Am 12. November wäre Philipp Jakob Siebenpfeiffer 235 Jahre alt geworden. Ihm gilt es ein würdiges Andenken zu bewahren, prägte der ehemalige „Landcommissär“ von Homburg doch die deutsche Geschichte maßgeblich als Galionsfigur des „Hambacher Festes“ und als Wegbereiter der Pressefreiheit.
Geboren wurde Philipp Jakob Siebenpfeiffer in der Anfangsphase der Französischen Revolution 1789 im heute badischen Lahr. Die Stadt gehörte seinerzeit zum Fürstentum Nassau-Saarbrücken, wohin Siebenpfeiffers Großvater übergesiedelt war. Die Familie war über Generationen hinweg dem Schneiderhandwerk verpflichtet. Doch diesen Berufsweg sollte Philipp Jakob Siebenpfeiffer nicht mehr weiterverfolgen, nachdem beide Elternteile 1799 an Pocken verstorben waren. Er wuchs daraufhin bei Verwandten auf und schlug als junger Mensch zunächst eine Verwaltungslaufbahn ein. Verwaltungstätigkeiten nahm er nach seinem Jurastudium und nach seiner Promotion beispielsweise auch in Ottweiler wahr. Im Alter von 29 Jahren wurde er schließlich erster „Landcommissär“ im damals bayerischen Landkreis Homburg. In dieser Position erhielt er Einblicke in wirtschaftliche und soziale Probleme sowie in politische Missstände.
Den Zwist mit seinem in München residierenden Dienstherren König Ludwig I, der natürlich nichts übrig hatte für die Freiheitsansinnen des Landcommissärs, trug Siebenpfeiffer 1830 öffentlich in der Erstausgabe seiner Zeitschrift „Rheinbayern“ aus, was postwendend zu seiner Entlassung führte. Siebenpfeiffer wurde zum Wortführer der oppositionellen Bewegung, die wiederum ihren Höhepunkt im „Hambacher Fest“ Ende Mai 1832 fand. Mit über 30 000 Mitstreitern war es die bis dahin größte Demonstration für Demokratie, Freiheit und für einen deutschen Einheitsstaat. Aber auch die Rufe nach einem vereinten Europa waren nicht zu überhören.
„Wir haben Philipp Jakob Siebenpfeiffer viel zu verdanken. Im Vormärz legte er die Grundlagen für unsere heutige demokratische Verfassung“, betont Dr. Theophil Gallo, Siebenpfeiffers 14. Nachfolger im Amt des Homburger Landrates und Vorsitzender der 1988 gegründeten Siebenpfeiffer-Stiftung, „Demokratie und Freiheit sind wahrlich keine Selbstverständlichkeiten, und Philipp Jakob Siebenpfeiffer lieferte schon damals Zeugnis, dass der persönliche Einsatz dafür mit Repressalien einhergehen kann.“
Philipp Jakob Siebenpfeiffer intensivierte nach seiner Suspendierung sein journalistisches Engagement, was einen steten Kampf mit Zensur- und Polizeigewalt zur Folge hatte, den Siebenpfeiffer und seine Weggefährten verloren. Nach dem „Hambacher Fest“ wurde Philipp Jakob Siebenpfeiffer verhaftet und zusammen mit weiteren Mitstreitern, darunter auch der bekannte Homburger Journalist Johann Georg August Wirth, vor dem außerordentlichen Landauer Assisengericht angeklagt wegen „Aufreizung zum gewaltsamen Umsturz“. Die Geschworenen sprachen die Angeklagten jedoch frei. Siebenpfeiffer und Wirth wurden danach aber von anderen Gerichten jeweils zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Siebenpfeiffer floh 1833 aus dem Gefängnis in Frankenthal und wurde in der Schweiz sesshaft, wo er schließlich einen Lehrstuhl für Staatswissenschaften an der Universität Bern übernahm. Er verstarb am 14. Mai 1845 in Bümpliz bei Bern an Demenz. „Die intensive Beschäftigung mit dem Landauer Prozess von 1833 und mit den damaligen Umständen vermittelte einen sehr guten Eindruck der Lebensleistung Siebenpfeiffers und der weiteren Beteiligten, die ihr Existenz aufs Spiel setzten, um im Kampf für Presse- und Meinungsfreiheit die Grundlagen für unsere heutige freiheitliche Demokratie in einem geeinten Europa zu legen“, so Landrat Dr. Gallo, dessen wissenschaftliche Arbeit über den Prozess 1994 als Band 3 der Schriften der Siebenpfeiffer-Stiftung erschienen ist.
Weitere Informationen finden sich auf der Homepage der Siebenpfeiffer-Stiftung unter www.siebenpfeiffer-stiftung.de.