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Foto: Rob Lambert
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Die saarländische Wirtschaft erlebte im ersten Halbjahr 2024 eine Abschwächung ihrer Konjunktur. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), welches die gesamtwirtschaftliche Leistung eines Landes misst, zeigt deutliche Einbußen, die auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sind. Trotz der geringeren Preissteigerungsrate konnte die Nachfrage nicht den Erwartungen entsprechen.

BIP fällt trotz nominalen Wachstums

Wie das Statistische Landesamt des Saarlandes berichtet, verzeichnete das BIP im ersten Halbjahr 2024 ein nominales Wachstum von 3,0 Prozent. Jedoch weist das preisbereinigte Ergebnis einen Rückgang von 0,4 Prozent auf. Im Vergleich dazu steht Deutschland insgesamt mit einem nominalen Wachstum von 3,6 Prozent und einem realen Rückgang von 0,2 Prozent etwas besser da. Diese Zahlen sind Teil der ersten vorläufigen Ergebnisse, die durch den Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ ermittelt wurden, dem alle Statistischen Landesämter angehören.

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Herausforderungen im verarbeitenden Gewerbe

Insbesondere das Verarbeitende Gewerbe des Saarlandes hat im ersten Halbjahr an Dynamik verloren. Die Industriebetriebe erreichten einen Halbjahresumsatz von 14,0 Mrd. Euro und lagen damit nominal 5,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das Auslandsgeschäft reduzierte sich um 8,1 Prozent auf 7,1 Mrd. Euro, während der Inlandsabsatz mit 6,9 Mrd. Euro um 3 Prozent niedriger ausfiel.

Baugewerbe und Außenhandel schwächeln weiter

Auch das Baugewerbe zeigte Schwäche. Der baugewerbliche Umsatz belief sich auf 651 Mio. Euro, was einen nominalen Rückgang von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Die bauhauptgewerblichen Betriebe blieben um 7,2 Prozent unter den Vergleichswerten des vergangenen Jahres, während das Ausbaugewerbe ein Umsatzplus von 6,3 Prozent verzeichnete. Im Außenhandel verzeichnete die Saarwirtschaft einen Importüberschuss, wobei die Importe um 3,8 Prozent auf 9,3 Mrd. Euro stiegen, während die Exporte im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent auf 9,0 Mrd. Euro fielen.

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Dienstleistungssektor zeigt sich widerstandsfähig

Im Gegensatz zu den anderen Sektoren zeigte der Dienstleistungssektor eine günstigere Entwicklung. Die heterogenen Bereiche dieses Sektors konnten insgesamt eine bessere Bilanz vorweisen, was ein Lichtblick in der ansonsten gedämpften wirtschaftlichen Landschaft des Saarlandes darstellt.

Dringender Handlungsbedarf für die Politik

Die aktuellen Wirtschaftsdaten sind ein Weckruf für die politischen Entscheidungsträger. Dr. Frank Thomé, IHK-Hauptgeschäftsführer, kommentierte die Situation wie folgt: „Der Rückgang der Wirtschaftsleistung im Saarland um 0,4 Prozent in der ersten Jahreshälfte kommt nicht überraschend. Ursächlich dafür ist eine Gemengelage aus fehlenden Impulsen von der Exportseite einerseits und einer schwachen Binnenkonjunktur infolge einer äußerst verhaltenen Konsum- und Investitionsneigung andererseits. Investoren und Verbrauchern mangelt es an Vertrauen. Darunter leiden die Hersteller von Investitionsgütern und langlebigen Konsumgütern gleichermaßen. Gerade dem saarländischen Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobilwirtschaft fehlt es daher an Nachfrage. Darüber hinaus belasten allerdings zunehmend auch strukturelle Aspekte die Wirtschaftsentwicklung: So verringern insbesondere hohe Energie- und Arbeitskosten, staatliche Überregulierung, lange Genehmigungsverfahren, unzureichende Digitalisierung, demografischer Wandel, fehlende Arbeitskräfte und eine überbordende Steuer- und Abgabenlast fortdauernd die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. All dies engt ihren Spielraum für mehr Investitionen, Innovationen, Wachstum und Beschäftigung ein. Unter diesen Bedingungen wird die Wirtschaft nicht aus ihrer anhaltenden Wachstumsschwäche herausfinden. Wir müssen daher davon ausgehen, dass die Wirtschaftsleistung im Saarland in diesem Jahr abermals schrumpfen wird. Angesichts der Herausforderungen, die im Zuge der Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft auf das Land zukommen, ist das eine alarmierende Situation und ein Weckruf an die Politik. Sie ist gefordert, rasch und entschlossen mit einer wachstumsorientierten Reformagenda gegenzusteuern, die klare marktwirtschaftliche Anreize für mehr Investitionen, Innovation und Beschäftigung setzt. Andernfalls wird der Standort im internationalen Vergleich weiter zurückfallen.“

Diese Aussage verdeutlicht die dringende Notwendigkeit für politische Maßnahmen, die klare marktwirtschaftliche Anreize für Investitionen, Innovationen und Beschäftigung setzen.

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