Im Saarpfalz-Kreis sind im vergangenen Jahr 283 neue Wohnungen entstanden. Aus Sicht der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Saar-Trier ist das aber noch deutlich zu wenig. Die Gewerkschaft fordert, dass der von der Bundesregierung angekündigte „Wohnungsbau-Turbo“ nun auch im Saarpfalz-Kreis ankommt.
„Es muss jetzt einen ‚Aufschwung Wohnen‘ geben. Und davon müssen auch der Saarpfalz-Kreis und das Saarland profitieren“, sagt Ute Langenbahn, Vorsitzende der IG BAU Saar-Trier. Besonders wichtig seien mehr Sozialwohnungen und bezahlbarer Wohnraum.
Nach Angaben der IG BAU beruft sich die Gewerkschaft auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach wurden 73 der neu gebauten Wohnungen im Kreis in Ein- und Zweifamilienhäusern errichtet. Insgesamt beliefen sich die veranschlagten Bauwerkskosten 2024 auf rund 44,2 Millionen Euro.
Neben Neubau brauche es auch verstärkt Sanierungen, betont die IG BAU. Besonders beim seniorengerechten Wohnen sei viel zu tun. Gleichzeitig müssten die Baukosten sinken. „Es wird nur dann mehr gebaut, wenn einfacher und damit günstiger gebaut wird“, sagt Ute Langenbahn. Laut einer aktuellen Studie des staatlichen Bauforschungsinstituts ARGE ließen sich die reinen Baukosten um ein Viertel bis ein Drittel senken.
Die Gewerkschaft fordert daher eine Entbürokratisierung im Bauwesen und setzt auf den sogenannten „Gebäude-Typ E“ – einfaches, erleichtertes und effizientes Bauen. Durch reduzierte Wandstärken, einfachere Haustechnik und Verzicht auf kostenintensive Tiefgaragen könne der Bau deutlich günstiger werden.
„Entscheidender Kostentreiber ist allerdings die Technik – also Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Von der Haustechnik bis zur Einbauküche gilt: weniger High-End-Produkte. Das macht das Wohnen am Ende wesentlich günstiger“, sagt Ute Langenbahn.
Darüber hinaus lasse sich durch weniger Pkw-Stellplätze zusätzlich sparen. Auch bei Lärmschutz und Klimaschutz mahnt die IG BAU zu Augenmaß. „Ein Beispiel sind dreifach verglaste Fenster. Die müssen nicht sein“, so Ute Langenbahn.
Nach Einschätzung der IG BAU könne der Staat selbst von einfacheren Standards profitieren. „Sinken die Baukosten, dann sinkt auch die Förderung, die der Staat aufbringen muss, damit überhaupt gebaut wird. So lassen sich unterm Strich mehr Sozialwohnungen und mehr bezahlbare Wohnungen fördern und damit neu bauen“, sagt die Vorsitzende der IG BAU Saar-Trier.
Nach Ansicht der Gewerkschaft sollten Bund und Länder jährlich mindestens 11 Milliarden Euro für den Neubau von 100.000 Sozialwohnungen bereitstellen. Für zusätzlich 60.000 bezahlbare Wohnungen seien weitere 4 Milliarden Euro an Subventionen pro Jahr nötig.
Weitere Informationen zum Thema stellt das Verbändebündnis Wohnungsbau unter www.wohnungsbau-tag.de zur Verfügung.