HOMBURG1 | SAARLAND NACHRICHTEN
Die Grünen-Landtagsfraktion hat im März eine Anfrage an die Landesregierung zu einer eventuellen Jagdpraxis im „Urwald vor den Toren der Stadt“ gerichtet. Zu den jetzt erhaltenen Antworten erklärt der Fraktionsvorsitzende, Hubert Ulrich:

„Im Jahr 1997 wurde im Saarkohlenwald mit dem „Urwald vor der Toren der Stadt“ ein mehr als 1.000 Hektar großes Naturschutzgebiet geschaffen. Ziel ist es, dass sich die Natur frei und ohne forstwirtschaftliche Eingriffe entfalten kann, damit die ursprüngliche Vegetation und verloren geglaubte Tierarten zurückkehren können. Damit dies möglich ist, sollte es unserer Auffassung selbstverständlich sein, dass in dem Gebiet auch die Jagd untersagt wird. Ob dem so ist, wollten wir nun mit einer Anfrage an die Landesregierung in Erfahrung bringen.

In ihren Antworten hat sie dargelegt, dass in den ersten zehn Jahren nach Gründung des Naturschutzgebiets Bewegungsjagden über einen maximalen Zeitraum von sechs Stunden pro Jahr ausgeübt wurden. Danach habe jedoch keine Jagd mehr stattgefunden. Zwar gäbe es augenscheinlich – also ohne konkrete, objektive Inventuren – Schäden an Jungpflanzen, die durch Wildverbiss entstehen. Allerdings räumt die Landesregierung ein, dass nach ihrer Einschätzung „die Erreichung des Schutzziels durch das Ruhenlassen der Jagd nicht gefährdet“ ist.

Mit dieser Aussage bestätigt die Landesregierung auch Erfahrungen aus anderen Waldgebieten. So wird zum Beispiel seit rund 70 Jahren in Italien im öffentlichen Wald nicht mehr gejagt. Dennoch florieren dort Flora und Fauna. Gleiches gilt für das Schweizer Kanton Genf, wo bereits vor rund 40 Jahren die klassische Jagd verboten wurde. Um Konflikten, etwa mit Wildschweinen in Siedlungsbereichen vorzubeugen, sind dort sogenannte Umwelthüter beschäftigt, die sich auch um die Regulierung des Wildschweinbestands kümmern.

Da die Landesregierung in Bezug auf den Urwald nun selbst einräumt, dass die Schutzziele des Gebiets auch ohne Bejagung nicht gefährdet sind, sollten solche Regelungen auf weitere Naturschutzgebiete im Staatswald ausgeweitet werden. Wir fordern von ihr, auch im saarländischen Teil des Nationalparks Hunsrück-Hochwald und im Großschutzgebiet Warndt die Jagd im Rahmen eines Modellversuchs auszusetzen und im Anschluss eine Bestandsaufnahme der Wildtierpopulation und des Wildverbisses durchzuführen.

In den siedlungsnahen Bereichen des Großschutzgebietes Warndt sollte analog zu den Erfahrungen im Kanton Genf ein Wildtiermanagement für Wildschweine durch landesbedienstete Förster eingerichtet werden, um Schäden zum Beispiel in Hausgärten auszuschließen.“

Link zu den Antworten auf die Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion:
https://www.landtag-saar.de/Drucksache/Aw15_1783.pdf

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