Am 8. November 2022 wird Sigrún Ólafsdóttir im Rahmen einer offiziellen Feierstunde mit dem Albert-Weisgerber-Preis für Bildende Kunst der Stadt St. Ingbert ausgezeichnet. Mit der Vergabe des Preises an die 1963 im isländischen Reykjavík geborene Künstlerin, würdigt die Stadt St. Ingbert Ólafsdóttir für ihr herausragendes Kunstschaffen, das sich “durch hohe Qualität und Unverwechselbarkeit” auszeichne.
Neben Malerei und Zeichnung ist Sigrún Ólafsdóttir besonders durch ihre Plastiken bekannt geworden. Viele ihrer meist großformatigen Arbeiten sind im öffentlichen Raum zu sehen, so etwa auf dem Campus der Universität des Saarlandes, der Vertretung des Saarlandes beim Bund, der Fußgängerzone Saarbrücken oder in den Auen bei Wiltingen an der Saar. Eine zehn Meter hohe, filigrane Stahlskulptur der Künstlerin ist seit 2005 unter anderem auch auf dem Kreisel am Ortsausgang Rohrbach unweit des Werkes der St. Ingberter Festo GmbH zu bewundern.
Ólafsdóttir studierte zunächst Bildhauerei an der Myndlista og Handíðaskóli Íslands in Reykjavík (1986 – 1989) und setzte ihre Ausbildung von 1990 bis 1994 an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken fort. Sie war Meisterschülerin bei Professor Wolfgang Nestler. Ólafsdóttir wurde mit mehreren Kunstpreisen und Stipendien ausgezeichnet, unter anderem erhielt sie den Kunstförderpreis der Landeshauptstadt Saarbrücken und den Sickingen Kunstpreis des Landkreises Kaiserslautern, das Pollock-Krasner Stipendium der Pollock-Krasner-Stiftung New York sowie mehrere isländische Preise und Stipendien. Die Werke der aus Island stammenden Bildhauerin wurden seit 1990 in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt.
Bei ihren Plastiken verwendet Ólafsdóttir eine Vielzahl von Materialien über Holz, Gips, Aluminium und Stahl bis hin zu Gummi und Latex. Selbst großdimensionierte Plastiken der Künstlerin aus tonnenschwerem Material zeichnen sich durch eine spielerische Leichtigkeit und Eleganz aus. Bewusst bringt die Bildhauerin gegensätzliche Kräfte in ein dynamisches Gleichgewicht: Schwere und Leichtigkeit, Stabilität und Fragilität, Ruhe und Bewegung treten in eine fein austarierte Balance. Die Linie als zentrales Gestaltungselement – ob gerade oder geschwungen – sowie einfache Flächenformen von Kreis, Kreissegment, Kugel, Rhombus und Rechteck finden als Bildvokabular vielfach Verwendung.
Bei aller gestalterischer Komplexität sind ihre Plastiken durch eine klare und prägnante Bildsprache charakterisiert, die ihre Wurzeln im Konstruktivismus und der nachminimalistischen Plastik erkennen lässt. Plastik und autonome Zeichnungen stehen im Werk der Künstlerin als analoge Ausdrucksmittel in einem spannungsvollen Dialog. Sie haben international Eingang in bedeutende Sammlungen und Museen gefunden, so etwa im Museum Listasafn Reykjavíkurborgar/IS, im Wilhelm-Hack Museum in Ludwigshafen, in der Stiftung Demokratie Saarland, der Stadt Konstanz oder dem Regierungspräsidium Karlsruhe.
Die Verleihung des Albert-Weisgerber-Preises für Bildende Kunst an Sigrún Ólafsdóttir findet am Dienstag, 8. November, 18 Uhr, in der Stadthalle St. Ingbert statt. Die Plätze sind begrenzt. Es wird um Anmeldung bis Montag, 31. Oktober, gebeten unter Email: afischer@st-ingbert.de oder Tel. 06894/13 358. Die Laudatio spricht der Kunsthistoriker Ernest W. Uthemann.