Wenn auf dem Gelände an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Homburg Luftballons wehen und Kuchen gereicht wird, dann stehen die Chancen gut, dass man sich auf einer Geburtstagsfeier des ansässigen Vereins „kükenkoje“, einem Förderverein für Frühgeborene und kranke Neugeborene, befindet. Vor wenigen Tagen wurde bereits der zweite Geburtstag gefeiert. Wie schnell die Zeit vergeht.
Ruth Dirksen hat gute Laune. Nicht nur weil das Wetter passend zum Jubiläum fantastisch ist, sondern weil es ihr und ihrer Tochter Rebecca einfach gut geht, beide wohlauf und gesund sind. Rebecca kam 9 1/2 Wochen zu früh auf die Welt. Von der Homburger Intensiv- ging es dann für sie und ihre Mutter auf die Neugeborenenstation. „Wir haben ganz tolle Schwestern und Ärzte dort gehabt, die uns geholfen haben. Wir durften auch im Elternhaus wohnen. Alles war anders als man es geplant hatte aber es war eine schöne Zeit“, blickt sie zurück. Dass sie sich so wunderbar aufgehoben gefühlt hat, das ist neben dem medizinischen Teil auch dem Zusatzengagement einiger Mitarbeiter zu verdanken. Sie sorgen rund um den Aufenthalt für Dinge, die nicht selbstverständlich, aber in vielerlei Hinsicht hilfreich sind.
Angefangen hat es mit selbstgestrickten Decken und Kleidung für die Frühgeborenen oder auch spezielle Liegestühle für die Mütter. Mittlerweile sind von den Mitarbeitern erstellte Tagebücher, Schnullerketten und kleine Erinnerungsboxen dazugekommen. Diese können die Eltern dann mit nach Hause nehmen und haben somit immer eine Erinnerung an die Zeit. Finanziert wird fast alles durch Spenden von Privatpersonen. Die selbstgebastelten Erinnerungsboxen nach eigenem Design beinhalten auch Dinge wie Blutdruck-Manschetten oder Pampers. Sozusagen alles was an den kleinen Patienen war und so klein ist, dass man es später kaum mehr glauben kann, erzählt Dr. Kathrin Müller, 1. Vorsitzende des Vereins im HOMBURG1-Gespräch.
Vor 4 Wochen wurde mit der Ausgabe der Erinnerungsboxen gestartet. „Sie kommen wirklich sehr gut an“, sagt Dr. Müller. Viele Eltern würden sich auch daher freuen weil man Verwandten und beispielsweise den Großeltern mal die Relation der Sachen zeigen kann, denn sie dürfen dank der Pandemieverodnungen noch immer nicht auf die Station. “Auf Bildern sieht beispielsweise ein Schnuller aus wie ein Schnuller aber in echt sind diese Versionen dann doch einzigartig klein.”
Das Team des Vereins „kükenkoje“ besteht aus aktuell ungefähr 15 Teammitgliedern ganz unterschiedlicher Professionen. Darunter finden sich Krankenschwestern, Ärzte und Sozialtherapeuten. Ein paar Stunden in der Woche verbringen sie alle mit diesem Projekt. Einmal im Monat treffen sie sich um sich zusammen auf den neuesten Stand zu bringen und die Einzelprojekte zu koordinieren. Unterdessen investieren die einzelnen Mitglieder immer wieder Zeit in der Woche um z.B. Fotos für die Erinnerungsboxen zu machen und Vorhaben weiter voranzutreiben. Irgendwas ist eben immer zu tun.
Das Engagement bleibt nicht unbeobachtet. Auch von Klinikseite weiß man den Einsatz voll und ganz zu würdigen. „Es übertrifft wirklich alle Erwartungen und man hat es sich so nicht vorstellen können, gerade weil alle sowieso schon an der Grenze arbeiten“, sagt Prof. Dr. Michael Zemlin, Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie. Gerade durch den stationsübergreifenden Zusammenhalt sei der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl nochmehr gestärkt worden. „Das motiviert wirklich alle“.
Die Dankbarkeit der Eltern sehen die fleißigen „kükenkoje“ Mitglieder nicht nur direkt auf den Stationen, auch der Besuch der zahlreichen Eltern beim Sommerfest zeigte wie groß das Gemeinschaftsgefühl ist. „Wir freuen uns einfach die Menschen wieder zu treffen. Oft werden die Babys mit etwa 2 1/2 Kilo entlassen, jetzt können sie laufen und das ist einfach schön zu sehen“, erzählt Dr. Müller strahlend.
Die Gesichter am Sommerfest sprachen eine deutliche Sprache. Hier fühlt man sich wohl, aufgehoben und verstanden.