Das neue Schuljahr steht in den Startlöchern, ab nächste Woche geht für die Schüler im Saarland der Ernst des Lebens wieder los. Dabei sind in diesem Jahr deutlich mehr ABC-Schützen als in den vergangenen Jahren. Das gilt auch für Schulen in Homburg, die erheblich gestiegene Schülerzahlen verzeichnen. Was auf verschiedenen Ebenen Probleme schafft.
„Erfreulicherweise ist es so, dass wir im Saarland steigende Schülerzahlen haben“, verkündete Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot bei ihrem diesjährigen Sommergespräch. Das gilt vor allem für die Grundschulen, wo in diesem Jahr 33.160 Schüler pauken, ein Plus von über 1000 Schülern im Vergleich zum vergangen Jahr. Das liege laut Streichert-Clivot zum einen an mehr Schülern aus Kriegsgebieten wie der Ukraine, zum anderen aber auch an einer höheren Geburtenrate im Land.
Ein Umstand, den auch die Grundschule Einöd zu spüren bekommt. Dort werden 88 neue Schüler in der 1. Klasse die Schulbank drücken, ungefähr zwanzig mehr als in den vergangenen Jahren. Bedeutet, dass eine Klasse zusätzlich gebildet werden muss, also vier statt drei erste Klassen ins Schuljahr starten. Kinder aus der Ukraine spielten für diese Entwicklung jedoch eine untergeordnete Rolle, wie Schulleiterin Susanne Braul-Schönecker erklärt. „Wir schulen lediglich fünf Kinder aus der Ukraine neu ein. Die zusätzliche Klasse wäre also auch so gebildet worden.“
Während es an den Grundschulen saarlandweit einen deutlichen Anstieg an Schülern gibt, sieht das an den Gymnasien anders aus. Dort ist die Schülerzahl gar um rund 200 gesunken. Anders sieht das jedoch am Homburger Christian-von-Mannlich Gymnasium aus, wo es wie in Einöd mit 127 Neuzugängen in den fünften Klassen deutlich mehr Zuwachs als in den vergangenen Jahren gibt. „Normalerweise waren es immer etwas über 100 neue Schüler“, berichtet der stellvertretende Schulleiter Klaus-Peter Holzer. „In diesem Jahr gibt es nun fünf statt vier fünfte Klassen.“
Sowohl in Einöd als auch am Mannlich-Gymnasium sorgt dieser Zuwachs für Probleme. Das betrifft einerseits die Raumsituation. „Bei uns gibt es ohnehin Raumprobleme, das wird durch die steigende Schülerzahl noch einmal verschärft“, sagt Braul-Schönecker. Die Klassen bekäme man zwar noch alle unter. „Aber wir haben kaum noch zusätzliche Räumlichkeiten, wie beispielsweise für Förderunterricht.“ Und auch am Mannlich-Gymnasium ist die Raumsituation angespannt, wie Holzer mitteilt. „Da sind wir jetzt tatsächlich an der Oberkante.“
Eine Situation, die sich dort in den nächsten Jahren noch verschärfen könnte, schließlich steht im kommenden Schuljahr die Wiedereinführung von G9 auf dem Programm. Ein wichtiger Aspekt auch für Bildungsministerin Streichert-Clivot, die im Sommergespräch betonte, mit den Schulverwaltungen bezüglich der Raumproblematik im engen Austausch zu stehen. „Wir haben Prognosen entwickelt, wie der zukünftige Raumbedarf an den Gymnasien sein wird und sind im Moment dabei zu schauen, wo es eng werden könnte.“
Angespannt könnte die Lage in Zukunft auch bei den Lehrerstellen werden, wie Streichert-Clivot einräumte. Momentan sei die Personalisierung im Saarland zwar noch stabil möglich. „Aber es wird in den kommenden Jahren nicht leichter, Lehrer zu finden.“ Herausforderungen gebe es dabei im Saarland vor allem in den mathematisch-naturwissenschaftlichen sowie den künstlerischen Fächern. Die Bildungsministerin möchte den Lehrerberuf durch mehr Festanstellungen attraktiver machen, aber auch den Blick auf Quer- und Seiteneinsteiger richten. Was die Festanstellungen angeht, sind im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr zusätzlich 146 Lehrkräfte vorgesehen. In diesem Jahr stieg die Lehrerzahl insgesamt von 9400 auf 9500 Lehrer.
Zumindest an der Grundschule Einöd reichen die Lehrer derzeit, wie Schulleiterin Braul-Schönecker berichtet. „Problematisch ist es erst dann, wenn Lehrer ausfallen, was coronabedingt derzeit häufiger vorkommt.“ Im besten Fall kommt dann die mobile Lehrerreserve zum Einsatz. Das heißt, das Bildungsministerium schickt als Ersatz eine Lehrkraft, die beispielsweise gerade aus der Elternzeit gekommen ist und keine Klasse übernommen hat. „In der Regel sind diese Kräfte aber schnell vergriffen“, so Braul-Schönecker. Hört sich nicht gerade nach einer Luxussituation an.
So wie auch am Mannlich-Gymnasium, wo man versucht, dem fächerspezifischen Lehrermangel durch eine Kooperation mit dem Saarpfalz-Gymnasium zu begegnen. „Ein Lehrer kommt von dort zu uns und wir schicken einen Lehrer dorthin“, erläutert der stellvertretende Schulleiter Holzer. Im Gegensatz zur Gesamtsituation im Saarland gibt es am Mannlich-Gymnasium jedoch weniger Probleme in den naturwissenschaftlichen Fächern als in Englisch und Französisch. „Insgesamt bekommen wir es gerade noch hin, aber wir haben auch schon einige Lehrer, die mehr Stunden halten, als sie laut Vertrag eigentlich müssten.“ Einfach ist die Situation an Homburger Schulen also keinesfalls, wenn am Montag die Schüler wieder zurück in die Klassenräume strömen.