Der neue SPD-Vorsitzende in Homburg, Pascal Conigliaro. Bild: Bill Titze.
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Er ist der neue starke Mann in der SPD Homburg, als solcher will er sich jedoch nicht unbedingt verstanden wissen. Der frisch gewählte Vorsitzende Pascal Conigliaro möchte vielmehr als Teamplayer wirken. Was er vorhat und wie er die SPD in der Kreisstadt voranbringen will, hat er HOMBURG1 verraten.

Einzug in den Landtag, einige Wochen später die Wahl zum Vorsitzenden der SPD Homburg – Pascal Conigliaro hat in letzter Zeit einiges erlebt. Anmerken tut man ihm das nicht, Conigliaro wirkt beim Interviewtermin in seinem Heimatort Einöd ziemlich entspannt. Doch der Eindruck täuscht, wie er selbst einräumt. Derzeit gebe es viel zu tun, gerade bürokratische Partei-Angelegenheiten müssten abgewickelt werden. Hört sich nicht gerade spannend an, gehört aber zum Geschäft.

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So wie Conigliaro seit April diesen Jahres fest zum politischen Geschäft des Landes, aber auch der Kreisstadt gehört. Da zog der 45-Jährige nämlich als einziger Homburger Abgeordneter in den Landtag ein und übernahm in der SPD-Regierungsfraktion gleich den wichtigen Posten des haushaltspolitischen Sprechers, eines Art „Finanzministers des Parlaments“, wie er erklärt. Das passt zu Conigliaro, schließlich war er in seinem früheren Leben im Kreditgeschäft einer saarländischen Bank tätig. Was ihm jedoch auf die Dauer offenbar zu eintönig wurde, wie sich seinen Worten entnehmen lässt. „In der Politik hat man Berührungen mit ganz vielen Feldern aus dem kompletten gesellschaftlichen Bereich, dagegen beschäftigte sich mein Beruf eher mit einem Spezialgebiet.“

Lange überlegen musste der zweifache Familienvater also nicht, als er gefragt wurde, ob er nicht auf einem vorderen Listenplatz kandidieren wolle. „Aber natürlich habe ich das vorher mit meiner Frau und den Kindern abgesprochen, schließlich ist es ein ganz anderes Leben als zuvor.“ Ein Leben, das er beim Eintritt in die SPD vor zehn Jahren überhaupt nicht im Sinn hatte. „Damals wollte ich eigentlich nur ein bisschen mitmachen. Ich hätte nicht gedacht, dass die Politik mal mein Hauptberuf wird.“ Für die SPD habe er sich nicht zuletzt aufgrund von deren Sozialpolitik entschieden. „Wenn Leute arbeiten, müssen sie von ihrem Geld auch gut leben können. Diesen Gedanken bringe ich mit der SPD am meisten in Verbindung.“ Arbeit ist ein gutes Stichwort, Conigliaro hat davon als hauptberuflicher Politiker eine ganze Menge. Freie Wochenenden gibt es quasi nicht mehr, Veranstaltung reiht sich an Veranstaltung und ganz nebenbei muss ja auch noch inhaltliche Politik gemacht werden.

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In Einöd ist Conigliaro SPD-Ortsvereinsvorsitzender. Bild: Bill Titze.

Das passiert nicht zuletzt im Landtag. Dort wird in Arbeitskreisen und Ausschüssen um Lösungen gerungen und im Plenum debattiert. Seine erste Rede hat Conigliaro zwar noch nicht gehalten, die steht erst in der zweiten Jahreshälfte an, wenn der Haushalt debattiert wird. Doch das heißt nicht, dass es keine Arbeit gibt. Im Gegenteil, die Eckpfeiler des Haushalts werden in diesen Monaten festgelegt. Das passiert jedoch eher im Hintergrund, ohne dass die Öffentlichkeit an den Verhandlungen beteiligt ist.

Ein Ansatz, den Conigliaro zumindest für seine Arbeit als SPD-Vorsitzender in Homburg nicht verfolgen will. Vielmehr betont er, die SPD Homburg in Zusammenarbeit mit anderen nach vorne bringen zu wollen. „Ich bin ein Teamplayer.“ Die Sozialdemokratie vor Ort möchte er zu einer echten Bewegung machen. „Ich will weg von der Politik, wo einige wenige zusammensitzen und wichtige Entscheidungen treffen.“ Eine möglichst breite Einbindung, gerade der Ortsvereine, sei ihm deshalb wichtig. „Sie sind die Herzkammer der SPD. Wenn man es schafft, durch einen Ortsverein Identität zu stiften, ist das ein großes Plus“, erklärt er auch mit Blick auf seinen Heimatort Einöd, wo die SPD schon seit vielen Jahren das Heft des Handelns in der Hand hat.

Wichtig ist dem SPD-Mann auch, Frauen besser in den politischen Alltag zu integrieren. So wolle er diese verstärkt in politische Mandate bringen, was in der Vergangenheit nicht so gut geklappt habe. „Das wird man schon bei der nächsten Listenaufstellung sehen.“ Aber auch in der SPD selbst sollen Frauen stärker in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat Conigliaro bereits in die Wege geleitet. So sind mittlerweile fast alle Ortsvereine mit einer eigenen weiblichen Beisitzerin im Stadtverband vertreten.

Parteipolitik ist das eine, doch natürlich macht sich das Stadtratsmitglied auch Gedanken über die Zukunft der Stadt. Sorgen macht er sich vor allem um die Arbeitsplätze vor Ort, gerade in der Industrie. Hier müsse man engen Kontakt mit den Unternehmen halten. „Man muss ermöglichen, was die Firmen brauchen, damit sie vor Ort bleiben.“ In dieser Hinsicht scheint nicht zuletzt die Thematik Verbrennermotor für Homburg wichtig. Den möchte Conigliaro nicht abschaffen, schließlich könne er beispielsweise für LKW auch in Zukunft wichtig sein. Gleichzeitig fordert er aber, für Homburg auch andere Technologien in den Blick zu nehmen. „Beispielsweise wäre es gut, wenn man bei der Wasserstoff-Technologie dabei wäre.“

Gut fände es Conigliaro ebenso, wenn sich in Zukunft in der Innenstadt wieder etwas tun würde. Stichwort Einkaufsstadt. „Da gab es in der Vergangenheit zu oft Gezänk zwischen den Parteien, das hat Investoren abgeschreckt“, bemängelt der SPD-Politiker. „Jetzt müssen neue Überlegungen stattfinden.“ Zur Wahrheit gehört aber wohl auch, dass das jahrelange Hin und Her um die Person des Oberbürgermeisters nicht gerade zum Imagegewinn der Stadt beigetragen hat. Eine klare Aussage zur Personalie Rüdiger Schneidewind vermeidet sein Ex-Parteifreund jedoch. Ob Schneidewind zurücktrete, sei dessen Entscheidung. „Die muss er selbst treffen.“

Ob Rücktritt oder nicht, in den kommenden Jahren dürfte das Thema Oberbürgermeister weiter an Fahrt aufnehmen, denn 2024 wird dieser neu gewählt. Wer da für die SPD antreten könnte, lässt Conigliaro noch offen. Erwartungsgemäß, rund anderthalb Jahre vor dem Urnengang. Generell gebe es jedoch genug Menschen in der SPD, die das Amt ausfüllen könnten. „Wir sind nicht nur drei Leute, sondern haben in Homburg 500 Mitglieder.“ Conigliaro bringt aber auch eine externe Lösung ins Spiel. „Der Oberbürgermeister von Zweibrücken, Marold Wosnitza, ist ja auch aus Aachen zurückgekehrt und wurde gewählt.“ Wer auch immer der SPD-Kandidat ist, am neuen starken Mann in der SPD Homburg dürfte er im politischen Alltagsgeschäft kaum vorbeikommen.

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