Wie sicher sind Schulen in der Pandemie? Sollten sich Kinder bereits gegen Corona impfen lassen? Und was bringen eigentlich Luftfilter in Klassenräumen? Das waren nur einige der Fragen, die bei einer saarländischen Expertenrunde rund um das Thema Corona und Schule gestellt wurden. Auf einige davon gab es erstaunlich klare Antworten.

Nächste Woche machen sich die Schüler zum vorerst letzten Mal wieder in die Schulen auf. Der Grund ist jedoch nicht ein neuerliches Aufflammen der Corona-Pandemie, sondern ein verhältnismäßig „normaler“: ab Mitte Juli sind Sommerferien. Doch selten dürften Schüler und Eltern mit so viel Ungewissheit auf das neue Schuljahr geschaut haben. Nicht zuletzt deshalb hatte das saarländische Bildungsministerium ein Expertengespräch initiiert, um Fragen zu beantworten, die nicht wenigen Familien unter den Nägeln brennen.

„Zwar haben wir momentan mit lediglich 11 positiv getesteten Schülern derzeit eine recht entspannte Situation“, leitete Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot in die Diskussion ein, die live über Facebook gestreamt wurde. „Aber natürlich stellen sich viele auch mit Blick auf die Delta-Variante die Frage, wie das kommende Schuljahr ablaufen wird.“ Zumindest was diese grassierende Mutation angeht, gab Prof. Arne Simon, Kinderarzt an der Homburger Uniklinik, leichte Entwarnung. Zwar sei Delta ansteckender als andere Varianten. „Doch wir haben bis heute keinen Hinweis darauf, dass die Erkrankung bei Kindern mit einer Delta-Infektion schwerer verläuft, als bei anderen Virus-Mutationen. Es besteht also bisher kein Grund zur Sorge.“

Sorge hatte in den vergangenen anderthalb Jahren auch mancher mit Blick auf den Präsenzunterricht in Schulen. Lange Zeit durfte dieser gar nicht stattfinden. Ministerin Streichert-Clivot machte jedoch deutlich, dass so etwas in der Zukunft unter allen Umständen vermieden werden soll. „Die Rückkehr in den Präsenzunterricht und die Abschaffung der Maskenpflicht haben nicht zu einem höheren Infektionsgeschehen geführt. Wir haben uns in der Vergangenheit viel zu sehr auf die Schulen konzentriert, dabei gibt es hier die besten Möglichkeiten, um eine gute Kontaktnachverfolgung zu gewährleisten.“

Rückendeckung bekam Streichert-Clivot von Simon, der unterstrich, dass die meisten Ansteckungen nicht in der Schule passieren. „Dazu haben wir mittlerweile sehr gute Zahlen. Unter der Einhaltung der Hygieneregeln ist die Schule also ein sicherer Ort.“ Skeptisch ist der Wissenschaftler, was die Wirksamkeit von Lüftungsfiltern in Schulklassen angeht. „Das Geld würde man besser in die Förderung der Schüler stecken, die jetzt pandemiebedingt Schwierigkeiten in der Schule haben.“ Ein Luftfilter trage in einem Klassenraum nur zu einem ganz geringen Maße dazu bei, Infektionen zu verhindern.

Doch nicht nur die Leistungen in der Schule sind mitunter schlechter geworden. Auch physisch hat die Corona-Pandemie einen negativen Einfluss auf Kinder und Jugendliche, wie Werner Meier, Vorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte im Saarland, berichtete. „Wir sind manchmal erschrocken, wie sehr die Kinder gewichtsmäßig zugelegt haben. Sie leiden einfach darunter, dass viele Sportangebote weggefallen sind.“ In diesem Zusammenhang plädierte der Saarbrücker Kinderarzt Dr. Holger Wahl, dafür, wieder verstärkt sportliche Betätigung zuzulassen. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass man sportliche Aktivitäten im Freien kaum zulässt. Denn das stellt eigentlich kein großes Problem dar.“

Ein Problem gibt es freilich noch bei der Datenlage, was die Impfungen von Jugendlichen über 12 Jahren anbelangt. Diese sei noch sehr spärlich, wie Werner Meier ausführte. „Wir werden aber in absehbarer Zeit sehen, wo der Zug hinfährt.“ Dabei plädierte die Runde jedoch dafür, den Entscheidungen der Ständigen Impfkommission nicht vorzugreifen. „Der Fachstandard kann nicht von medizinischen Laien festgelegt, sondern muss von Experten debattiert werden. Wir dürfen hier keine Einflussnahme zulassen, denn es geht dabei um das Vertrauen in ärztliches Handeln.“

Nichtsdestotrotz wies Arne Simon vom UKS darauf hin, dass es Befunde aus den USA und Israel gebe, die Hoffnung machten, dass Impfungen bei über 12-Jährigen relativ unproblematisch seien. „Bei einer Million mRNA-Impfungen kam es in der Altersgruppe zwischen 12 und 17 bei den Jungen nur zu 60 Fällen, in denen eine Herzmuskelentzündung auftrat.“ Bei den Mädchen sei es gar nur eine Quote von 10 Erkrankungen bei einer Millionen Impfungen. Außerdem würden die betroffenen Jugendlichen recht schnell wieder gesunden. „Deshalb glaube ich auch, dass es bald eine Impfempfehlung von der Stiko geben wird.“

Ob diese bis nach den Sommerferien vorliegen wird, steht freilich noch in den Sternen. Doch eines ist für Bildungsministerin Streichert-Clivot klar.: Eine Sonderbehandlung der Schulen soll es im Schuljahr 2021/22 nicht mehr geben. „Die Schulen würden, wenn überhaupt, erst dann wieder zugemacht, wenn auch alle anderen Bereiche schließen müssten.“

 

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