Die Puppe „Päckchen“ besucht den Weltladen in der St. Ingberter Kaiserstraße. Dort wurde mit entsprechender Dekoration auf die Anliegen der Fashion Revolution Week hingewiesen. - Bild: Melanie Streibelt
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Die Puppe „Päckchen“ sagt, sie sei ja selbst ein Textil. Das ist richtig. Die Stimme gibt ihr Melanie Streibelt, Puppenspielerin und Fachreferentin für den fairen Handel. Gemeinsam mit Peter Weichardt, Fachpromotor für fairen Handel, moderierten die Drei die Online-Veranstaltung „Vom Baumwollfeld zum Ladentisch“ zur Fashion Revolution Week und vertraten die Fairtrade-Initiative Saarland.

Die studierte Literatur-, Geschichts- und Theaterwissenschaftlerin wird coronabedingt zum Glück statt in Präsenz auch für das ein oder andere Online-Projekt beauftragt. Melanie Streibelt: “Es freut mich, zu erleben, dass so viele Menschen sich Gedanken um eine bessere Zukunft machen. Die Veranstaltung war von einem offenen, kooperativen und konstruktiven Geist geprägt. Das macht Lust auf mehr, und ich hoffe, dass wir gemeinsam an der Sache bleiben, jeder auf seine Weise und doch alle miteinander.” Zur Sprache kamen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, verantwortungsvoller Kleiderkauf und das Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichten soll, ihre Zulieferer auf umweltschädliche und schlechte Arbeitsbedingungen zu kontrollieren, und in Haftung zu nehmen. Flankierend hierzu startete der Weltladen in der St. Ingberter Kaiserstraße eine Schaufensteraktion mit Bildertafeln, Informationsplakaten und einem Modemüllberg, den eine Kundin zur Verfügung gestellt hatte. Landrat Dr. Theophil Gallo bei seiner Begrüßung: „Ich bin den Initiatoren dankbar, dass sie mit dieser besonderen Aktion aufmerksam machen auf Themen, mit denen wir uns beschäftigen müssen. Das sind die schlechten Arbeitsbedingungen der Menschen, die geringe Sensibilität der Menschen mit Blick auf diese Arbeitsbedingungen.“

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Die Fairtrade Initiative Saarland, die Fairtrade Stadt Homburg und der Fairtrade Saarpfalz-Kreis hatten Tamara Enhuber, Rita Monz, Dr. Hans Peter Schwarz, Lisa Renz und Lars Schuffenhauer als ImpulsgeberInnen eingeladen, um mit ihnen und den fast 50 Teilnehmenden darüber zu diskutieren, wie man sich durch eigenes Konsumverhalten und/oder auch politisch engagieren kann.

Tamara Enhuber arbeitet als Fachpromotorin für global verantwortliches Wirtschaften für den Verein mehr Wert!. Als ausgebildete Soziologin hat sie etliche Jahre zu verschiedenen Formen von Zwangsarbeit in Indien geforscht und in diesem Zusammenhang vor Ort viele Gespräche mit Menschen geführt, die unter extremsten Bedingungen von Zwangsarbeit gearbeitet und gelebt haben. Diese Begegnungen und Gesichter haben sie so nachhaltig beeindruckt, dass sie sich vor einigen Jahren entschieden hat, sich aus der Wissenschaft zu verabschieden, um dem Thema „moderne Sklaverei“ über Vorträge, Veranstaltungen und Aktionen ein breiteres Gehör zu verschaffen. „Kommunen und Landkreise spielen eine wichtige Rolle in der Erfüllung der UN-Nachhaltigkeitsziele. Eine sozial und ökologisch verantwortliche Beschaffung wäre ein weiterer wirkungsvoller Beitrag, in dem auch die Wirtschaft mit ins Boot geholt werden könnte“, erklärt Tamara Enhuber.

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Rita Monz, Mitglied im Diözesanvorstand der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands im Bistum Trier und Sprecherin des Arbeitskreises „Frauen stärken – Gewalt überwinden.“ ist das Engagement der kfd für gerechte, gewaltfreie und nachhaltige Lebens- und Arbeitsbedingungen in der EINEN Welt wichtig. Sie stellte das Spendenprojekt „Starke Frauen. Faire Arbeit in Bangladesch. kfd für Menschenrechte in der Modeindustrie“ in Kooperatoin mit der Frauenrechtsorganisation FEMNET vor. „Die Corona-Pandemie hat die Situation der Frauen und ihrer Familien noch einmal verschärft. Rund drei Milliarden Aufträge aus Europa und der Welt wurden storniert oder eingefroren. Viele ArbeiterInnen wurden entlassen oder sind gezwungen Lohnkürzungen hinzunehmen“, berichtete Monz.

Dr. Hans Peter Schwarz, stiller Teilhaber von Grünstreifen, einem Fachgeschäft für nachhaltige, faire und ökologische Mode in Saarbrücken, ging ausführlich auf die Lieferkette ein: „Profit und Wachstums-Dogma dürfen zukünftig nicht mehr die alleinigen Treiber und Kraftstoff von Unternehmen sein. Denn sie sind verantwortlich für Ausbeutung sowohl der umweltbezogenen als auch der humanen Ressourcen“.

Lisa Renz, Lehrerin für Deutsch, Biologie und Religion, Didaktikleiterin und stellvertretende Schulleiterin, stellte mit Lars Schuffenhauer, Lehrer für Deutsch und Physik und Leiter des Nachhaltigkeitsprojektes EWA plus die nachhaltige Schulaktivitäten wie eine Imkerei und eine Hühnerhaltung und die Entwicklung des fairen Schul-T-Shirts an der Gemeinschaftsschule Mandelbachtal-Schmelzerwald vor. Sie konstatierten: „Ein Großteil der Jugendlichen hat sich vor der Thematisierung im Unterricht noch nie damit befasst, unter welchen Bedingungen ihre Kleidung gefertigt wird. Nachhaltige Strukturen entstehen nur durch Vorbildfunktion der Erwachsenen. Damit Jugendliche überhaupt Verantwortung übernehmen können, müssen wir ihnen das hierzu nötige Wissen mit auf den Weg geben.“

 

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