„Nervig“, „demotivierend“, „kraftraubend“ – wer sich in diesen Tagen mit Homburger Gastronomen unterhält, der hört viele solcher Vokabeln. Und doch ist der Wille groß, durchzuhalten, selbst wenn ein finanziell wirklich lohnender Betrieb von Restaurants und Bars derzeit nicht möglich ist.
Nein, viel Zeit haben Marco Dante und Francesco Nardi wirklich nicht. Eine nette Begrüßung, ein schnelles Foto für den Reporter, und schon machen sie sich wieder auf, um ihre Gäste zu umsorgen. Kein Wunder, schließlich ist Mittagszeit im Restaurant Oh!lio am Homburger Marktplatz, und da gibt es für den gastronomischen Leiter Dante und seinen Küchenchef Nardi natürlich viel zu tun. Bis vor zwei Jahren hätte man diese Einleitungssätze wohl auch achselzuckend zur Kenntnis genommen.
Doch im Jahr 2021 sind sie schon eine Neuigkeit an sich. Denn ja, die Terrasse des Oh!lio ist an diesem sonnigen Freitagmittag gut gefüllt. Das bedeutet: rund 30 Leute sind da. „So viele Menschen passen mit dem nötigen Abstand auf unsere Holzterrasse“, erzählt Dante in einem etwas ruhigeren Moment am Telefon. „Normalerweise sind es 120.“ Bei diesen Zahlen ist jedoch klar: finanziell rentabel ist das nicht. „Wir haben den Außenbereich diese Woche vor allem deshalb geöffnet, weil wir unsere Kunden zeigen wollten, dass wir da sind.“
Auch einige Meter weiter bei Kaya’s Burger Bar am Christian-Weber-Platz sitzen bereits einige Menschen draußen und genießen das freundliche Wetter bei Café oder Bier. Auch hier hat man sich dazu entschieden, die Bar Mitte der Woche zu öffnen. „Wir haben lange überlegt, ob es Sinn ergibt zu öffnen“, so Chef Ömer Kaya. Aber am Ende sei es darum gegangen, den Kontakt zu den Menschen nicht zu verlieren. Klingt ähnlich wie bei Marco Dante vom Oh!lio. Und auch ansonsten unterscheidet sich das Meinungsbild bei den befragten Gastronomen in Homburg kaum voneinander. Erst recht nicht, wenn man sie auf die politischen Entscheidungen anspricht.
Eine „längerfristige Strategie“ wünscht sich Kaya von den Entscheidungsträgern. „Ein klareres Vorgehen, ohne dieses verwirrende Hin und Her“, regt Dante an. Und auch Peter Trösch, Betreiber des Restaurants Homburger Hof und der Café-Brasserie Cash in der Innenstadt, fordert ein anderes Vorgehen der Politik. „Es ist schlicht und ergreifend kein richtiges Konzept zu erkennen. Es müsste vieles noch einmal sachlich überdacht werden.“ Überdacht hat Trösch die Entscheidung, die Außenterrassen von Homburger Hof und Cash diese Woche zu öffnen. Das habe sich jedoch wegen des Wetters nicht gelohnt. „Außerdem wollen wir noch die nächste Ministerpräsidentenkonferenz abwarten.“
Zermürbend ist dieses Abwarten für die Gastronomen. Vor allem deshalb, weil sie kein kohärentes Vorgehen der Politik erkennen können. Etwas, in dem gerade Restaurantbetreiber geübt sind. Schließlich müssen sie schon Tage im Voraus planen, was zu tun ist. So brauche man im Oh!lio, wie Marco Dante verrät, rund anderthalb Wochen, um den Betrieb hochzufahren. „Da muss nicht nur geputzt, sondern natürlich auch bestellt werden. Und nicht jeder Lieferant hat schließlich direkt alles auf Lager.“ Zum Vorteil könnte da zumindest gereichen, dass man bei Oh!lio einen Liefer- und Abholservice anbietet und so weiterhin zumindest teilweise „im Geschäft“ ist. Zumindest ist dies bei Kaya’s Burger Bar so, wie Ömer Kaya erklärt. „Im Normalfall benötigt man schon eine Woche Vorbereitung, aber durch unseren Liefer- und Abholservice ist der Aufwand nicht ganz so groß.“ Und anscheinend lassen sich die Menschen gerne auf dieses Angebot ein. „Es klappt besser als gedacht, wir konnten sogar neue Kunden hinzugewinnen.“
Dennoch, letztlich dürften die meisten Gastronomen den Tag herbeisehnen, an dem es nicht mehr berichtenswert ist, wenn Menschen zum Mittagessen ins Restaurant gehen. Oder wie es Marco Dante ausdrückt. „Wir wollen endlich wieder normal öffnen.” Wann sich dieser Wunsch erfüllt, steht freilich noch in den Sternen. Das hängt schließlich nicht zuletzt von den politischen Entscheidungen ab, die in den kommenden Wochen getroffen werden.