Um die Voraussetzungen für die Erfassung digitaler/digitalisierter Spuren zu erfüllen und den Umgang mit ihnen trainieren zu können, wird in die Anschaffung entsprechender Ermittlungswerkzeuge investiert. So ist beispielsweise seit kurzer Zeit die zweite Softwaregeneration für die digitale Erfassung und den Abgleich von Fingerabdrücken – den sog. „Livescan“ – in den saarländischen Polizeidienststellen in Betrieb.
Die neue technische Infrastruktur, die in Zusammenarbeit mit Rheinland-Pfalz geschaffen wurde, führt zu einer Verbesserung der Bedienungsfreundlichkeit der bestehenden Hardware für die Erfassung und den Abgleich von Fingerabdrücken (10 Livescanner = Erfassung und Abgleich, 10 Fast-ID-Scanner = nur Abgleich). Zudem kann nun nach neuen Standards mit allen relevanten Datenbank-Systemen (neben INPOL auch Schengener Informationssystem, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie Ausländerzentralregister) abgeglichen bzw. darin erfasst werden. Perspektivisch ist außerdem der mobile Einsatz der Fast-ID-Geräte zum Abgleichen von Fingerabdrücken über Tablet/Notebook eine Option. Im Saarland wurde für das Projekt eine Investitionssumme von rund 150.000 Euro bereitgestellt.
Teil der Verbesserung der IT-Infrastruktur ist außerdem die Nutzung der Version 8.4 des Programms INPOL, mit dem auch komplette ED-Behandlungen für das Schengener Informationssystem erfasst werden können. Durch die Optimierung des Prozesses hat die Kriminaltechnik jetzt direkten Zugriff auf den Livescan-Vorgang; dies ist zum Beispiel wichtig bei der Be- und Verarbeitung von Vergleichsabdrücken. Darüber hinaus wurde für die Auswertung daktyloskopischen Spurenmaterials (Finger-, Hand- oder Fußabdrücke) für 25.000 Euro die neue Software „Lucia Dacty Scope“ beschafft.
Die vorgestellten Neuerungen und Verbesserungen sind ein bedeutender Baustein in der Digitalisierungsstrategie der saarländischen Polizei; ebenso wichtig wie moderne Ermittlungswerkzeuge sind aber entsprechende Schulungen für Polizeibeamte, denn heutzutage ist ein Tatort immer auch digital. Gerade unbewusst angelegte, digitale Spuren, zum Beispiel Öffnungszeiten von Türen und Fenstern, die Heizkurve in der Hausautomation (Smart Home) zur Feststellung des Todeszeitpunkts, Spuren im Infotainment-System des PKW (Automotive-IT), die Pulsfrequenz in der Sportuhr des Tatverdächtigen zur Tatzeit (Internet der Dinge) oder die Routerdaten verbundener Mobilfunkgeräte in der Wohnung des Stalkingopfers können den entscheidenden Hinweis zur Falllösung bringen.
Digitale Spuren zu erkennen, ihr mögliches Auftreten überhaupt zu bedenken, ist also eine der polizeilichen Herausforderung in der heutigen Zeit. Daher hat die Fachhochschule für Verwaltung eine Aus- und Fortbildungsoffensive im Bereich Cybercrime gestartet, die sich mit Typologien und Arten digitaler Spuren und ihrer beweiskräftigen Sicherung auseinandersetzt. Vor diesem Hintergrund ist für 10.000 Euro zudem die Einrichtung eines kompletten erkennungsdienstlichen Arbeitsplatzes (Livescanner, Kamera und ED-Tisch) für Aus- und Fortbildungszwecke erfolgt. Dadurch wird die kriminaltechnische Ausbildung an diesem wichtigen Instrument polizeilicher Datenverarbeitung nun unmittelbar am Standort ermöglicht.
Um „Fit für den digitalen Tatort“ zu sein, wurden und werden zusammen mit dem Landespolizeipräsidium derzeit überdies unterschiedliche, digitale Geräte beschafft, damit in der Aus- und Fortbildung Polizeibeamte bei der Suche, dem Schutz und der Sicherung dieser digitalen Spuren in speziellen Trainings Kompetenzen entwickeln und ausbauen. Auch für die zukünftigen Schulungen der digitalforensischen Untersuchung von Beweismitteln durch die Cybercrimeschwerpunktsachbearbeiter wurden Geräte und Ausstattung angeschafft. Die Kosten dafür liegen insgesamt bei ca. 30.000 Euro.
Innenminister Klaus Bouillon: „Es gibt zwei Schwerpunkte, die bei Investitionen gleichermaßen zu beachten sind, damit die Digitalisierungskampagne für unsere Polizei erfolgreich sein kann: die Ausrüstung und die Schulung der Polizisten; beides muss Hand in Hand gehen. Das bedeutet, wir müssen einerseits moderne, neue Ermittlungswerkzeuge bereitstellen oder bestehende Systeme an die heutigen Anforderungen anpassen; die Aktualisierung des Livescan-Systems ist hierfür ein Beispiel. Andererseits ist es notwendig, geeignete Aus- und Weiterbildungsprogramme anzubieten; für deren Einrichtung und Durchführung schaffen wir beispielsweise durch den Bau des geplanten Cyberausbildungs- und Trainingszentrum (CATZ) auf dem Campus der Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) in Göttelborn die perfekten Voraussetzungen.”