Die Schätzkosten von 3,75 Millionen Euro aus dem Jahr 2020 für den ersten Ausbauabschnitt des Homburger Waldstadions sind Makulatur und werden sich nach Ansicht von Fachplanern fast verdreifachen.
Doch schon vor über zwei Jahren hatte im Stadtrat keiner ernsthaft damit gerechnet, dass die angesetzte Summe ausreichen würde. Die Schätzung war dennoch notwendig, um überhaupt eine Planung für die Sanierung und den Ausbau des Stadions auf den Weg bringen zu können. Dazu wurden verschiedene Ausbaupakete geschnürt, auf die ein Team von Fachplanern in den letzten Monaten kritisch geschaut hat. Das Resultat stellte am Donnerstag Projektsteuerer Rainer Bastian (Büro Tribast) im Stadtrat vor. Fazit: Die Kosten für das beschlossene Ausbaupaket A verdreifachen sich nahezu auf 10,3 Millionen Euro, aber dafür gibt es am Ende ein Stadion, das alle baurechtlichen Voraussetzungen erfüllt, Veranstaltungen bis über 15.000 Besucher ermöglicht, endlich eine ausreichende Anzahl von Duschen, WCs und Umkleideräumen vorhält, und eine Technik, die nach oben hin Luft hat. Bedeutet: Die Vorplanung sieht prinzipiell eine erneuerte Grundausstattung vor, auf die im Fall des Falles eine Drittliga-Tauglichkeit aufsetzen kann.
Vorweggenommen: Der Stadtrat stimmte mit deutlicher Mehrheit dem Vorschlag der Verwaltung zu, sich beim Land um Fördermittel bemühen zu wollen, um die Ertüchtigung voranzutreiben. Zwangsläufig musste er auch zustimmen, dass die Kreisstadt 750.000 Euro zeitnah in die Hand nehmen kann, um dringende Betonsanierungen zum Bauerhalt des Stadions durchführen zu können.
Im Jahr 2017 hatte sich der Rat schon einmal mit der Stadion-Sanierung befasst. Damals stand rund eine Million Euro im Raum. Nachdem Jahre später Innenminister Klaus Bouillon eine Bedarfszuwendung in Höhe von drei Millionen Euro zugesichert und die Kreisstadt im Haushalt 750.000 Euro an Eigenmitteln ausgewiesen hatte, hatte die Politik eine erste Finanzmarke. Allerdings noch ohne konkretes Fundament. Dieses haben nun Rainer Bastian und seine Kollegen erstellt. Dass ausreichend dimensionierte Versorgungsleitungen für das Stadionrund erforderlich sind, zeitgemäße Umkleiden und deutlich mehr Toiletten, wie sie von den geltenden Bauvorschriften verlangt werden, das Vorhaben insgesamt verteuern, war den allermeisten Mandatsträgern einleuchtend.
Eher neu war der Umstand, dass rund um das Stadion eine neue Außenführung für die Entwässerung notwendig wird, die mit gleich 2,2 Millionen Euro zu Buche schlägt. Allgemeine Baukostensteigerungen im Bereich von 1,5 Millionen Euro mussten ebenfalls aufgesattelt werden. Letztlich hatte die Verwaltung mit 10,3 Millionen Euro eine erste konkrete Planungszahl für das beschlossene Ausbaupaket A vorliegen und hatte vorsichtig bei der Landesregierung wegen Fördermitteln angefragt. Dort habe man, so Bürgermeister Michael Forster, eine Übernahme der kompletten Mehrkosten abgelehnt. Üblich seien 50 Prozent. Dazu aber braucht das zuständige Ministerium eine konkrete Vorentwurfsplanung und die hat Bastian nun ausgearbeitet.
Zusätzlich wurde dabei auch eine Prioritätenliste erstellt. Danach ist es möglich, dass im Falle dessen nicht alles als förderfähig anerkannt wird, zumindest mit den wichtigsten Sanierungen begonnen werden kann. Ein Umstand, den etwa Marc Piazolo (Grüne) sehr zu schätzen wusste, während sein Fraktionskollege Winfried Anslinger eher die Positon vertrat, das Projekt insgesamt zweigeteilt zu betrachten: Was ist wichtig für den Schul- und Breitensport und was sind zusätzliche Wünsche des FC Homburg? Hier erntete Anslinger deutliche Kritik aus den übrigen Fraktionen. Michael Rippel (CDU), Markus Loew (AfD), Barbara Spaniol (Linke), Jörg Kühn (FDP), Axel Ulmcke (FWG) und vor allem Eric Gouverneur (SPD) machten deutlich, dass eine Sanierung im dargestellten Umfang unerlässlich für Homburg und seine Vereine sei.
„Wir dürfen unsere Sportbegeisterten nicht im Regen stehen lassen“, meinte Gouverneur zweideutig, nahm die Erfordernis vorbereitender Arbeiten für eine Überdachung der Gegengeraden in den Blick und wies auf die Notwendigkeit von Versorgungsleitungen, Lagerräumen, Anschlusspunkten und WCs auch auf der Gegengeraden hin. Zudem machte er deutlich, dass der FC Homburg eine für Homburg wichtige Jugendarbeit leiste. Gouverneur sah Breitensport und Vereinsinteresse nebeneinander und bekam Beifall.
Für Michael Rippel ist die nun vorgelegte Planung ein Meilenstein: „So weit waren wir bislang noch nie mit der Vorausplanung. Wir haben erstmals valide Zahlen und sollten die Planungen weitertreiben.“ Barbara Spaniol sieht das Land in der Pflicht, das sich neben Stadt und Verein ebenfalls voll und ganz in die Finanzierung einbringen müsse. Die Stadtverwaltung hat nun den Auftrag des Stadtrates, mit eben diesem Land über die Förderung zu verhandeln. Danach richtet sich die weitere Vorgehensweise. Dass die Planung modular aufgebaut ist – wie 2020 beschlossen – werteten auch zum jetzigen Zeitpunkt die Mandatsträger positiv.