Am Donnerstag, 20. April 2023, lädt die Paul-Fritsche-Stiftung Wissenschaftliches Forum zu einem Vortrag von Prof. Dr. Claudia Wiesemann ein.
Die Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Göttingen wird über ethische Aspekte von Intergeschlechtlichkeit und Transgeschlechtlichkeit in der Medizin berichten. Die Veranstaltung findet um 16:15 Uhr im Hörsaal der Medizinischen Biochemie (Geb. 45) am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg statt. Der Eintritt ist frei, alle Interessierten sind zur Teilnahme eingeladen.
Prof. Dr. Claudia Wiesemann forscht seit vielen Jahren zu ethischen Aspekten von Inter und Trans in der Medizin. Sie ist ausgewiesene Expertin auf diesem Feld, gefragte Interviewpartnerin und regelmäßig zu Gast in unterschiedlichsten TV-, Hörfunk- und Onlineformaten. Intergeschlechtlichkeit und Transgeschlechtlichkeit sind über lange Zeit hinweg als pathologisch, also als krankhaft, eingestuft worden. Betroffene Personen wurden stigmatisiert und Kinder wurden Eingriffen unterzogen, die vermeintlich geschlechtliche Eindeutigkeit erzeugen sollten. Die Anerkennung der geschlechtlichen Vielfalt und des individuellen Selbstbestimmungsrechts über das eigene Geschlecht wurde unterdessen von Betroffenen erkämpft und vom Bundesverfassungsgericht in wegweisenden Urteilen bestätigt. Die Medizin sucht mittlerweile nach besseren Wegen, eine diskriminierungsfreie und bedürfnisorientierte Versorgung zu gewährleisten. In ihrem Vortrag wird Prof. Wiesemann die ethischen und rechtlichen Aspekte einer angemessenen Versorgung vorstellen.
Die Referentin studierte Medizin, Philosophie, Neuere Geschichte und Medizingeschichte an der Universität Münster, wo sie in Medizingeschichte promovierte. Prof. Wiesemann war Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes, habilitierte sich an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seit 1998 ist sie Professorin für Medizinethik und Medizingeschichte und Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Göttingen. Sie forscht zu ethischen Fragen von Fortpflanzungsmedizin und Familie, zu Kinderrechten in der Medizin, insbesondere zu ethischen Fragen der Intersexualität sowie Transidentität bei Kindern und Jugendlichen und zur Geschichte und Ethik der Organtransplantation. Prof. Dr. Wiesemann war u.a. Präsidentin der Akademie für Ethik in der Medizin, Mitglied der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer sowie Mitglied und stellvertretende Vorsitzende im Deutschen Ethikrat. Seit 2021 ist sie Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, im letzten Jahr erhielt sie den mit 25.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis Niedersachsen und wurde damit als Pionierin der Medizinethik in Deutschland gewürdigt.
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