Das Leben zwischen Bahnweg und Kaiserslauterer Straße in Bruchhof ist leiser geworden. Zwei verschieden lange Schallschutzwände entlang eines knapp ein Kilometer langen Eisenbahnabschnittes sind fertig gestellt, bezahlt aus dem Steueraufkommen des Bundes. 3,1 Millionen Euro wurden in die insgesamt 1.600 Meter langen Aluminium-Konstruktionen, schalldämmenden Fenster und Lüfter investiert mit dem Ziel, die Anlieger vor gesundheitschädlichem Lärm zu schützen und ihnen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Gerade diese hatte in den letzten Jahren unter den zum Teil nächtlich durchgeführten Arbeiten gelitten. Notwendig war die Baumaßnahme, weil die Bahnstrecke im Bereich Bruchhof ICE tauglich gemacht wurde. Mit dem symbolischen Einheben des letzten Schallschutzelementes soll unter die Lärmepoche ein Schlussstrich gezogen werden.
Die Deutsche Bahn hatte dazu im Bereich des Wasserwerkes zum gemütlichen Kaffeenachmittag für die Betroffenen, die politischen Mandatsträger und die Verwaltungsspitze eingeladen. Es sei im Rahmen des Lärmsanierungsprogrammes guter Brauch, dass man bei Kaffee zusammenkommt, jene Menschen zusammenbringt, die lange Zeit Lärm ertragen mussten und sich die Frage stellten, wie die Lärmschutzwand wohl aussehen wird.
Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland, war jedenfalls zufrieden mit dem Resultat, das die Anwohner am Bahnweg auf 670 Metern und jene an der Kaiserslautererer Straße auf 930 Meter vor Lärm schützen soll, der durch Güterwagen und durch den enormen Luftdruck der vorbeirasenden Schnellzüge entsteht. Die letzten Jahre waren rückblickend für die Bruchhofer gewissermaßen homöopathische Jahre, denn Lärm war notwendig geworden um Lärm zu bekämpfen. Das wiederum hatte die Anwohner bisweilen zornig gemacht und sie lärmen lassen. Sie hatten sich mit Blick auf den Ausbau der ICE-Strecke schon vorher nicht gut informiert gefühlt und hatten über Jahre grässlichen Baulärm ertragen müssen, vor allem in den Nächten.
Zunehmend setzte die Bahn dann auf Transparenz und realisierte zuletzt den immer wieder als möglich skizzierten Lärmschutz. Dieser ist Teil des seit 1999 laufenden Programmes „Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen der Eisenbahnen des Bundes“. Aufgelegt worden war dieses, weil sich abzeichnete, dass der seit 1974 gesetzlich verankerte Anspruch auf vorsorgenden Lärmschutz an neuen Bahnstrecken nicht ausreichend war, um die vorgeschriebenen Lärmgrenzwerte flächendeckend einhalten zu können. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts – das machte Vornhusen in Bruchhof deutlich – hatte kaum jemand den Lärm der Eisenbahnen als lästig empfunden. Die Vorteile, die Generationen von Menschen durch die Eisenbahn genießen konnten, überwogen bis zu diesem Zeitpunkt. Das galt auch für Bruchhof, wo 1848 erstmals ein Zug durchfuhr.
Die Eisenbahn bot Menschen Arbeit und die Menschen siedelten bevorzugt dort, wo es Bahnlinien gab. Lärm und Qualm störten bis vor 60 Jahren kaum, die Hausfrauen hängten sogar die Wäsche nach dem Fahrplan der Dampfzüge raus, um sie sauber halten zu können, wie Bruchhofs Ortsvertrauensmann Manfred Rippel erinnerte. Mit der Erkenntnis, dass sich Lärm und Schadstoffbelastungen in den Städten aufsummieren und Menschen krank machen, wurden Vermeidungsstrategien gesetzlich verankert. Die Bruchhofer hatten auf dieser Grundlage Anspruch auf aktiven Schallschutz (die drei Millionen Euro teure Schallschutzwand) und passiven Schallschutz (schallgedämmte Fenster und Lüfter in rund 180 Wohnungen für insgesamt 100.000 Euro).
Neben diesen Maßnahmen verwies Vornhusen auf die inzwischen verpflichtenden Flüsterbremsen mit denen die Bahn ihre Güterwagen umgerüstet hat. Insgesamt habe die Bahn seit dem Start des Lärmsanierungsprogrammes 1,6 Milliarden Euro ausgegeben. Allein 2019 seien 50 Kilometer Lärmschutzand verbaut worden.