Morgen nimmt der Wahlkampf ein Ende. Bis dahin werden an den Wahlständen und bei Kneipentouren noch um die letzten Stimmen gekämpft. Ob mit Infoflyern, Kugelschreibern oder Rosen – übereinstimmend bestätigen alle Parteien, dass um jede einzelne Stimme gekämpft wird und vor allem der direkte Dialog zum Erfolg führt. Wir waren am Freitag und dem heutigen Samstag mal auf dem Christian-Weber-Platz unterwegs und haben die Parteien zu ihren Erfahrungen im Wahlkampf befragt.
Zu den Wackelkandidaten um den Einzug gehört die FDP. Die bisherigen Gespräche verliefen aber zufriedenstellend, wie Marcel Mucker erklärt: „Die Resonanz in den Gesprächen ist sehr positiv und geht über die aktuelle Umfragewerte hinaus. Wir stellen immer wieder fest, dass die Leute reden wollen und sprechen mit den Bürgerinnen und Bürger vor allem über Inhalte und Details der verschiedenen Themen.“ Von den Umfragewerten lässt sich Marcel Mucker nicht beeindrucken: „Die gemeldet Werte motivieren uns eher. Unser Parteivorsitzender Christian Lindner hat es richtig formuliert: `Es ist wichtig was am Ende rauskommt.` Und ich denke, wir werden auch ein starkes Ergebnis einfahren.“
Auch die Grünen müssen auf Landesebene zittern. In Homburgsieht Marc Piazolo seine Partei aber gut aufgestellt: „Wir haben schon sehr früh im Februar mit dem Wahlkampf begonnen. Die Resonanz ist an unserem Stand über den kompletten Zeitraum hinweg sehr gut. Wir wurden auch oft auf die „Homburger Themen“ angesprochen. Neben Lob, gab es auch mal Kritik. Aber gerade zum Thema Windräder oder auch bei der Ortsumgehung Schwarzenbach treffen wir eben eine klare Aussage.“ Die Umfragewerte sind eher ein Motivationsschub um „bis zum Schluss Gas zu geben. Gerade hier in Homburg haben wir ein besseres Gefühl als die Werte auf Landesebene aussagen.“ so Piazolo.
Schon seit September hingegen ist die AfD auf Wahlkampftour. Der Stadtverbandsvorsitzende Daniel Schütte erklärt: „Die Resonanz hat sich sehr gut und positiv entwickelt. Wir gewinnen an unserem Wahlstand pro Tag auch immer ein bis zwei neue Mitglieder für den Stadtverband. Neben vielen positiven Gesprächen gibt es natürlich auch mal negative Kommentare. Aber das findet dann auch immer im Dialog statt.“ Für Umfragen hat sich Schütte schon immer interessiert: „Natürlich verfolgt man nach dem Aufstehen die neusten Zahlen. Und eins ist auch klar: bei einer positiven Entwicklung ist es ein ganz anders Gefühl als bei negativen Werten. Aber wir können das ganz gut einschätzen.“
Esra Limbacher von der SPD freut sich über die positiven Rückmeldungen im Wahlkampf: „Wir hatten beispielsweise mit unserer Verteilaktion bei Bosch einen guten Stimmungstest. Die Menschen kommen aktiv auf uns zu und sagen, dass sie uns wieder ihr Vertrauen schenken können.“ Das merke er nicht nur innerhalb der Partei, sondern vor allem an den Wahlständen und bei Veranstaltungen. Von der Veröffentlichung von Umfragen kurz vor der Wahl hält er hingegen nicht viel. „Ich bin kein großer Freund davon. In der letzten Woche vor der Wahl wollen sich die Leute selbst Gedanken machen.“ so Limbacher. Aus seiner Sicht sei der Ausgang der Wahl ein Kopf an Kopf-Rennen.
Tim Titt, Landtagskandidat der Linke, ist sich sicher: „Wir haben einen Umbruch in der Gesellschaft und entsprechend ist die Gesprächsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger sehr groß. Im Dialog erhalten wir auch immer wieder sehr gute Reaktionen auf unsere Inhalte. Die Stimmung steht auf „rot“. Denn wer eine andere Regierung will, muss die Linke wählen.“ Den Zeitpunkt der letzten Wahlumfragen von Mittwoch und Donnerstag sieht er kritisch: „Ich bin der Meinung, dass man wenige Tage vor einer Wahl keine Umfragen mehr veröffentlichen sollte. Man kann damit schon auch Politik machen.“
Die CDU sieht in den Wahlumfragen kurz vor der Wahl hingegen nur eine Momentaufnahme, welche die Stimmung abbilden kann. „Natürlich geben diese Hinweise. Man sollte aber solche Umfragen nicht überbewerten. Es ist wichtig die Leute zu mobilisieren, denn viele haben sich in ihrer Wahlentscheidung noch gar nicht entschieden.“ ist sich Christian Gläser sicher. Ein großes Pfund sieht die CDU im Personal. „Wir erhalten oft Zustimmung in unseren Gesprächen, gerade wegen Annegret Kramp-Karrenbauer und Klaus Bouillon. Daher gehen wir auch selbstbewusst in den Wahltag.“ lautet der Tenor am Wahlstand der Christdemokraten.
Um die Stimme der Briefwähler müssen die Parteien nicht mehr kämpfen. Das hierzu eingerichtete Wahllokal ist geschlossen, jetzt wartet man im Homburger Rathaus auf die letzten Einsendungen bis Sonntag. Der Anteil an Briefwählern hat sich übrigens positiv entwickelt. Dazu Jürgen Kruthoff, Pressesprecher der Stadt Homburg: „Bis zum gestrigen Freitag haben 4.865 Wählerinnen und Wähler per Briefwahl ihre Stimme abgeben. Eventuell wird die Zahl von 4.900 erreicht werden.“ Grund für den geringen Zuwachs bis Sonntag: viele Briefwähler geben ihre Stimme schon vorzeitig ab. Bei der letzten Landtagswahl lag die Zahl der Briefwähler übrigens noch bei rund 3.600. „Schon nach einer Woche hatten wir in diesem Jahr 2.700 Stimmabgaben. So einen Andrang hatten die Kollegen bei den vergangenen Wahlen noch nie erlebt. Wir können also wirklich von einem deutlichen Zuwachs in diesem Bereich sprechen. Letztlich müssen so unsere Briefwahlbüros im Rathaus am Sonntag pro Lokal rund 1.000 Stimmen im Durchschnitt auszählen, gleichzeitig werden aber die Wahllokale vor Ort entsprechend entlastet.“ erklärt Jürgen Kruthoff. Insgesamt 5 Briefwahllokale kümmern sich am Sonntag ab 18:00 Uhr um die Auszählung der Urnen. Dann dauert es auch nicht mehr lange und die Parteien erfahren, ob sich ihr Einsatz und das ehrenamtliche Engagement gelohnt hat…