Begehung auf dem Friedhof mit Vertretern der Firma Weiher, darunter Geschäftsführer Stefan Lubowitzki (ganz links) sowie Volker Willig (4. v. l.)und Dr. Dieter Dorda (rechts) von der Abteilung Umwelt und Grünflächen der Stadt. - Foto: Jürgen Kruthoff/Stadtverwaltung
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Die Friedhöfe in Deutschland unterliegen derzeit einem Strukturwandel. Die ursprünglich in Deutschland übliche Sargbestattung hat erheblich an Bedeutung verloren, im Gegenzug werden pflegeleichte und meistens auch günstigere Urnengräber nachgefragt. Zudem haben die kommunalen Friedhöfe durch die Baumbestattungen in Wäldern eine nicht zu unterschätzende Konkurrenz bekommen. Die Folgen dieser Trends sind immer weniger Einnahmen für die Kommunen bei gleichzeitig wachsenden Unterhaltungskosten. Wie kann man diesem Strukturwandel begegnen?

Um über diese Frage und auch über die Zukunft des Homburger Hauptfriedhofs zu diskutieren, hatte Bürgermeister Michael Forster am Ende August zu einem Strategie-Workshop Vertreter aus dem Stadtrat, die Ortsvorsteher und Ortsvertrauenspersonen, die Kirchen in Homburg, aber auch Bestatter sowie Steinmetzbetriebe eingeladen. Mit dabei waren auch Mitarbeiter des Baubetriebshofs, der Kämmerei sowie die zuständige Abteilung Umwelt und Grünflächen, bei der die Friedhofsverwaltung angesiedelt ist.

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Bürgermeister Forster begrüßte die Teilnehmer des Workshops im Sitzungssaal des Rathauses und freute sich über die Gäste aus allen Bereichen, die mit dem Thema Bestattungen betraut sind. „Es geht bei diesem Workshop auch darum, wie wir dauerhaft unseren Hauptfriedhof gestalten. Es geht aber auch darum, wie sich in der Zukunft die Kosten sowohl bei den Bestattungen als auch bei uns in Bezug auf die Unterhaltung des Friedhofs entwickeln“, sagte Forster bei der Begrüßung.

Die Leitung des Workshops übernahm dann Stefan Lubowitzki. Er ist Geschäftsführer der Weiher GmbH, die Friedhofexperten, die als Dienstleister bundesweit Kommunen bei der Planung von Friedhöfen unterstützt. In Homburg ist die Weiher GmbH schon durch die Erstellung der Friedhofgebührenkalkulation bekannt. Nun soll diese mit der Abteilung Umwelt und Grünflächen die Zukunft des Hauptfriedhofs angehen.

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Ein erster Schritt war nun dieser Workshop. Die GmbH will die Ergebnisse daraus in den kommenden Wochen zusammenfassen sowie eigene Vorschläge entwickeln. Daraus kann sich dann auch eine weitere Zusammenarbeit ergeben. Bereits mittags hatten sich die Vertreter der Weiher GmbH mit städtischen Mitarbeitern im Rathaus getroffen, anschließend unternahmen alle gemeinsam eine ausführliche Besichtigung des Hauptfriedhofs. Stefan Lubowitzki betonte zu Beginn der Veranstaltung, dass er sich mit seinem Projektleiter Patrick Seitz und der Mitarbeiterin Martina Blank schon seit einigen Wochen mit dem Homburger Friedhof beschäftige. Anschließend stellte er einige Zahlen und Trends vor, um den Anwesenden zu erläutern, welche Aufgaben auf die Stadt zukommen können. So sehen laut einer Umfrage 52 Prozent der Bevölkerung in einem Friedhof mehr als einen reinen Bestattungsort und sprechen sich 32 Prozent für eine spätere Bestattung außerhalb eines Friedhofs aus.

Wichtig sei es, so Lubowitzki, die Friedhöfe den Entscheidungsträgern nahezubringen und präsent zu halten. Hierzu wurden im Vorfeld Homburger Kennzahlen ermittelt und analysiert, zudem hatte Martina Blank vor einigen Wochen den Homburger Friedhof besichtigt, um diesen mit den Augen der Landschaftsarchitektin zu begutachten. Bei der Präsentation der Ergebnisse vermittelten die Referenten die Stärken und die Schwächen, aber auch die Chancen und Risiken des Homburger Friedhofs.

Auffällig war für die Experten die Größe des Homburger Friedhofs, mit einer gelungenen Eingrünung, verschiedenen Charakteren, aber auch mit einer großen Überhangfläche. Hierbei handelt es sich um Flächen, die nicht mehr als Bestattungsflächen genutzt werden. Demzufolge generieren sie keine Gebühren, verursachen aber hohe Unterhaltungskosten. Hier plädierte Stefan Lubowitzki für eine Nachverdichtung der Flächen, aber nur dort, wo es Sinn mache. „Jeder Friedhofsplaner muss sich darüber im Klaren sein, dass ein neues Grab diesen Friedhofsbereich für 30 Jahre prägen wird“, machte er deutlich und ging darauf ein, dass es schon heute darum gehe, die Weichen für 2050 zu stellen. Er betonte auch, dass dort, wo eine Verdichtung keinen Sinn ergebe, Folgenutzungen gefunden werden müssten, wie z.B. die ökologische Aufwertung der Fläche durch das Anlegen von Blumenwiesen.

Weiter stellte die Firma Weiher das hohe Potenzial einiger Grabfelder und Einrichtungen, wie beispielsweise den Pavillon, heraus und plädierte für eine stärkere Einbindung dieser Bereiche in den Alltag. „Der Friedhof soll nicht nur als Stätte der Trauer, sondern auch als Stätte der Begegnung wahrgenommen werden“, war dann auch folgerichtig der häufig geäußerte Wunsch mehrerer Anwesenden.

Im Workshop wurden auch alternative Bestattungsmöglichkeiten, eine bessere Außendarstellung des Friedhofes, eine Lockerung der Friedhofsordnung, eine Beschilderung der einzelnen Grabfelder und weitere Themen diskutiert.

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