„Alleinerziehende brauchen eine Infrastruktur, die es ihnen ermöglicht, die Doppelbelastung „Familie/Job zu meistern“, fordert Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer. Anlass ist eine Sitzung des Landtagssozialausschuss, in der das Thema Armut diskutiert wurde. 

Zu einer guten Infrastruktur gehört unter anderem eine Ausweitung der Kitabetreuung in Randzeiten, die es Alleinerziehenden ermöglicht, durch eigene Erwerbstätigkeit unabhängig von staatlichen Transferleistungen zu werden. Otto macht sich aber auch für eine Bildungsoffensive mit mehr Ausbildungs- und Umschulungsangeboten für Teilzeitjobs stark. Denn zwei Drittel der arbeitslosen Alleinerziehenden haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. 

„Da ist die Armut vorprogrammiert“, so Otto, „gerade auch im Saarland.“ Hier liegt die Armutsgefährdungsquote für Menschen in alleinerziehenden-Haushalten bei durchschnittlich 43 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Otto appelliert auch an die Arbeitgeber, das Problem mit konkreten Maßnahmen anzugehen. „Das betrifft  die Einstellungsbereitschaft und könnten auch individualisierte Arbeitszeitmodelle und innovative selbstbestimmte Schichtpläne sein“, schlägt Otto vor, durch die mehr Alleinerziehende ihre Erwerbswünsche realisieren können.

Die Kammer sieht aber auch, dass in den letzten Monaten einiges auf den Weg gebracht wurde. So hat Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger im August das Landesprogramm „Frauen in Arbeit“ vorgestellt, wozu auch die Netzwerkstelle  „Frauen im Beruf“ gehört, die bei der Arbeitskammer angesiedelt ist. Otto lobt das als „wichtigen Schritt, „dem jetzt aber weitere folgen müssen“.

Im Saarland lebt in gut jedem fünften Familienhaushalt nur ein Elternteil. In fast allen, neun von zehn, sind es alleinerziehende Mütter. Unabhängig vom Geschlecht haben Alleinerziehende weniger Geld und seltener Arbeit als Paarfamilien. Dadurch sind sie überdurchschnittlich oft armutsgefährdet. Das trifft auch die 26.000 saarländischen Kinder, die mit einem alleinerziehenden Elternteil aufwachsen. Deutschlandweit hat ein Viertel der alleinerziehenden Mütter keinen Job, die Hälfte von ihnen hätte aber gerne gearbeitet. 

Das zeigt eine Auswertung, die das Statistische Bundesamt im August veröffentlichte. Damit sind alleinerziehende Mütter deutlich stärker erwerbsorientiert als nicht-erwerbstätige Mütter, die in einer Partnerschaft leben. Finanziell stehen alleinerziehende Familien nach wie vor schlechter da als Menschen, die in anderen Familienformen leben. Besonders schwierig ist die Situation von Alleinerziehenden mit mehreren und jungen Kindern. Diese Mütter können häufig nur begrenzt am Erwerbsleben teilnehmen und sind überproportional häufig von SGB II-Leistungen abhängig.

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