Noch vor 30 Jahren konnte die Gottesanbeterin nur am Hammelsberg bei Perl und in der Umgebung von Merzig gesichtet werden. Heute kann man die vor allem im Mittelmeerraum beheimatete Fangschrecke fast im ganzen Saarland antreffen. Die kleine Königslibelle und die Feuerlibelle, die vor gut 30 Jahren nur im wärmeren Moseltal zu finden waren, sind inzwischen im Saarland weit verbreitet.

„Das sind nur zwei Beispiele von vielen, die zeigen, wie groß der Einfluss des Klimawandels auf unser Artenspektrum ist. Kältetolerante Tier- und Pflanzenarten verschwinden mehr und mehr, wärmeliebende Arten machen sich breit“, konstatierte der saarländische Umweltminister Reinhold Jost fest.

Bestandsaufnahmen, die einen Überblick geben, welche Tier- und Pflanzenarten im Saarland im Verschwinden begriffen sind und welche Arten sich in unseren Breiten behaupten oder gar ausbreiten, sind inzwischen überarbeitet worden. Minister Jost stellte jetzt die Ergebnisse dieser nach 2008 erstmals aktualisierten Roten Listen vor. „Rote Listen für Tiere und Pflanzen sind wichtige Bewertungsgrundlagen für unsere Naturschutzplanung“, so Jost.

Die Neubewertungen zeigen Licht und Schatten. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:

–      Der Klimawandel hat einen zunehmenden und jetzt bereits großen Einfluss auf den Artenwandel.

–      Im Lebensraum „Wald“ ist die Anzahl gefährdeter Arten am geringsten. Auch die Situation in den Fließgewässern ist noch vergleichsweise positiv. Dort gibt es bei den Bewertungen mehr Verbesserungen als Verschlechterungen (-> siehe Libellen), was auch auf die zunehmende Verbesserung der Gewässerstrukturen zurück zu führen ist.

–      Es gibt viele Indizien dafür, dass aufgrund der im Saarland vorkommenden Arten (-> bei uns häufig, im Bundesgebiet stark gefährdet) die Habitat-Qualitäten in einigen Landschaftsräumen im Vergleich zum Bundesgebiet noch gut bis sehr gut sind (bestes Beispiel: der Bliesgau).

–      Der negative Einfluss von eingewanderten, gebietsfremden Arten, sog. Neobiota, ist an vielen Stellen erkennbar. So sind etwa aufgrund der zunehmenden Verbreitung der aus Amerika stammenden Flusskrebsarten (Kamberkrebs, Signalkrebs…) der Steinkrebs und der Europäische Edelkrebs akut vom Aussterben bedroht.

–      Am stärksten gefährdet sind Arten, die an Agrarbiotope aus überkommenen landwirtschaftlichen Nutzungsformen (Grenzertragsstandorte) oder aber an sensible Extrembiotope gebunden sind. Zahlreiche gefährdete bis vom Aussterben bedrohte Arten sind stickstofffliehend. In dem Zusammenhang ist der flächige Stickstoffeintrag in die Landschaft als ein großes Problem zu nennen.

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