Die Frauen und Männer, die an der Studie teilnahmen, unterzogen sich diversen Tests der geistigen Fähigkeiten. Dabei ging es neben der Gedächtnisleistung auch um Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistungen in verschiedenen Situationen, etwa unter Zeitdruck. Geprüft wurden unter anderem auch das Sprachvermögen und die Fähigkeit, Objekte zu erkennen und korrekt zu benennen.

Überdies wurde von 180 Probanden – 104 davon mit SCD – das „Nervenwasser“ analysiert. Diese Flüssigkeit kommt im Gehirn und Rückenmark vor. Erfasst wurde die Konzentration bestimmter Eiweißstoffe, namentlich ging es um sogenannte Amyloid-Beta-Peptide und Tau-Proteine. „Diese Biomarker-Messwerte ermöglichen Rückschlüsse auf etwaige Nervenschädigungen und Vorgänge, die mit einer Alzheimer-Erkrankung einhergehen“, so Wolfsgruber.

„Wir haben festgestellt, dass bei unseren Probanden mit SCD im Mittel leichte kognitive Defizite vorliegen und dass diese mit jenen Eiweißstoffen zusammenhängen, die auf eine frühe Alzheimer-Erkrankung hindeuten. Daher nehmen wir an, dass sowohl die subjektiven Beschwerden, als auch die minimalen objektiven kognitiven Defizite auf Alzheimer-Prozesse zurückzuführen sind. Das ist nicht selbstverständlich, denn für Gedächtnisstörungen gibt es viele Ursachen“, meint Studienleiter Michael Wagner. „Es wichtig zu betonen, dass diese Personen aufgrund ihrer Beschwerden eine Gedächtnisambulanz aufgesucht hatten, oder an eine solche überwiesen wurden. Die Befunde lassen sich daher nicht verallgemeinern, denn viele ältere Menschen haben zeitweilig subjektive Gedächtnisstörungen, ohne dass eine frühe Alzheimer-Erkrankung vorliegt.“

Die nun veröffentlichten Ergebnisse beruhen auf Daten der sogenannten DELCODE Studie des DZNE, welche die frühe Phase der Alzheimer-Erkrankung untersucht – jenem Zeitraum, bevor ausgeprägte Symptome auftreten. Im Rahmen von DELCODE, wird die geistige Entwicklung von insgesamt etwa 1000 Probanden über mehrere Jahre verfolgt. „Dabei wird sich zeigen, wer tatsächlich eine Demenz entwickelt und wie gut sich anhand von SCD das Demenzrisiko im Voraus abschätzen lässt. Daten dazu werden derzeit noch gesammelt und ausgewertet“, so Wagner. „Unsere aktuellen Ergebnisse stützen jedenfalls die These, dass SCD dazu beitragen kann, eine Alzheimer-Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Allerdings kann SCD sicherlich nur einen Teil des Gesamtbildes liefern, das für eine Diagnose nötig ist. Man wird auch Biomarker berücksichtigen müssen.“

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