13 TeilnehmerInnen haben den IHK-Zertifikatslehrgang „Sprachmittler/-in (IHK)“ erfolgreich absolviert. Zehn Frauen und drei Männer erhielten am Donnerstag, 10. März 2016 ihre Zertifikate vom Landrat des Saarpfalz-Kreises, Theophil Gallo und dem Geschäftsführer der IHK Saarland, Peter Nagel.
Das Kooperationsprojekt des Frauenbüros des Saarpfalz-Kreises und der IHK Saarland, das mit einem bundesweit anerkannten Zertifikat abschloss, richtete sich an Menschen mit Migrationshintergrund und guten Deutschkenntnissen. „Ich bin im Alter von acht Jahren von Kenia nach Deutschland gekommen und habe selbst erfahren, welche Belastung es ist, wenn Sprachkenntnisse fehlen. Meine deutsche Stiefoma hat mir die neue Sprache dann jedoch schnell beigebracht. Ich möchte vor allem Kindern helfen, die dieses Glück nicht haben“, berichtet Madina Gab von ihrer Motivation an dem Kurs teilzunehmen. Sie sei stolz in Zukunft als Vermittlerin fungieren zu können.
Für den knapp viermonatigen Lehrgang, der vom 2. November 2015 bis Mitte Februar 2016 stattfand, gab es 38 Interessenten bei zwanzig Plätzen. In 180 Unterrichtseinheiten, die sieben Module umfassten und an drei Vormittagen wöchentlich stattfanden, wurden Inhalte wie interkulturelles Kompetenztraining, Sensibilisierung bezüglich der Migrationserfahrungen und natürlich Dolmetsch- und Übersetzungstechniken vermittelt. Auch Praxisübungen und die Begleitung in der freiberuflichen Tätigkeit standen auf dem Stundenplan. „Für mich war das Erlernen der Techniken im Bereich Dolmetschen besonders interessant, da ich schon in der Vergangenheit meine Landsleute bei Verständigungsproblemen unterstützt habe“, erzählt die gelernte Bürokauffrau Ayse Memis, die fließend Deutsch und Türkisch spricht.
Mit diesem Lehrgang reagierten die Akteure auf die große Nachfrage an SprachmittlerInnen insbesondere aus Schulen und Kindertagesstätten infolge der aktuellen Zuwanderung. „Kommunikation – und Sprache im Besonderen – spielt bei der Integration die ausschlaggebende Rolle und die SprachmittlerInnen leisten hier einen ebenso enormen wie wertvollen Beitrag“, so Landrat Theophil Gallo. Die IHK Saarland hat im Sommer 2015 als Sofortprogramm für die Integration von Flüchtlingen 100.000 bereitgestellt. „Dabei war uns bewusst, dass die Verbesserung der Sprachkompetenz auf beiden Seiten, bei Flüchtlingen, aber auch bei Verwaltungen, Behörden und in der Gesellschaft notwendig ist. Die Sprachmittler sind dabei als Bindeglied unersetzlich“ so Peter Nagel. Seitens der IHK-Vollversammlung erging daher die Entscheidung das Projekt Sprachmittlerqualifizierung mit Fördermitteln zu unterstützen. Die IHK Saarland konnte somit die gesamten Honorarkosten der TrainerInnen übernehmen. Voraussetzung war die Zulassung von mindestens 75 Prozent TeilnehmerInnen mit Kenntnissen in aktuell dringend benötigten Sprachen.
Die Sprachen des aktuell abgeschlossen Lehrgangs sind vielfältig: Arabisch, Bulgarisch, Dari, Englisch, Kurdisch, Französisch, Russisch, Suaheli, Tschetschenisch und Türkisch. Jowan Saed Abdul Rahim stammt aus dem Nordirak (Kurdistan), spricht kurdisch und arabisch und lebt seit 1999 in Deutschland: “Mit meinem Universitätsabschluss in Literatur und Kurdisch wäre ich in meinem Heimatland vermutlich Lehrerin geworden oder hätte im Pressebereich gearbeitet. Durch meine Affinität zu Sprachen habe ich nun auch die Möglichkeit als Sprachmittlerin zu arbeiten. Für mich ist das ein Traumberuf”.
Die SprachmittlerInnen arbeiten nun selbständig und können direkt angefragt werden. Auf der Internetseite des Saarpfalz-Kreises www.saarpfalz-kreis.de finden Interessierte eine Übersicht der SprachmittlerInnen mit Sprachangaben und Kontaktdaten. Ein weiterer Lehrgang ist in der Vorbereitung.
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an das Frauenbüro des Saarpfalz-Kreises: Tel.: 06841 / 104 – 7138 oder Email: frauenbuero@saarpfalz-kreis.de.
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