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Ein Forschungsteam unter Federführung des DZNE kommt zu dem Schluss, dass die persönliche Wahrnehmung ein wichtiges Indiz sein kann, um eine Alzheimer-Erkrankung frühzeitig zu bemerken. In einer aktuellen Studie mit 449 älteren Erwachsenen, die in Neurology, dem Medizinjournal der Amerikanischen Akademie für Neurologie erschienen ist, berichten die Forschenden, dass Personen mit subjektiv empfundenen Gedächtnisstörungen im Durchschnitt auch mehr messbare, kognitive Defizite aufwiesen. Diese Defizite hingen auch mit Auffälligkeiten im Nervenwasser zusammen. Von diesen Erkenntnissen könnten Früherkennung und Therapie-Entwicklung profitieren.

Wenn das Gedächtnis nach eigenem Empfinden nachlässt, die geistige Leistungsfähigkeit – nach objektiven Kriterien – jedoch noch im Normbereich liegt, dann sprechen Fachleute von „subjektiven kognitiven Beeinträchtigungen“ oder „subjective cognitive decline“ (SCD). „Menschen mit SCD haben ein erhöhtes Risiko, langfristig eine Demenz zu entwickeln. Allerdings weiß man noch wenig über die Mechanismen, die subjektiven Gedächtnisstörungen zugrunde liegen“, sagt Prof. Michael Wagner, Arbeitsgruppenleiter am DZNE und Leitender Psychologe der Gedächtnisambulanz des Universitätsklinikums Bonn. „Die Effekte sind subtil und bisherige Studien haben relativ kleine Personengruppen eingeschlossen, was statistisch belastbare Aussagen schwierig macht. Deshalb haben wir nun die nach unserem Wissen bislang größte Stichprobe von Personen untersucht.“

An den Untersuchungen unter Koordination des DZNE war ein Verbund deutscher Universitäten und Universitätskliniken beteiligt. Insgesamt 449 Frauen und Männern – der Altersdurchschnitt betrug rund 70 Jahre – nahmen an der Studie teil. Ein Teil dieser Gruppe (240 Personen) wurde über die sogenannten Gedächtnisambulanzen der teilnehmenden Universitätskliniken eingeschlossen. Diese Personen hatten diese Ambulanzen zur diagnostischen Abklärung anhaltender subjektiver kognitiver Beschwerden aufgesucht. Dies geschah meist nach ärztlicher Überweisung. Bei den üblichen Tests waren sie jedoch als kognitiv unauffällig eingestuft worden, es bestand also lediglich SCD. Die übrigen 209 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie wurden aufgrund von Befragungen und der gleichen kognitiven Tests als kognitiv gesund eingestuft. Sie hatten sich aufgrund von Zeitungsanzeigen zur Studienteilnahme entschlossen.

„Wir konnten nachweisen, dass jene Menschen, die sich aufgrund von SCD an eine Gedächtnisambulanz wendeten, messbare, wenngleich nur mäßig ausgeprägte kognitive Defizite aufwiesen“, erläutert Dr. Steffen Wolfsgruber, Erstautor der aktuellen Veröffentlichung. Die Befunde beruhen auf einer umfangreichen Testung, auf einer verfeinerten Datenauswertung und auf der verhältnismäßig großen Anzahl untersuchter Personen.

„Damit wurde die Messempfindlichkeit entscheidend verbessert. So fanden wir heraus, dass Studienteilnehmer, die als gesund galten, im Allgemeinen bessere Ergebnisse bei der geistigen Leistungsfähigkeit erzielten als die Patienten der Gedächtnisambulanzen mit SCD. Diese Unterschiede sind mit Standardverfahren der Analyse und bei kleinen Probandengruppen kaum erkennbar. Erst recht nicht auf individueller Ebene. Man benötigt auf jeden Fall einen großen Datensatz.“

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