Der Online-Handel hat im Gegensatz zum stationären Einzelhandel stark hinzugewonnen. Gaben die Studienteilnehmer an, vor der Krise 4,92 Prozent ihrer Lebensmittel und 41,7 Prozent ihrer anderen Einkäufe online erledigt zu haben, stieg dieser Anteil während des Lockdowns auf 7,79 Prozent (Lebensmittel) bzw. 54,62 Prozent (Non-Food). Beides sind im wissenschaftlichen Sinne signifikante Unterschiede. „Man muss allerdings beachten, dass die vorliegende Stichprobe bereits vor der Krise eine hohe Affinität zum Online-Shoppen hatte“, schränkt Andrea Gröppel-Klein ein. Denn dadurch, dass eine im Internet durchgeführte Umfrage von sich aus eher internet-affine Menschen anzieht, machen damit natürlich auch mehr Online-Einkäufer mit als im repräsentativen Bevölkerungsdurchschnitt.

Auch in Zukunft erwarten die Studienautorinnen eine Zurückhaltung der Menschen im stationären Einzelhandel. „Der schon vorher erkennbare Trend hin zum Online-Shopping hat sich durch die Coronakrise offenbar noch beschleunigt“, konstatiert Andrea Gröppel-Klein. Zwar habe der Umsatz des stationären Handels 2019 vor der Krise bei 89 Prozent des Gesamtumsatzes gelegen, online wurden bisher „nur“ 11 Prozent umgesetzt. „Der Rückgang des Erlebniseinkaufs geschieht derzeit aber in einem Ausmaß, wie wir ihn selten erlebt haben“, erklärt die Professorin weiter.

Nicht zuletzt sind es insbesondere ältere Menschen, Eltern mit Kindern und Menschen mit höheren Einkommen sehr vorsichtig in ihrem Konsumverhalten, wie die Studie der Wirtschaftswissenschaftlerinnen zeigt. Auch hier sind insbesondere die Saarländer pessimistischer als die Nicht-Saarländer unter den Teilnehmern. Der Aussage „Mein Konsumverhalten wird sich durch die Covid-19-Pandemie dauerhaft ändern“ gaben die Saarländer einen Wert von 3,14, während die Nicht-Saarländer dem Punkt einen Wert von 2,84 beimaßen. Auch die Aussage „Einkaufen wird für mich nach der Covid-19-Pandemie nie mehr so unbeschwert sein wie vorher“ betrachten die Saarländer mit einem Wert von 3,3 deutlich skeptischer als Nicht-Saarländer (2,86). Insbesondere der drohende Verlust des Arbeitsplatzes und damit des Einkommens steht der Kauflust im Weg.

Auch gesundheitliche Gründe spielen natürlich eine Rolle: Zwar empfinden die Kunden die Maskenpflicht als großes Hemmnis. Mit einem Wert von 4,89 ist die Zustimmung zur Aussage „Einkaufen mit Mundschutz stellt für mich kein Einkaufserlebnis mehr dar und bedeutet für mich keinen Spaß mehr“ sehr hoch. Allerdings seien sehr viele Konsumenten besorgt, sich in den Geschäften anstecken zu können. Daher mieden sie Menschenansammlungen und suchten Geschäfte sehr gezielt auf, so Andrea Gröppel-Klein. Der Mittelwert aller Befragten liegt hier bei 4,68, also auf ähnlichem Niveau wie die Aussage, dass der Mundschutz hinderlich beim Erlebniseinkauf sei. „Die Abkehr von der Mundschutzpflicht könnte daher einen Bumerangeffekt auslösen“, lautet das Fazit der Wirtschaftswissenschaftlerin. Den wenigen, die dann wieder Lust am Einkaufsbummel hätten, stünden die vielen gegenüber, die dann aus Angst vor der Ansteckung zuhause blieben, statt sich womöglich mit Maske in die Geschäfte zu begeben. „Der Handel sollte daher noch warten, die Mundschutzpflicht aufzugeben“, warnt die Expertin vor verfrühten Maßnahmen.

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