Foto: UKS

Heute Morgen schlug die Meldung wie eine Bombe ein: laut dem ARD-Magazin „MONITOR“ soll ein Assistenzarzt am UKS über etliche Jahre Kinder sexuell missbraucht haben. Doch obwohl das Klinikum die Vorwürfe kannte und gar zur Anzeige gestellt hatte, sah man es offenbar nicht als erforderlich  an, die betroffenen Eltern zu informieren. 

Doch was führte überhaupt zur Anzeige: zwischen 2010 und 2014 war der Assistenzarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig und für die Behandlung Hunderter von Kindern zuständig. In einer Vielzahl von Fällen, es ist von rund 30 Betroffenen die Rede, soll er intime Behandlungen an Kindern im Alter zwischen 4 und 12 Jahren vorgenommen haben, die medizinisch nicht erforderlich waren und im Rahmen seiner Tätigkeit auch eigentlich nicht zu seinen Aufgaben gehörte. 

Dabei sollen dem UKS schon früh Hinweise auf pädophile Neigungen des Arztes vorgelegen haben. Schlussendlich scheinen die Hinweise so deutlich gewesen zu sein, dass der damalige Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie das Verhalten Ende 2014 zur Anzeige brachte und der Staatsanwaltschaft notwendige Daten mutmaßlicher Opfer übergab, die kurz darauf auch ein entsprechendes Ermittlungsverfahren in die Wege leitete.

Es ist eine Frage, die man sich als Außenstehender unweigerlich stellt: wollte die Klinikleitung die Vorfälle vertuschen? Denn selbst nach der Anzeige informierte das UKS keine Eltern betroffener Kinder. Lediglich die Staatsanwaltschaft hat in drei Fällen die Eltern kontaktiert, da sich hier der Tatverdacht anscheinend erhärtete. In den anderen Fällen erklärte die Behörde, laut MONITOR, sei “nach damaligem Ermittlungsstand ein Verdachtsgrad nicht erreicht, der es zulässig hätte erscheinen lassen, diese nach den maßgeblichen Vorschriften der Strafprozessordnung als Verletzte zu informieren”

Die Dimensionen und Anzahl möglicher Fälle ist bis heute unklar, auch außerhalb des UKS gibt es Hinweise, der ehemalige Assistenzarzt war in seiner Freizeit in der Jugendarbeit tätig, auf sexuellen Missbrauch. Die Anzahl der Betroffenen könnte also deutlich höher liegen. Doch eine Aufarbeitung grenzt an ein unmögliches Unterfangen: der Tatverdächte ist im Jahr 2016 plötzlich verstorben, die Ermittlungen daraufhin eingestellt. Es werden also viele Fragen unbeantwortet bleiben…

Dass die Vorfälle nun doch an die Öffentlichkeit kommen, ist einer Anwältin zu verdanken, die durch Zufall von den Vorkommnissen erfahren hat und betroffene Eltern vertritt. Im April kontaktierte sie die Staatskanzlei, die die Aufsicht über das Universitätsklinikum hat. Dort wurde dann der Entschluss gefasst, nun doch die gesetzlichen Vertreter potentieller Opfer zu kontaktieren.

Entsprechend äußerte sich Ministerpräsident Tobias Hans zu den Vorfällen: “Die Nachrichten aus dem Universitätsklinikum des Saarlandes erschüttern mich zutiefst. Wenn ein solcher Verdacht im Raum steht, muss umgehend eine lückenlose Aufklärung erfolgen. Das Wohl der Kinder steht für mich dabei an erster Stelle. Gerade Kinder und Jugendliche und ihre Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Vertrauen nicht durch Behandler schändlich ausgenutzt wird. So etwas darf nie wieder passieren.”

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