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Nachrichten aus Homburg
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Seinen polnischen Amtskollegen lernte Landrat Dr. Theophil Gallo bereits im Mai kennen, als Landrat Jan Pączek gemeinsam mit einer fünfköpfigen Delegation aus dem Kreis Przemyśl das fünfjährige Jubiläum der offiziellen Kreispartnerschaft im Saarpfalz-Kreis feierte. Nun galt es, die Möglichkeiten für eine weitere Entwicklung der Partnerschaft im Landkreis Przemyśl auszuloten. Gemeinsam mit Vertretern des Kreistages und der Kreisverwaltung plante Gallo mit verantwortlichen Ansprechpartnern vor Ort die künftigen deutsch-polnischen Aktivitäten in den Partnerkreisen.
Ein Wochenende erscheint viel zu kurz, um den im Südosten Polens an der Grenze zur Ukraine liegenden Partnerkreis Przemyśl gänzlich zu erkunden, zumal Landrat Pączek und seine Mitarbeiter ein ebenso buntes wie auch anspruchsvolles Programm vorbereitet hatten, das einerseits das Potenzial ihres Kreises präsentierte und andererseits genügend Austauschgespräche mit den Beteiligten bot. Begleitet von dem Ersten Kreisbeigeordneten Dieter Knicker, dem Dezernenten für Umwelt, Bildung und Bauen Dr. Gerhard Mörsch, dem Kreistagsmitglied und langjährigen Begleiter der deutsch-polnischen Austausche Dieter Hamm sowie der Partnerschaftsbeauftragten Dr. Violetta Frys besuchte der saarpfälzische Landrat verschiedene Einrichtungen im Kreis Przemyśl.
Eine davon war das Ökumenische Seniorenheim in Prałkowce, für das der Besuch der deutschen Delegation ein wichtiges Ereignis bedeutete. Sowohl die Bewohnerinnen und Bewohner als auch die das Pflegeheim betreibenden Nonnen nahmen die Delegation herzlichst auf und erzählten Interessantes aus der Geschichte und dem laufenden Betrieb der Einrichtung. Neben dem gewöhnlichen Aufenthalt in Ein- und Doppelzimmern steht den Bewohnern ein technisch sehr gut ausgestattetes Rehabilitationszentrum zur Verfügung. Die Einrichtung ist für jeden Europäer auch insofern interessant, als sie einen Ehrenausschuss für die polnisch-ukrainische Aussöhnung beheimatet, der regelmäßig Menschen für ihre Verdienste zur Völkerverständigung prämiert.
Auch das Treffen mit der Freiwilligen Feuerwehr in Kniażyce war eine bemerkenswerte Station. Nach Besichtigung der dortigen Feuerwache und Gesprächen mit dem Feuerwehrhauptmann Aleksander Dzimira war einhellige Meinung, in dem Bereich eine Kooperation eingehen zu können. Von polnischer Seite kam die Einladung 2018 das 60-jährige Jubiläum der Feuerwehr auch gemeinsam zu begehen. In kleinen polnischen Kommunen arbeiten viele Organisationen in vorbildlicher Weise Hand in Hand. So unterstützt auch der Landfrauen-Verein in Kniażyce die Freiwillige Feuerwehr, der die deutsche Delegation zudem köstlich bewirtete.
Bildnachweis: Ireneusz Iskański Bildtext: Landrat Theophil Gallo und die Delegation des Saarpfalz-Kreises mit den Männern der Freiwilligen Feuerwehr und dem Landfrauen-Verein in Kniażyce/Polen
Bildnachweis: Ireneusz Iskański
Bildtext: Landrat Theophil Gallo und die Delegation des Saarpfalz-Kreises mit den Männern der Freiwilligen Feuerwehr und dem Landfrauen-Verein in Kniażyce/Polen
Potenzial für künftige Zusammenarbeit bietet ebenfalls die Oberförsterei Bircza. Der stellvertretende Forstamtsleiter Stanisław Rębisz führte die Delegation des Saarpfalz-Kreises zum dortigen Forstamt und präsentierte die Dauerausstellung mit imposanten Trophäen, darunter ein Wisent, ein Bär und ein Karpatenwolf. Der für Waldnutzung und Marketing zuständige Oberförster informierte die Gäste über den Naturschutz in Polen. Wie das Saarland schloss sich der Landkreis Przemyśl dem europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 an, welches das Naturerbe mit internationalen Standards für die zukünftigen Generationen bewahrt.
Die Vielfalt der polnischen Flora konnte die Delegation im botanischen Garten Arboretum in Bolestraszyce bewundern, wo seit über vierzig Jahren die verschiedensten Arten von Pflanzen präsentiert werden, u.a. auch die Pimpernuss, aus der z. B. die Perlen für Rosenkränze verwendet werden.
Der Partnerkreis Przemyśl verfügt aber auch über ein beeindruckendes, reiches kulturelles Erbe. Die Gastgeber vermittelten der Delegation mit der Besichtigung des Schlosses in Krasiczyn, eines der schönsten Denkmäler der polnischen Renaissance, einen fabelhaften Eindruck. Die Altstadt von Przemyśl und das Sanktuarium in der Klosterkirche in Kalwaria Pacławska waren weitere ausgewählte Beispiele der historischen Schätze im Landkreis Przemyśl.
Ein kulturelles Highlight erwartete die Delegation dann mit der Teilnahme am Kreis-Erntedankfest. Mit dem alten polnischen Volksbrauch werden jährlich die schwere Arbeit der Landwirte und ihre Erzeugnisse gefeiert. Zum Fest kamen aus diesem Anlass nicht nur die Verantwortlichen aller Gemeinden des Landkreises Przemyśl, sondern auch Vertreter der Woiwodschaft Podkarpackie und drei Abgeordnete des polnischen Parlaments (Sejm) sowie Delegierte der Partnerkreise aus der Ukraine. Landrat Gallo übergab Landrat Pączek einen in den polnischen und deutschen Nationalfarben gehaltenen Erntedankkranz als Symbol der Anerkennung für den landwirtschaftlichen Fleiß. Gallo, dessen Vater selbst viele Jahre in der Landwirtschaft und anschließend im Bergbau gearbeitet hatte, gratulierte in seiner Rede zu den erzielten Erträgen und wünschte den Bauern eine reiche Ernte für die kommenden Jahre. Auch erinnerte er an die Beteiligung polnischer Bürger und Studenten an der demokratischen Bewegung rund um das Hambacher Fest 1832 und im deutschen Vormärz.
Andrzej Matusiewicz, Abgeordneter des Sejms, der selbst bei der Unterzeichnung der offiziellen Partnerschaft zwischen dem Saarland und der Woiwodschaft Podkarpackie 2009 mitwirkte, freute sich sehr, den deutschen Landrat im Przemyśl-Land persönlich begrüßen zu können. Hier, fernab der deutsch-polnischen Grenze, ist die Völkerverständigung von großer Bedeutung. „Wir werden durch eine engere Kooperation die Partnerschaft und die Verständigung zwischen den Menschen beider Nationalitäten, die sehr vieles gemeinsam haben, in den nächsten Jahren auf dieser Ebene weiter vertiefen, unabhängig von den Entwicklungen etwa auf nationaler Ebene, Ansatzpunkte gibt es genügend“, so das Fazit von Landrat Theophil Gallo.
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