Mit ihrer charakteristischen Bodenständigkeit und voller Elan betrat Uschi Glas am gestrigen Abend die Bühne der HomBuch. Das Lesefest hatte wieder eingeladen und der Promifaktor war von Beginn an hoch. Wärme, Energie und Begeisterung, dafür steht die Farbe Orange. Ihr Outfit an diesem Abend war also wie immer auf den Punkt stilsicher.
Das Siebenpfeifferhaus in Homburg war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Schauspielikone und Bestsellerautorin ihr neuestes Buch „Ein Schätzchen war ich nie“ vorstellte. Ein Titel, der programmatisch für ihr Leben und ihre Haltung steht – unabhängig, stark, und immer ein wenig “gegen den Strich gebürstet”, wie es Moderator Peter König treffend ausdrückte.
Eine Frau mit Kanten und Charakter
Uschi Glas ist fürwahr eine Institution im deutschen Film- und Fernsehen, das wurde an diesem Abend einmal mehr deutlich. Schon in den 60er Jahren spielte sie sich als Winnetous Apanatschi in die Herzen des Publikums, kurz später dann der große Durchbruch mit dem Kinoklassiker „Zur Sache, Schätzchen“. Obwohl sie als „Schätzchen der Nation“ betitelt wurde, wollte Uschi Glas nie das brave Mädchen von nebenan sein. „Ich habe mir einfach nichts gefallen lassen und habe immer da Nein gesagt, wo ich Nein sagen wollte“, betont sie, als sie von ihrem Weg erzählt, der sie zu einer der beliebtesten und respektiertesten Schauspielerinnen Deutschlands gemacht hat.
Ihr neuestes Buch ist mehr als eine bloße Rückschau auf ihre Karriere. Es ist ein „Mutmachbuch“, wie sie es selbst nennt, das vor allem Frauen darin bestärken soll, ihren eigenen Weg zu gehen, auch wenn dieser manchmal steinig ist. „Es ist nicht so sehr eine klassische Biografie, sondern eher ein Buch, das in den verschiedenen Zeiten meines Lebens springt und erzählt, was einem eben widerfahren kann und welche Rolle das Glück dabei spielt“, erklärte sie dem gebannten Publikum.
Viele interessante Geschichten gab es an diesem schönen Montagabend von der beeindruckenden Uschi Glas zu hören. Über ihre Anfänge, wie sie damals ins Filmbusiness kam und was sie überhaupt bewegte Schauspielerin zu werden. Natürlich veränderten sich über die vielen Jahre auch ihre Rollen. Allen Erzählungen gemein, war wie zu erwarten ihr natürliches Wesen, das die Zuschauer sowohl im Bann hielt, als auch zu vielen Lachern hin brachte.
Ein engagiertes Leben, privat und öffentlich
Doch Uschi Glas ist nicht nur für ihre schauspielerischen Leistungen bekannt. Ihr Engagement für sozial Benachteiligte ist ihr ein Herzensanliegen, das sie mit Nachdruck verfolgt. Gemeinsam mit ihrem Mann Dieter Hermann gründete sie 2009 den Verein „brotZeit e.V.“, der inzwischen täglich fast 20.000 Kindern in ganz Deutschland ein kostenloses Frühstück ermöglicht. Aufmerksam geworden auf den Missstand, wurde sie damals durch eine Nachricht im Radio: “Ich war gerade im Auto unterwegs, und da hat dieser Moderator, der das erzählt hat, gesagt, “es ist unglaublich, in der reichen Stadt München gibt es zwischen 3000 und 5000 massiv hungernde Grundschulkinder”, das hat mich mitgenommen.”
Was folgte war die Entstehung eines Vereins, der sich Morgen für Morgen um das Wohl von Schulkindern kümmert. “Wir haben 40 verschiedene Nationalitäten und die Kinder sitzen einfach bunt an den Tischen durcheinander, lernen sich kennen, bauen Vorurteile ab. Es gibt keine Aggressionen, keine Raufereien und keine Verletzungen mehr und die Kinder verbessern sich wesentlich, das ist ganz toll”, so Glas. Täglich sind es 20.000 Kinder, die mit Frühstück versorgt werden. Das Projekt hat in den letzten 15 Jahren über 15 Millionen Frühstücke ausgegeben – eine beeindruckende Bilanz, die vom Publikum mit tosendem Applaus gewürdigt wurde.
Ein Abend voller Emotionen und Inspiration
Die Lesung war ein Wechselbad der Gefühle. Uschi Glas las Passagen aus ihrem Buch, in denen sie unter anderem von ihrer Mutter erzählte – einer Frau, die ihr Leben entscheidend geprägt hat. „Vieles von dem, was meine Mutter uns vorlebte, hat mir später Orientierung gegeben. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke. Es gilt bis heute”, las sie aus ihrem Buch vor.
Doch der Abend bot bei weitem nicht nur ernste Töne. Uschi Glas zeigte natürlich auch ihren bekannten Humor und ihre Fähigkeit, schwierige Themen mit einer gewissen Leichtigkeit anzugehen. „Konfuzius sagt, wenn dein Bücherregal voll ist, besorg dir ein zweites“, zitierte Hans-Joachim Burgardt, Chef der HomBuch, bei der Eröffnung des Abends – ein Satz, der ebenso gut auf die Lebensphilosophie von Uschi Glas passen könnte. Denn sie hat in ihrem Leben nicht nur Bücherregale, sondern auch viele Herzen gefüllt.
Einziger Wermutstropfen dürfte wohl die relativ kurze Eventzeit von einer Stunde gewesen sein. Dafür nahm sich Glas aber in gewohnter Fröhlichkeit Zeit für eine ausgiebige Autogrammstunde, welche die vielen Fans natürlich nutzten. HomBuch, das war eine tolle Eröffnung!
Mehr Bilder des Abends: