzfällen bereits genutzt.

“Kann die Versetzungsfrage in Einzelfällen nicht eindeutig geklärt werden, so kann die Versetzung für ein Halbjahr ausgesetzt werden. Zum Halbjahreszeugnis könnte die Versetzung dann widerrufen werden, sollten die Lernrückstände nicht aufzuholen sein“, erklärt Frank Wagner seinen Vorschlag. Wichtig sei ihm dabei vor allem, dass dies zum Wohle der Schülerinnen Schüler sei: „Die Wiederholung einer Klassenstufe ist niemals eine Strafe und schafft auch keine Ungerechtigkeit – im Gegenteil: Wir dürfen es den Schülern nicht zumuten hinter ihren Klassenkameraden zurückzustehen. Für viele Schüler führt ein pauschales Durchwinken zu Frust und Schulangst.“ Die Wiederholung der Klassenstufe biete die Chance, Lerninhalte erneut aufzuarbeiten und die Defizite und die daraus resultierende Belastung nicht vor sich her zu schieben. Die Pädagogen an den Schulen seien dazu in der Lage, die ihnen anvertrauten Schüler adäquat zu beurteilen, so Wagner. Hierzu bedürfe es einer fairen Versetzungsregelung.

Barbara Spaniol: Coronabedingte Lerndefizite gezielt ausgleichen – Sitzenbleiben verhindern – Linke fordert Klarheit für Unterricht nach den Osterferien 

Barbara Spaniol, DIE LINKE

„Die durch den coronabedingten Unterrichtsausfall entstandenen Lerndefizite müssen so ausgeglichen werden, dass die Kinder und Jugendlichen nicht für eine Situation bestraft werden, für die sie nichts können, und Sitzenbleiben vermieden wird.“ Das fordert Barbara Spaniol, die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Saarländischen Landtag mit Blick auf die neue Diskussion über die Versetzung leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler. „Carsten Freels vom Kinderhaus Malstatt hat es in der Anhörung im Gesundheitsausschuss letzte Woche treffend dargestellt: 85 bis 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Stadtvierteln wie Malstatt, Burbach, oder der Folsterhöhe in Saarbrücken, in denen besonders viele einkommensschwache Familien leben, haben nicht die notwendige technische Infrastruktur, um gleichberechtigt und problemlos am Online-Unterricht teilzunehmen. Da kann leider niemand überrascht sein, dass nach einem Jahr Pandemie und zwei langen Lockdowns gerade bei diesen Kindern und Jugendlichen erhebliche Defizite entstanden sind. Deshalb kann ‚Schulen auf und weiter so im Lehrplan‘ nicht die Antwort sein, sondern es braucht besondere Anstrengungen und neue Konzepte, wie hier Abhilfe geschaffen werden kann. Hilfreich wäre es, die Lernpläne bis ins Jahr 2023 anzupassen, mehr Förderstunden, Schulbegleiter und freiwillige Feriencamps zu schaffen und insgesamt die Kinder und Jugendlichen da abzuholen, wo sie derzeit stehen, wie es auch die Bildungsministerin vorgeschlagen hat. Eine reihenweise Nicht-Versetzung von Schülerinnen und Schülern, bei denen unser Bildungssystem im letzten Jahr viel versäumt hat, hilft dagegen niemandem. Es geht nicht darum, die Augen vor den Lerndefiziten zu verschließen und bei der Versetzung ‚pauschal durchzuwinken‘, sondern um die bestmögliche Hilfe für die Betroffenen an den Schulen.“

Spaniol wiederholt ihre Forderung nach einem stimmigen Unterrichtskonzept für die Zeit nach den Osterferien. „Dabei sollten Schülervertretungen, Schulleitungen, Lehrerverbände und die GEW möglichst schnell mit ins Boot genommen werden, da sie die Situation vor Ort am besten einschätzen können. Es muss jetzt klar werden, wer nach Ostern wie lange und in welcher Form wo unterrichtet wird und wie nun die dafür notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Und es muss Schluss damit sein, dass Ministerpräsident und Bildungsministerin ständig  unterschiedliche Signale aussenden.”

Kein Nachteil für Schüler*innen: Generelle Versetzung gefordert! 

Die Juso Schüler*innen und Auszubilden Gruppe Saar (JSAG) kritisiert den Vorstoß der CDU Saar, Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr nicht generell versetzen zu wollen, scharf. Dass „das pauschale Durchwinken“, wie es der Bildungspolitischer Sprecher der CDU Saar, Frank Wagner, formuliert, zu Frust und Schulangst führe, halte sie für realitätsfern. Obendrein sei es amüsant, dass ein derartiger Vorstoß vor allem von der CDU Saar kommt, welche noch vor zwei Wochen den Eintritt in den Wechselunterricht für alle Schüler*innen verhindert hatte.Die bereits sehr angespannte Situation von Schüler*innen im Homeschooling solle nicht zusätzlich durch die an Noten gekoppelte Versetzung verstärkt werden. Stattdessen fordert die JSAG die Versetzung aller Schüler*innen, unabhängig ihrer Noten und die kontinuierliche Aufarbeitung von Lerndefiziten. „Dazu bedarf es weiterer Lehrstellen, verstärkte individuelle Förderung und weitere schulische Assistenzkräfte und Schulsozialarbeiter*innen, welche umgehend zur Verfügung gestellt werden sollten.“ so Leon Karakas, Vorsitzender der Juso Schüler*innen und Auszubilden Gruppe Saar (JSAG).

Das Ziel sollte sein, tatsächlich alle Schüler*innen mitzunehmen und möglichst niemanden zurückzulassen. „Eltern und Schüler*innen sollten selbst einschätzen können, ob eine Wiederholung des Schuljahres für sie individuell notwendig ist. Schülerinnen und Schüler dürfen nicht die Verlierer der Corona-Krise werden.“ – So Raphael Jacob, Stellvertretender Vorsitzender der Juso Schülerinnen und Auszubildenden Gruppe Saar (JSAG) abschließend

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