Überall in Deutschland versorgen die Tafeln Bedürftige mit Nahrungsmitteln und anderen alltäglichen Gebrauchsgegenständen. Auch in Homburg gibt es eine solche Einrichtung. HOMBURG1 war zu Besuch.
Im Ausgabebereich ist bereits einiges los. Schon weit bevor die ersten Gäste kommen, werden Gemüse und Obst einsortiert, Backwaren bereit gelegt und Molkereiprodukte aus den Kühlschränken geholt. Schließlich muss an einem solchen Freitagmorgen in der Homburger Inastraße alles perfekt vorbereitet sein. Zeit zu verschnaufen gibt es nämlich nicht, wenn an der Tafel Homburg Ausgabetag ist.
Und so haben sich bereits um halb Acht am Morgen die ersten Helfer auf den Weg gemacht, um Waren bei den Geschäften einzusammeln, die die Tafel mit Essen versorgen. Alles Mögliche bieten diese rund zwölf Lebensmittelhändler der Tafel an, das meiste steht natürlich kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Was sich in den Supermärkten und Bäckereien nicht mehr verkaufen lässt, das kommt in die Inastraße.
Dort werden Brot, Gemüse oder Obst dann den Menschen angeboten, die auf diese Hilfe angewiesen. Tatsächlich ist das Anbieten wörtlich zu nehmen, denn nicht immer kriegt jeder alles was er möchte, wie Helferin Gitta Zielke erklärt. „Einmal kann es sein, dass wir im Brot ersticken und ein anderes Mal ist es so knapp, dass jeder nur ein Brot bekommt. Das wissen wir vorher nicht.“ So ist es dann an den Helfern vor Ort, mit den vorhandenen Lebensmitteln umsichtig umzugehen, damit auch jeder genügend Nahrungsmittel erhält.
Hört sich nicht einfach an. Erleichtert wird die ganze Sache dadurch, dass jeder Bedürftige einen Ausweis hat, mit dem er die Anzahl der Personen nachweist, für die er einkauft. So bekommen Einzelpersonen einen weißen Ausweis, Familien mit sechs Personen einen silbernen. Außerdem stürmt im Normalfall nicht eine große Gruppe den Ausgaberaum. „Die Leute bekommen über einen Zufallsgenerator Nummern zugewiesen, sodass sie bereits vorher wissen, wann sie ungefähr dran sieht“, sagt Zielke. Lange Schlangen vor dem Gebäude in der Inastraße sollen so vermieden werden.
Die würde es ansonsten vermutlich geben, denn es sind rund 400 Personen als Bedürftige bei der Homburger Tafel registriert. Menschen, die in irgendeiner Form staatliche Leistungen ausbezahlt bekommen, wie beispielsweise Wohngeld oder die Grundsicherung. Von diesen 400 kommt im Normalfall rund ein Drittel regelmäßig zu den Ausgabetagen. Im Zuge von Ukraine-Krieg und Inflation sind es noch einmal mehr geworden. „Es kommen neben den Flüchtlingen immer mehr Bürger, die nicht mit den hohen Lebensmittelpreisen zurechtgekommen“, so Helfer Michael Roth. 10-20% seien dazugekommen.
Viele Menschen also, die hier versorgt werden. Möglich ist das nur, weil es fast genauso viele freiwillige Helfer gibt. Über 100 Menschen sorgen in mehreren Teams dafür, dass möglichst viele Lebensmittel zur Verfügung stehen. Die sind natürlich nicht alle an der Ausgabe beschäftigt, dafür wäre der Raum auch deutlich zu klein. Vielmehr hat jeder seine eigene Aufgabe im Getriebe der Tafel. Die einen holen Waren ab, die anderen putzen und sortieren sie. Und wieder andere stehen an der Ausgabe und versuchen, jedem so gut es geht entgegenzukommen.
Für Gitta Zielke ist es gerade dieser Austausch, der ihr am meisten Freude bereitet. „Ich finde es toll, wie viele verschiedene Menschen ich hier kennenlerne. Außerdem kriege ich Bodenhaftung, weil ich merke, wie gut es mir eigentlich geht.“ Wohl nicht zuletzt auch dann, wenn man bedenkt, dass manche Familien bereits in mehreren Generationen die Tafel aufsuchen. „Ich kenne Kundinnen, die mit ihren Eltern hergekommen sind und jetzt selbst mit ihren Kindern hier sind“, erzählt Zielke, die seit 2008 bei der Tafel hilft.
Dass das überhaupt möglich ist, liegt in erster Linie an den vielen Spendern, die der Tafel mit Geld und Lebensmitteln aushelfen. Ohne die wäre der Betrieb nicht möglich, denn die Institution wird durch ebendiese Spenden finanziert. Schließlich muss unter anderem ein hauptamtlicher Koordinator bezahlt werden. Dazu kommen noch Miet- und Energiekosten. Übrigens steuern auch die Bedürftigen selbst einem gewissen Teil dazu bei, dass das alles bezahlt werden kann. Sie sind nämlich zu Spenden von bis zu fünf Euro pro „Einkauf“ angehalten. „Ich habe aber schon viele Menschen gehört, die sagen, dass sie dafür ja auch einen deutlich größeren Mehrwert bekommen“, hat Michael Roth den Eindruck, dass viele „Kunden“ der Tafel diesen Obolus ohne Murren entrichten.
Generell sei die Dankbarkeit sehr groß, wie Gitta Zielke betont. „Klar gibt es auch mal Menschen, die nach der Ausgabe unzufrieden sind, aber das ist nur ein kleiner Teil. Die meisten sind einfach froh, dass sie dieses Angebot überhaupt nutzen können.“ Damit das auch in Zukunft der Fall ist, werden sich weiterhin viele Ehrenamtliche auf den Weg machen, um Brot, Gemüse und Obst zur Gebäude in die Inastraße zu bringen.