50 Jahre Michelin in Homburg – in diesem April wurde ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert. Natürlich nur in digitaler Form. Dennoch lohnte es sich durchaus, der Veranstaltung im Stream zu folgen. Neben vielen Anekdoten aus der Vergangenheit, wurde nämlich auch ein Blick in die Zukunft gerichtet.
Was macht Michelin in Homburg aus? Wer die einstündige Jubiläumsfeier per Stream verfolgte, dem musste vor allem ein Aspekt ins Auge springen. Oder besser in den Ohren nachhallen. Denn es war nicht nur Deutsch, das hier gesprochen wurde, sondern zu einem großen Teil Französisch. Nun könnte man sagen: Klar, Michelin ist schließlich ein französisches Unternehmen. Und doch steckt offenkundig mehr dahinter, wenn man den Aussagen der zahlreichen Gratulanten glauben mag.
„Wir liegen im Zentrum Europas und leben genau das Europa, von dem viele träumen“, brachte Manfred Gerschheimer, Betriebsratsvorsitzender von Michelin Homburg, den Eindruck auf den Punkt, dass bei Michelin in Homburg die grenzüberschreitende Zusammenarbeit besonders gelebt wird. Gerschheimer führte auch einen historischen Grund dafür an, wieso heute ein Drittel der Belegschaft aus Frankreich kommt. „Als das Werk 1971 eröffnet wurde, da haben Werksbusse die Mitarbeiter aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Elsass und Lothringen nach Homburg gebracht“, erzählte Gerschheimer, der selbst seit 41 Jahren vor Ort tätig ist. „Und auch heute haben wir noch eine multikulturelle Belegschaft.“
Diese deutsch-französische Zusammenarbeit resultierte in den vergangenen 50 Jahren in der Herstellung und Erneuerung von knapp 50 Millionen Reifen. Dazu fertigen die rund 1500 Mitarbeiter jährlich rund 150.000 Gummimischungen und 10,5 Millionen m² Stahlcordgewebe. Der erste Reifen wurde genau am 16. April 1971 gefertigt. Seit dieser Zeit hat sich einiges verändert. Nicht nur auf dem Fabrikgelände selbst, sondern auch gesellschaftlich. So betonte der jetzige Werksleiter Bernd Lanius in seiner Ansprache den großen Stellenwert, den das Thema Nachhaltigkeit in Homburg einnehme. „Dieses spielt nicht nur bei den Produkten eine entscheidende Rolle, sondern auch bei der Produktion.“ Derzeit stelle man beispielsweise 70% des eigenen Energiebedarfs selbst her. “Um eine weitere Verbesserung des CO²-Verbrauchs des Werks erreichen zu können, prüfen wir derzeit auch weitere Möglichkeiten einer alternativen Energieversorgung. Auch ein Ausbau der Photovoltaik-Anlagen und eine Eigennutzung dieser emissionsfreien Energie ist in Planung.”
Neben Klima- und Umweltschutz stellte Lanius noch einen weiteren Aspekt heraus: die technische Innovation. Schließlich geht es heute nicht mehr nur um die Reifenherstellung, sondern auch um die digitale Vernetzung der Reifen. „Als einziges Werk in Europa ummanteln wir jährlich rund 15 Millionen RFID-Chips in einem High-Tech-Verfahren mit einer Gummischicht und bauen diese direkt in die Neureifen ein“, so Lanius. Alternativ würden die Chips direkt an weitere Michelin-Standorte in Europa, Brasilien, China, Kanada und Thailand geschickt. „Der Chip erlaubt nicht nur eine lückenlose Rückverfolgbarkeit des Reifens, sondern speichert auch Informationen zu Verschleiß, Laufleistung, Temperatur.“ Nicht nur aufgrund dieser Innovationsfähigkeit sieht man den Standort Homburg im Unternehmen offenbar sehr positiv. Dies war zumindest den Worten des Präsidenten der Michelin-Gruppe, Florent Menegaux, zu entnehmen. „Ich schätze, dass der Standort an verschiedenen Projekten arbeitet, die unsere Strategie des nachhaltigen Wachstums unterstützen.“ In diesem Zusammenhang wies Menegaux ebenfalls auf die RFID-Chips hin. „Solche Technologien spielen eine grundlegende Rolle in der Entwicklung unserer Reifen.“
Lob gab es jedoch nicht nur aus den Reihen des Unternehmens, sondern auch von zahlreichen saarländischen Politikern. „Michelin ist seit 1971 ein sichtbares Zeichen des saarländischen Wandels zum Automobilstandort“, sagte Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) in einem Grußwort. Darüber hinaus hob er die „Innovationsfähigkeit“ und das „Umweltbewusstsein“ des Reifenherstellers hervor. Auch Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger fand warme Worte. „Michelin zeigt, wie man auch in schwierigen Zeiten, wenn ein Transformationsdruck besteht, erfolgreich weiter wirtschaften kann.“ So zeige der Standort Homburg schon seit langem, wie man nachhaltig produzieren kann. Genau das dürfte auch in den kommenden Jahren in Homburg das Ziel sein, wenn man den Worten von Werksleiter Bernd Lanius folgen darf. Ob daraus gleich weitere 50 werden, steht aber freilich noch in den Sternen.
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