Weniger Tote – weniger Verunglückte – weniger Verkehrsunfälle: Im vergangenen Jahr erreichte die Anzahl der bei Verkehrsunfällen auf saarländischen Straßen tödlich verunglückten Menschen abermals einen historischen Tiefstand. Auch die Gesamtzahl der Schwer- und Leichtverletzten ist erneut gesunken. 

Innenminister Klaus Bouillon: „Bereits im Jahr 2019 sind so wenige Menschen tödlich verunglückt wie noch nie seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Saarland. Es freut mich sehr, dass diese Zahl ebenso wie die der Verletzten im Straßenverkehr im Jahr 2020 erneut gesunken ist.“ Im Jahr 2020 registrierte die Polizei 29.059 Verkehrsunfälle (2019: 35.485). Bei den Entwicklungen spielen jedoch auch die Auswirkungen der Pandemie eine Rolle: die Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die vermehrte Heimarbeit, die Veränderung des Freizeitverhaltens sowie der reduzierte Reiseverkehr müssen bei der Interpretation der Verkehrsunfallzahlen berücksichtigt werden. Trotz der gestiegenen Gesamtzahl zulassungspflichtiger Kraftfahrzeuge wird bundesweit mit einem Rückgang der Gesamtfahrleistung um fast elf Prozent gerechnet. Die Langzeitanalyse der monatlichen Gesamtzahlen der Verkehrsunfälle im Saarland bestätigt diese Prognose der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt): es sind deutliche Rückgänge in den Monaten März bis Mai sowie November und Dezember gegenüber den Durchschnittswerten der Jahre 2010 bis 2019 erkennbar.

Gerade auf Kinder sowie Senior*innen als „verkehrsschwache Personen“ und die Risikogruppe der „Jungen Fahrer*innen“ richtet die Polizei in der Verkehrssicherheitsarbeit ein besonderes Augenmerk. Wie im Vorjahr kam auf saarländischen Straßen auch im Jahr 2020 kein Kind ums Leben. Die Zahl der verunglückten und leichtverletzten Kinder sank ebenfalls. Jedoch wurden im Jahr 2020 mehr Kinder bei Verkehrsunfällen schwerverletzt (2020: 53; 2019: 42). Eine ähnliche Entwicklung ist in der Risikogruppe der 18-bis 24-jährigen „Jungen Fahrer*innen“ zu beobachten: es gab zwar weniger Schwer- und Leichtverletzte, es sind aber mehr Tote zu beklagen. In der Altersgruppe „Generation 65+“ bzw. „75+“ sind die Zahlen der Leicht- und Schwerverletzten ebenfalls rückläufig. In der Gruppe „75+“ verloren jedoch mehr Menschen ihr Leben im Vergleich zum Vorjahr, während diese Zahl für die Über-65-Jährigen im Gegensatz dazu sank.

Bei den Radfahrer*innen gab es eine negative Entwicklung: sieben Getötete (2019: 2), 162 Schwerverletzte (2019: 122) und 550 Leichtverletzte (2019: 431) weist die Statistik aus. Auffällig ist, dass vier von insgesamt sieben tödlich verunglückten Radfahrenden keinen Fahrradhelm trugen. Stark gestiegen sind sowohl die Anzahl der Verkehrsunfälle, an denen Pedelecs (umgangssprachlich E-Bikes) beteiligt waren als auch die Anzahl solcher Unfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen. So registrierte die saarländische Polizei 127 Unfälle mit Beteiligung von Pedelecs (2019: 87), bei 119 davon kamen Personen zu Schaden (2019: 77). Insgesamt verunglückten 122 Pedelec Nutzende im Jahr 2020 (2019: 79), davon starben vier (2019: 2). Innenminister Klaus Bouillon: „Wir haben die stark zunehmende Bedeutung des Radverkehrs konsequent im Blick. Die Polizei bietet bspw. im Rahmen ihrer Präventionsarbeit seit kurzem auch E-Bike-Kurse für interessierte Senior*innen an.“ Auch im Bereich der Ausstattung der Polizei wurde reagiert: Seit 2020 sind alle saarländischen Polizeiinspektionen mit modernen E-Bikes ausgestattet. 2020 ereigneten sich im Saarland 35 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Elektrokleinstfahrzeugen (sog. E-Scooter), bei denen in 27 Fällen der/die Nutzende der E-Scooter als Unfallverursacher*in erfasst wurde. Bei 14 Verkehrsunfällen lag ein Alleinunfall ohne weitere Unfallbeteiligte vor. Insgesamt wurden bei diesen Verkehrsunfällen 6 Menschen schwer und 23 Menschen leicht verletzt.

Hauptunfallursache bei Unfällen, bei denen Personen verletzt wurden, ist außerhalb geschlossener Ortschaften und auf Autobahnen die nicht angepasste Geschwindigkeit. Im Jahr 2020 verstarben acht Menschen bei Verkehrsunfällen, bei denen die nicht angepasste Geschwindigkeit ursächlich oder mitursächlich war. Jeder dritte im saarländischen Straßenverkehr tödlich verunglückte Mensch ist damit im vergangenen Jahr auf zu schnelles Fahren zurückzuführen. „Wir arbeiten kontinuierlich daran, die saarländischen Straßen sicherer zu machen. Dazu muss unsere Polizei auch über eine entsprechende Ausstattung verfügen. So haben wir z.B. im letzten Jahr für die Intensivierung von Geschwindigkeitskontrollen außerhalb geschlossener Ortschaften digitale semimobile Geschwindigkeitsmessanlagen eingesetzt. In den Monaten Januar und Februar dieses Jahres haben die beiden Geräte rund 23.000 Verstöße festgestellt“, erklärt Innenminister Klaus Bouillon. Um dem unzureichenden Sicherheitsabstand, der zweiten Hauptunfallursache, erfolgreich entgegenzuwirken, wird außerdem eine neue stationäre Abstandsmessanlage beschafft werden.

Die Gesamtzahl der Alkoholunfälle ging um 21,8 Prozent auf 577 Unfälle (2019: 738) zurück. Bei den „Alkoholunfällen mit Personenschaden“ liegt der Rückgang bei 18,3 % (2020: 210, 2019: 257). Eine Person wurde bei einem solchen Verkehrsunfall getötet (2019: 2). Landespolizeivizepräsidentin Natalie Grandjean: „Im vergangenen Jahr haben verkehrspolizeiliche Aktionskontrollen stattgefunden, bei denen auch zielgruppenorientierte Alkohol- und Drogenkontrollen durchgeführt wurden. Es konnten hierbei eine Vielzahl von Verstößen hinsichtlich Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss festgestellt werden. Auch in diesem Jahr werden wir diese Aktionskontrollen nochmals durchführen.“

Die wichtigsten Daten im Überblick:

  • Mit 29.059 Verkehrsunfällen im Saarland im Jahr 2020 (2019: 35.485) weist die polizeiliche Statistik einen Rückgang um 18,1 Prozent aus. Bundesweit wird ein Rückgang von 13 Prozent erwartet.
  • Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden fiel um 13,1 Prozent auf 3.336 (2019: 3.840). Bundesweit wird ein Rückgang um 9 Prozent erwartet.
  • Die Anzahl der im Saarland bei Verkehrsunfällen Verunglückten ist um 15,2 Prozent gesunken (2020: 4.133, 2019: 4.875). In Deutschland wird insgesamt mit 11 Prozent weniger Verunglückten gerechnet.
  • Im Jahr 2020 sank die Zahl der tödlich verunglückten Menschen auf 22 (2019: 26). Für das Bundesgebiet wird ein Rückgang von 9 Prozent erwartet.
  • Die Zahl der Schwerverletzten ging um 3,7 Prozent auf 679 zurück (2019: 705). Bundesweit wird ein Rückgang von 8,8 Prozent erwartet.

Landespolizeivizepräsidentin Natalie Grandjean: „Ein hohes Maß an Verkehrssicherheit können wir nur erreichen, wenn sich alle Verkehrsteilnehmenden bewusst sind, dass sie mit ihrem Fehlverhalten nicht nur sich, sondern auch andere gefährden. Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit werden wir unsere vielfältigen Maßnahmen weiter intensivieren, neben der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit sind dies konsequente Verkehrskontrollen.“

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein