Shopping Zeit auf Homburgs Straßen. - Bild: Stephan Bonaventura

Für den Einzelhandel in den Innenstädten ist die Coronakrise ein existenzielles Problem, denn die Kunden bleiben aus. Der sogenannte „Erlebniseinkauf“, also die Shoppingtour durch die Innenstadt, hat signifikant an Bedeutung verloren, wie eine Studie des Instituts für Konsum- und Verhaltensforschung der Universität des Saarlandes belegt. Saarländerinnen und Saarländer zeigten sich in der Umfrage im Vergleich zum Bundesschnitt besonders pessimistisch.

Die Frequenz der Passanten in den Innenstädten steigt wieder, doch in den Geschäften geht es ruhiger als vor der Coronakrise zu, die vielen Deutschen die Lust am Einkauf genommen hat. Insbesondere der sogenannte „Erlebniseinkauf“ leidet unter dem Ausbleiben der Kunden. Den Stadtbummel, bei dem man hier ein neues Paar Schuhe und dort noch eine neue Jacke einkauft, sparen sich die meisten derzeit. Wie sich das Einkaufsverhalten konkret geändert hat und mit welchen Erwartungen die Deutschen in ihre (Einkaufs-)Zukunft blicken, haben Marketing-Professorin Andrea Gröppel-Klein und ihre Mitarbeiterin Kenya Kirsch am Institut für Konsum- und Verhaltensforschung untersucht.

An der nicht-repräsentativen Online-Studie haben Ende Mai/Anfang Juni rund 1000 Freiwillige teilgenommen, darunter rund zwei Drittel aus dem Saarland. „Dadurch, dass die Gruppe sehr groß ist und auch sehr heterogen, können einzelne Gruppen wie Saarländer und Nicht-Saarländer, Männer und Frauen oder Angestellte und Selbstständige gut miteinander verglichen werden“, sagt Andrea Gröppel-Klein. „Als ein zentrales Ergebnis konnten wir so herausfinden, dass insbesondere Saarländerinnen und Saarländer spürbar weniger Lust auf den ‚Erlebniseinkauf‘ haben als vor der Krise“, erläutert die Marketing-Expertin weiter.

Die saarländischen Studienteilnehmer gaben an, nach der Wiedereröffnung der Geschäfte messbar weniger Lust auf einen Einkaufsbummel zu haben als die teilnehmenden Nicht-Saarländer, die zwar ebenfalls deutlich weniger Neigung verspüren, eine Shoppingtour zu machen, diese Abneigung aber weniger ausgeprägt ist als bei den Saarländern. In die Sprache der Wissenschaft übersetzt heißt das: Auf einer Skala von 1 (stimme nicht zu) bis 7 (stimme voll zu) haben die Saarländer ihre Lust auf den „Erlebniseinkauf“ nur noch mit einem Wert von 1,96 zugestimmt, Nicht-Saarländer hingegen mit 2,14. Dieser Unterschied ist signifikant. Im Gegensatz dazu lagen die Werte vor der Coronakrise nahe beieinander. Hier waren Saarländer wie Nicht-Saarländer mit 3,38 zu 3,3 in ihrer Neigung zum Einkaufsbummel sehr ähnlich.

In allen Gruppen gleich stieg hingegen die Bedeutung des sogenannten utilitaristischen Einkaufs, dem Einkauf der notwendigen Dinge wie zum Beispiel Lebensmittel, Hygieneartikel und anderen Gebrauchswaren. Egal ob Saarländer oder Nicht-Saarländer, Männer oder Frauen, jung oder alt: Vor dem Lockdown stimmten die Studienteilnehmer mit einem Wert von 4,37 zu, diese Art Einkäufe zu bevorzugen. Nach den Geschäftsschließungen lag dieser Wert mit 5,23 sehr viel höher.

Weiterlesen auf Seite 2

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein