+++ UPDATE 08.11.2017, 15:17 Uhr +++

Stellungnahme von Dr. Philipp Krämer zur Reaktion der AfD Saar im Zusammenhang mit der Studie zu den Einstellungen der saarländischen Bevölkerung zur Frankreichstrategie:

Die Forderungen der AfD zur Frankreichstrategie in Reaktion auf die Studie zur Haltung der Bevölkerung sind ein Fehlschluss und sie stehen im Widerspruch zu den Ergebnissen des Forschungsprojekts. Dem berechtigten Wunsch nach mehr Beteiligung und Information lässt sich nicht begegnen, indem man die Bemühungen und die Finanzierung einstellt. Vielmehr muss den Saarländerinnen und Saarländern die Möglichkeit eingeräumt werden, eigene Vorschläge und Fragen zu formulieren. Dazu braucht es mehr und nicht weniger Engagement.

Die Stellungnahme der AfD beschwört deutsch-französische Konflikte herauf, die längst überwunden sind. Entgegen der Behauptung der Partei gibt es auf französischer Seite Initiativen in beachtlichem Umfang. Die AfD verlangt Engagement von Frankreich und möchte zugleich den eigenen Einsatz reduzieren. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Menschen im Saarland in der großen Mehrheit nicht hinter dem nationalistischen Anspruchsdenken stehen, das die AfD vertritt.

+++ ORIGINALMELDUNG 08.11.2017, 08:51 Uhr +++

Der Sprachwissenschaftler Philipp Krämer übt massive Kritik an der Frankreichstrategie der Landesregierung, die das Ziel hat, dass 2043 jeder Saarländer Französisch spricht. In einer Pressemitteilung stimmt die AfD der Kritik bei und bezeichnet die Vorgabe als „Illusion“. Die Mitteilung im Wortlaut:

„Die Geschichte der Saarregion zeigt, dass die französische Sprache in der Bevölkerung nie richtig verinnerlicht wurde, obwohl die Saarregion wirtschaftlich und kulturell eng mit Frankreich verbunden war. Die Saarländer sprachen Deutsch; Lothringer und Elsässer hingegen waren in der Regel von Geburt an zweisprachig. Das hat sich bis heute nur dahingehend geändert, dass im grenznahen Raum auf französischer Seite immer weniger Deutsch gesprochen wird. Von einer „Deutschlandstrategie“ in der Region Grand Est ist nichts zu hören.

Im Gegenteil: In der Großregion ist Frankreich der Blockierer. Die EU-Entsenderichtlinie wird so ausgelegt, dass es deutschen Handwerkern fast unmöglich gemacht wird, auf der anderen Grenzseite zu arbeiten. Im Großraum Straßburg wird eine Plakettenpflicht eingeführt ohne Absprache mit den Nachbarn. Deutschen Autofahrern drohen hohe Bußgelder, wenn sie durch Straßburg fahren. Deutschunterricht wird sogar zugunsten des Englischen zurückgefahren.  Die saarländische Frankreichstrategie ist eben eine Einbahnstraße.

Sie kann auch nicht erfolgreich sein, wenn die eigene Bevölkerung nur unzureichend informiert und eingebunden ist. So genau wissen die meisten Saarländer nicht, was die Landesregierung darunter versteht. Wahrscheinlich nimmt die Regierung ihre Frankreichstrategie selbst nicht so ernst. Der Sprachwissenschaftler Krämer kritisiert, dass nicht genügend Ressourcen bereitgestellt werden, die nötig wären, um aus der Strategie eine Erfolgsgeschichte zu machen.

Die AfD-Fraktion im Saarländischen Landtag fordert, die Frankreichstrategie zu überdenken und vorläufig keine finanziellen Mittel hierfür zur Verfügung zu stellen. Mit der französischen Seite müssen zuerst grundlegende Dinge besprochen werden, worunter auch die Chemieanlage Carling gehört.“

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