Dr. med. Julia Zimmermann (l.) und Dr. rer. nat. Caroline Diener (r.) - Fotos: Koop
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Am letzten Freitag wurden auf dem Campus des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS) in Homburg die beiden Preise der Calogero-Pagliarello-Stiftung verliehen.

Prodekan Prof. Dr. Roy Lancaster überreichte die Auszeichnungen im Namen der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes, an der die Stiftung angesiedelt ist. Der mit 3.000 Euro dotierte Calogero-Pagliarello-Forschungspreis ging an die Fachärztin der UKS-Frauenklinik Dr. Julia Zimmermann für ihre Forschung zur Entstehung und der optimalen Behandlung von Eierstock- bzw. Brustkrebs. Dr. Caroline Diener erhielt den mit 2.000 Euro dotierten Calogero-Pagliarello-Studienpreis für ihre Promotionsarbeit am Institut für Humangenetik, bei der sie microRNAs und deren Einfluss auf Immunzellen untersuchte.

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Die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes hat in diesem Jahr wieder die beiden Preise der Calogero-Pagliarello-Stiftung verliehen. Den Calogero-Pagliarello-Forschungspreis und das damit verbundene Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro erhielt Dr. med. Julia Zimmermann. Sie arbeitet als Fachärztin in der Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin des UKS und hatte sich mit zwei Arbeiten beworben, die sich mit der Entstehung und der optimalen Behandlung von Eierstock- bzw. Brustkrebs befassen. Wie bei vielen Tumorerkrankungen ist auch bei Eierstock- und Brustkrebs die Entstehung dieser beiden Tumorarten nicht abschließend geklärt. Daher steht hier die Entwicklung maßgeschneiderter Therapiekonzepte und die Identifikation biologischer Marker in der medikamentösen Tumortherapie heute im Vordergrund der klinischen Forschung. Einen derartigen Marker könnte möglicherweise das Protein Sec62 darstellen, das sowohl bei Brust- als auch Eierstockkrebs überproduziert wird und offenbar dadurch zu einer schlechteren Prognose beiträgt. Bei einer speziellen Form des Brustkrebses, dem sogenannten triple negativen Mammakarzinom, zeigte sich darüber hinaus eine vorhersagende Bedeutung des SEC62-Gens: Einerseits für das Ansprechen auf eine vor-operative Chemotherapie, daneben besteht auf Zellebene ein Zusammenhang zwischen dem vermehrten Auftreten des Gens und einem erhöhten Migrationspotential der Tumorzellen, einer charakteristischen Eigenschaft von Tumorzellen. Damit könnte das SEC62-Gen in Zukunft möglicherweise als therapeutischer Angriffspunkt genutzt werden.

Dr. med. Julia Zimmermann bei der Verleihung – Foto: UKS

Prof. Dr. Roy Lancaster, Prodekan für Theoretische Medizin und Biowissenschaften, zitierte aus der Entscheidung der Jury: „Die Ergebnisse der Arbeit von Dr. Julia Zimmermann legen eine besondere Bedeutung des SEC62-Gens in der Pathogenese dieser beiden gynäkologischen Tumorentitäten nahe, und könnten für die Zukunft mögliche diagnostische, prognostische und therapeutische Implikationen ergeben.“

Der mit 2.000 Euro dotierte Calogero-Pagliarello-Studienpreis ging an Dr. rer. nat. Caroline Diener. Die Molekularbiologin arbeitet aktuell als Postdoktorandin in der Abteilung für Transplantations- und Infektionsimmunologie. Sie erhielt den Preis für ihre Doktorarbeit am Institut für Humangenetik bei der sie sich mit microRNAs und deren Einfluss auf Immunzellen beschäftigte. MicroRNAs sind kleine Moleküle, die bei der Regulation der Zellfunktion eine zentrale Rolle spielen. Bei verschiedenen Erkrankungen kann es zu einem veränderten Vorhandensein von bestimmten microRNAs kommen. Damit könnten sie zukünftig als sogenannte Biomarker zum Nachweis und zur Bewertung von Krankheitsprozessen genutzt werden. Synthetische microRNAs könnten im therapeutischen Bereich Verwendung finden. Für die Anwendung von microRNA-basierten Arzneimitteln ist ein besseres Verständnis über deren Funktionsweise notwendig. Dr. Diener hat das Vorhandensein von microRNAs in T-Zellen untersucht. Dieser bestimmte Typus von Immunzellen ist für den Erhalt einer gesunden Körperfunktion von besonderer Bedeutung. Bei Veränderungen der T-Zellen kann es zu schwerwiegenden Erkrankungen kommen, beispielsweise zu Autoimmun- oder auch Krebserkrankungen. In ihrer Promotionsarbeit konnte sie die biologische Funktion von microRNAs im Kontext des T-Zell-Aktivierungsprozesses genauer charakterisieren und somit umfassende neue Erkenntnisse zur Steuerung der Immunzellfunktion gewinnen.

Dr. rer. nat. Caroline Diener bei der Verleihung – Foto: UKS

Für die Jury der Medizinischen Fakultät stand fest: „Dr. Caroline Diener konnte in ihrer Arbeit nun 39 zentrale microRNAs mit deutlichen Expressionsveränderungen bei der Aktivierung von T-Zellen identifizieren. Auf Grundlage dieser Ergebnisse könnten einzelne dieser microRNAs künftig als Biomarker für T-Zell gekoppelte Erkrankungen dienen oder als Instrument für die gezielte Manipulation der T-Zell-Funktion im therapeutischen Bereich Anwendung finden“, so Prof. Dr. Roy Lancaster.

Die Stiftung und damit die beiden Preise gehen zurück auf den selbstständigen Handwerker Calogero Pagliarello. 1907 in Sizilien geboren, lebte und arbeitete er zuerst in Italien und Frankreich, ließ sich später in St. Ingbert nieder. Pagliarello schätzte die Forschung und die medizinische Versorgung auf dem Campus des Universitätsklinikums des Saarlandes und wollte diese Arbeit unterstützen. Nach seinem Tod im Jahre 1991 floss annähernd sein gesamtes Vermögen in die nach ihm benannte Stiftung. Diese ist an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes in Homburg angesiedelt. Stiftungszweck ist es, Forschung und Studium auf dem Gebiet der Medizin zu fördern.

Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre werden die Preise der Calogero-Pagliarello-Stiftung verliehen. Die sicherlich bekanntesten Preisträger sind die BioNTech-Gründer Prof. Dr. Özlem Türeci und Prof. Dr. Uğur Şahin. Sie arbeiteten und forschten Ende der 1990er-Jahre in Homburg und gewannen 1997 den Calogero-Pagliarello-Forschungspreis.

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