Die Werte der Rekrutierungsfähigkeit der derzeitigen Oppositionsparteien lagen deutlich darunter: Bündnis 90/Die Grünen kamen auf 0,13 (2018: 0,10 Prozent) und steigerten damit als einzige Partei ihren Wert. Die FDP erreichte einen Wert von 0,09 Prozent (2018: ebenfalls 0,09 Prozent). Die Linkspartei erreichte 0,08 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren als Mitglieder (2018: 0,09 Prozent), die AfD 0,05 Prozent (2018: ebenfalls 0,05 Prozent). CDU/CSU gemeinsam kamen auf einen Rekrutierungswert von 0,77 Prozent (2018: 0,78 Prozent).

Die Rekrutierungsfähigkeit über die Parteigrenzen hinweg sei in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich gesunken, unterstreicht der Politologe. „So waren insgesamt 1980, nach dem Hinzukommen der Grünen, in der alten Bundesrepublik knapp vier Prozent der beitrittsberechtigten Bevölkerung in einer der fünf Parteien organisiert.“ Dies habe knapp zwei Millionen Bürgern der alten Bundesrepublik entsprochen. „Ende 1989 waren es noch 3,6 Prozent, nach der Vereinigung und dem Hinzukommen der damaligen PDS 3,7 Prozent“, führt Oskar Niedermayer aus.

Ende 2019 hätten, trotz des Hinzukommens der AfD, nur noch 1,7 Prozent der beitrittsberechtigten Bevölkerung einer der sieben im Bundestag vertretenen Parteien angehört. „Insgesamt war trotz des Hinzukommens neuer Parteien bis Ende 2016 eine kontinuierlich abnehmende gesellschaftliche Verankerung des gesamten Parteiensystems zu beobachten“, stellt der Wissenschaftler fest. Die Bundestagswahl 2017 habe eine leichte Erholung gebracht, die aber Ende 2019 schon wieder fast aufgezehrt sei.

In der Studie wurde auch die Rekrutierungsfähigkeit der Parteien in den einzelnen Bundesländern analysiert. „Die Rekrutierungsfähigkeit der einzelnen Parteien ist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt“, konstatiert Oskar Niedermayer. Bei der CDU – mit Ausnahme von Thüringen – sowie bei der SPD und den Grünen und der FDP bildeten die ostdeutschen Bundesländer nach wie vor das Schlusslicht. Dies gelte bei der FDP zudem für Bayern. „Die Linkspartei ist von ihrer Mitgliederverteilung her immer noch eine ostdeutsche Regionalpartei, die im Westen eine geringe Organisationsbasis aufweist.“

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