Bild: Bill Titze.
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Ein Mann, der Markisen verkauft und damit eine Schuld begleichen will – darum geht es im Roman „Der Markisenmann“ von Star-Autor Jan Weiler. Welche Schuld genau auf Ronald Papen liegt, wollte Weiler bei seiner Lesung auf der HomBuch zwar nicht verraten. Aber auch so sorgte er für einen unterhaltsamen Abend.

Familiengeschichten sind selten ganz einfach, das gilt auch für Familie Papen. Da gibt es einen bösen Stiefvater, eine nachlässige Mutter und mittendrin ein 15-jähriges Mädchen namens Kim, das in der Pubertät steckt und sich so gar nicht wohl fühlt. Während das alles nicht unbedingt ein völlig neuer Plot für einen Roman ist, kommen Markisenmänner mit dunklen Geheimnissen dann doch eher selten in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur vor.

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Jan Weiler hat diesbezüglich also durchaus ein Alleinstellungsmerkmal, auch wenn er dieses bei seiner Lesung aus dem gerade frisch erschienenen Roman “Der Markisenmann” gar nicht komplett ausspielte. „Man kann sagen, er hat ein Geheimnis, er hat nämlich Schuld auf sich geladen“, hält sich der 54-jährige Schriftsteller im Homburger Siebenpfeifferhaus bedeckt, was genau Ronald Papen verbrochen hat. Verbrochen hat auch seine pubertierende, 15-jährige Tochter Kim etwas, doch anders als bei ihrem Vater hat Weiler kein Problem damit, darüber zu sprechen. „Kim ist schuld an einem schweren Unfall ihres Stiefbruders. Deshalb möchte ihr Stiefvater nichts mehr mit ihr zu tun haben.“

So wird das Kind zu ihrem ihr völlig unbekannten Vater Ronald geschickt, der in Duisburg lebt. Oder besser gesagt vor sich hin vegetiert. Denn der kleine, zarte Mann mit schief sitzender Brille wohnt in einer Lagerhalle, in der über 3000 Markisen verstaut sind. Kein Wunder eigentlich, dass Kim nicht unbedingt begeistert ist, hier ihre Ferien zu verbringen – oder wie es Weiler formuliert: „Sie hat da absolut keinen Bock drauf.“ Einen Ausweg gibt es aber nicht und so muss sich das Mädchen wohl oder übel mit ihrem seltsamen Vater und einer stinkenden Industriebrache abfinden.

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Bild: Bill Titze.

Abfinden oder möglicherweise sogar anfreunden. Denn je weiter Weiler liest, desto mehr bekommt das Gefühl, dass Kim sich einlebt. Da ist der gleichaltrige Tarik, mit dem sie sich gut versteht (was daraus wird, möchte Weiler ebenfalls nicht verraten). Außerdem nähert sich die Tochter immer mehr ihrem verschrobenen Vater an, der ununterbrochen unterwegs ist, um im Ruhrgebiet Markisen an den Mann zu bringen, die er einstmals nach der Wiedervereinigung günstig aus DDR-Beständen erworben hat. Scheußliche Muster inklusive. Von daher läuft es auf seinen Verkaufstouren auch nicht ganz so gut: Gerade einmal 200 hat er in den letzten Jahren verkauft. „Ronald Papen ist ein unbeschreiblich untalentierter und total erfolgloser Haustürverkäufer“, fasst Weiler zusammen, der seinen Durchbruch einst mit dem Buch “Maria, ihm schmeckt’s nicht” feierte. Und doch macht er weiter, klappert Mehrparteienhaus um Mehrparteienhaus ab. „Es ist schon seltsam, der Typ macht völlig unverdrossen weiter“, so Weiler. „Warum das so ist, dazu kann ich nicht viel sagen.“

Aber auch so ist es durchaus unterhaltsam an diesem Abend im Siebenpfeifferhaus. Dazu tragen vor allem die zahlreichen Macken bei, die Ronald Papen hat. So geht er in seiner Mittagspause immer nur zu Imbissen, die „Akropolis“ heißen. Das Pendant dazu sind Eiscafés, die „Venezia“ heißen, wo jeden Tag nach der „Arbeit“ ein Spaghetti-Eis verspeist wird. Seine Tochter Kim findet das alles kurios. So wie auch die zahlreichen Zuhörer, die die Lesung von Weiler besuchten. Absurd kann es jedoch auch im echten Leben sein: Da erhielt Weiler nämlich eine äußerst positive Rezension in der Fachzeitschrift RTS. „Noch nie war ich so stolz auf eine Rezension“, erzählte der Bestseller-Autor mit einem gehörigen Tropfen Ironie. RTS steht nämlich für Rollladen, Tore und Sonnenschutzschirme. Den „Markisenmann“ würde dieser Twist mit Sicherheit freuen.

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